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Beitrag vom 20.04.2003
Ich habe ein Quatsch-Buch geschrieben, eines, das amüsieren soll
Natasa Konopitzky
Ein Interview mit Jenni Zylka, Ex-Comedian, freie Journalistin und Autorin von "1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann"
Am 2. Mai 2003 erscheint ihr Erstlingswerk bei Rowohlt: "1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann". Eine leichte Lektüre über eine selbstbewusste Frau im besten Alter namens Judith, die nachts als Text-Redakteurin arbeitet, von einem Radio Moderator träumt, gerne albern ist und keine Beziehung braucht um glücklich zu sein.
AVIVA-Berlin: Ist Dein Buch eine Message gegen das typische Singlesein?
Jenni Zylka: Wenn man das so sagen will, ja. Ich wollte die Geschichte nicht so enden lassen: Judith findet ihren Traummann, der kommt dann und küsst sie. So wie sie ist, braucht sie nicht unbedingt einen. Warum sollte man als Single nicht glücklich sein? Freunde sind wichtiger als eine Beziehung, sie sind wie Familie. Mein Buch soll konterkarieren, dass Frauen unglücklich und immer auf der Suche sind. Ich kenne auch Frauen, die sagen: Langsam glaube ich, keiner will mich. So eine dumme Scheiße. Judith verdrängt Dinge, sie kann sich nicht dagegen wehren, was von allen Seiten auf sie hereinprasselt. Ich hatte keine Lust, ein Buch zu schreiben, in dem die Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Das nervt mich ganz oft bei bestimmten Frauenbüchern. Man erfährt nichts über die Frau, außer, dass sie einen Mann sucht. Alles sonst läuft nebenbei. Es geht im Leben nicht nur um Beziehungen. Es gibt genug andere Dinge, die einen glücklich oder unglücklich machen können. Es ist nicht alles nur ich und du.
AVIVA-Berlin: Was steckt von Dir in Judith?
Jenni Zylka: Mir fällt es leichter, Dinge zu schreiben, die ich selbst erlebt habe. Deswegen habe ich die Geschichte auch in einer Szene angesiedelt, die ich kenne. Ich wollte nicht, dass man sagt: die Frau gibt`s nicht, den Beruf gibt`s nicht.
Man sollte sich vorstellen können, mit der Frau befreundet zu sein.
Das ist eine ganz Nette, glaube ich. Judith lebt jetzt, man erfährt wenig über ihre Vergangenheit, sie will sich nicht ständig mit sich selbst beschäftigen. Dieses Frauenthema nervt mich auch oft. So eine sollte sie nicht sein. Sie sollte über alle Sachen nachdenken, nicht nur über sich selbst. Ich finde es sehr schwer, etwas Trauriges zu schreiben, etwas Lustiges fällt mir leichter, habe ja auch Comedy gemacht. Ich habe ein Quatsch-Buch geschrieben, eines das amüsieren soll. Wenn ich Glück habe, konnte ich dieser Szene eine Stimme geben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man das Buch noch in hundert Jahren liest. Also, bestimmt kein weltbewegendes Werk.
AVIVA-Berlin: Das Buch heißt "1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kann". Wieso Schwerelosigkeit?
Jenni Zylka: Der Titel ist geklaut, von Douglas Addams "Per Anhalter durch die Galaxis". Als Teenie fand ich, dass das die lustigsten Bücher der Welt sind. Und hab mir gedacht, falls ich einmal ein Buch schreiben sollte, dann müsste es das Buch zu diesem Titel sein. 1000 neue Dinge, das passt gut zu Judith. Sie überlegt sich immer irgendeinen Quatsch, mit dem sie sich die Zeit vertreibt. Und Schwerelosigkeit: Judith hat eine Zeitlang einfach ein schwereloses Leben. Inhaltlich passt es einfach gut. Zumindest sollte es ein Buch sein zu diesem Titel.
AVIVA-Berlin: Du siehst Dich selbst nicht als Schriftstellerin, hast Du denn vor noch ein zweites Buch zu schreiben?
Jenni Zylka: Ich schreibe gerade ein zweites Buch, weil der Verlag gesagt hat: Schreib doch noch ein Zweites. Eigentlich habe ich schon alles gesagt, was ich sagen wollte. Aber dann hatte ich eine total gute Idee. Eine Fake-Biographie über eine Instrumente-Surf-Frauenband. Ich wollte selbst vor 8 Jahren eine gründen, das ist aber total schwer, Frauen wollen immer singen.
Jenni Zylka1000 neue Dinge, die man bei Schwerelosigkeit tun kannRowohlt Taschenbuch Verlag, Mai 2003
ISBN: 3-499-23405-X
7,90
192 Seiten, kartoniert