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Beitrag vom 27.05.2005
Immortal
Anne Winkel
Ein bisschen Faust, ein bisschen Metropolis, ein bisschen Liebesschnulze. Enki Bilals Zukunftsmärchen erzählt vom (genmanipulierten) Leben im New York des Jahres 2095. Kinostart: 26. Mai 2005.
Aus dem Blickwinkel einer jungen Frau sieht man verzerrte Bilder in sepiabraun. Die Frau heißt Jill Bioskop (Linda Hardy). Sie hat blaues Haar, milchweiße Haut und verfügt über die inneren Organe und Gedächtnisleistungen eines drei Monate alten Säuglings. Die Perspektive wechselt zur Wissenschaftlerin Elma Turner (Charlotte Rampling). Die Konturen werden wieder scharf, die Farben kühl. Die Forscherin hat die Erlaubnis, sich eine/n der vom Eugenic Konzern eingefangenen menschenähnlichen Wesen für ihre Studien auszusuchen. Die Wahl fällt auf Jill, die nicht nur als Forschungsobjekt überzeugt.
Stadtansicht: Autos schweben auf verschiedenen Ebenen des futuristischen New Yorks. Der Gott Horus (Thomas M. Pollard), halb Falken-, halb Menschengestalt blickt auf die Stadt zu seinen Füßen. In sieben Tagen soll er seine Unsterblichkeit verlieren. Um etwas von sich weiterleben zu lassen, muss sich Horus in einem kompatiblen Körper einnisten und sich mit einer besonderen Mutantinnenspezie paaren. Nach zahlreichen Fehlversuchen findet er in Alcide Nikopol (Thomas Kretschmann) den passenden Wirt und in Jill die ideale Frau. Fortan aber kämpft Nikopol gegen die Instrumentalisierung seines Körpers durch Horus und für die Liebe und das Vertrauen Jills.
"Immortal" basiert auf den ersten beiden Comicbänden der Trilogie "La foire aux immortels" von Enki Bilal. In seinem Werk mischt Bilal seine Visionen der Zukunft mit Elementen der ägyptischen Mythologie. Angerissen werden ethische und gesellschaftspolitische Fragen.
Bei der Verfilmung der Bildgeschichten hat Bilal die Regie übernommen. Die visuellen Effekte setzte die französische Animationsfirma "Duran" ("Die fabelhafte Welt der Amélie", "Pakt der Wölfe") in 3D um. Entstanden ist eine Filmarchitektur, die an Langs "Metropolis" und "Das fünfte Element", Regie: Luc Besson, erinnert. Die visionäre Stadtgestaltung wird begleitet durch eine unaufdringliche Musik (Komposition: Goran Vejvoda, Sound Design: Laurent Quaglio), die nur gezielt ins Bewusstsein der ZuschauerInnen drängt.
AVIVA-Tipp: Die dominierende Liebesgeschichte spielt in einer maroden, visuell-beeindruckenden Zukunftsmetropole (auch wenn Reliquien aus der Vergangenheit irritierend wirken können, wie ein Stop- oder Parkschild). Die romantisch-poetische Annäherung der ProtagonistInnen wird aufgelockert durch gelegentliches Blutspritzen, eine unappetitliche Essorgie, explodierende MutantInnen und subtilen Humor.
Immortal
Frankreich 2004, Länge: 102 Minuten
Regie: Enki Bilal
DarstellerInnen: Linda Hardy, Thomas Kretschmann, Charlotte Rampling, Thomas M. Pollard
Kinostart: 26. Mai 2005