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Beitrag vom 27.01.2005
Ein Leben mit der Kamera
Sarah Ross
Vom 21.01. bis 03.04.2005 zeigt die Stiftung Stadtmuseum Berlin und das Kunstforum der Berliner Volksbank, was zu Eva Kemleins (1909-2004) Lebenselixier wurde - die Theaterfotografie
Als Tochter jüdischer Eltern wurde Eva Kemlein 1909 in Berlin-Charlottenburg geboren. Dort ist sie aufgewachsen, zur Schule gegangen, dort hat sie geheiratet, und dort ist sie am 8.8.2004 gestorben. Ihre tiefe Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt sollte stets ihre künstlerischen und journalistischen Fotoarbeiten bestimmen. Den Weg dorthin fand Kemlein über das Fach der wissenschaftlich-medizinischen Fotografie im Rahmen ihrer Ausbildung zur Medizinisch Technischen Assistentin (1927-1929).
Ihr Ehemann Herbert Kemlein inspirierte sie dazu, sich auf die Suche nach etwas Neuem zu machen. So veröffentlichten sie während der gemeinsamen Jahre in Griechenland von 1933-1937 Reportagen über Land und Leute. Im Zuge der Nürnberger Rassengesetze wurden beide 1937 des Landes verwiesen. Um den Problemen, die mit der Mischehe einhergingen, zu entkommen, ließen Eva und Herbert sich scheiden. Eva kehrte nach Berlin zurück.
Bis zu ihrer Befreiung durch die Rote Armee im Mai 1945, verbrachte Kemlein die letzten und schwierigsten Kriegsjahre in einem Berliner Versteck. Gemeinsam mit ihrem Freund Werner Stein, einem bekannten Berlin Schauspieler, den sie nach ihrer Rückkehr aus Griechenland kennen lernte, machte sie sich politisch im Untergrund aktiv. Ihre Leica konnte die Fotografin trotz der lebensbedrohenden Umstände und der ständigen Armut über die Kriegsjahre hinweg retten.
Die Nachkriegsjahre Kemleins waren von ihrem Wunsch bestimmt, aktiv am Wiederaufbau des Berliner kulturellen Lebens teilzunehmen. Immer auf der Suche nach guten Reportagethemen durchstreifte sie die Stadt, pendelte zwischen West- und Ostberlin, und machte zahlreiche Fotoreportagen über die Berliner Nachkriegsgeschichte. Bereits am 21.5.1945 wurde ihr erstes Foto in der Berliner Zeitung gedruckt, an deren Renaissance sie beteiligt war.
Nachdem Kemlein 1950 ihre Festanstellung beim Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst aufgab, legte sie den Fokus ihrer freiberuflichen Tätigkeit auf die Theaterfotografie. Ihr Lebenspartner Werner Stein und ein enger Freund, der erfolgreiche Schauspieler des Berliner Ensembles, Ernst Busch, vermittelten Kemlein eine andere, intimere Sichtweise und Auseinandersetzung mit dem Theater. In den kommenden 40 Jahren wird die Theaterfotografie zu ihrer großen Leidenschaft: KünstlerInnenportraits und Theaterszenen bestimmten ihre Arbeit. Die Eigenart der Inszenierungen und die Körperlichkeit, Gestik und Mimik der SchauspielerInnen hielt sie in ihren Bildern fest. Ihr lebenslanger Drang, die Dinge ergründen, verstehen und wiedergeben zu wollen, lassen die vergangenen 40 Jahre West- und Ostberliner Theatergeschichte in ihrem Werk lebendig werden.
Ihre Arbeit besticht durch eine präzise, ausdrucksstarke und eindringliche Technik. Neben Theaterszenen, Portraits Berliner Persönlichkeiten des kulturellen Lebens, gehören auch Berliner Stadtansichten und Reportagen über alltägliche und politische Ereignisse zum künstlerischen Nachlass Kemleins.
"Eva Kemlein (1909-2004) - Ein Leben mit der Kamera"
21.01. bis 03.04.2005
Kunstforum der Berliner Volksbank
Budapesterstraße 35 (gegenüber vom Zoo), U+S Zoologischer Garten, U Wittenbergplatz, Bus 100 und 200, Tel. 030/30 63 - 17 17
10787 Berlin
www.stadtmuseum.de
Täglich 10 - 18 Uhr, Eintritt
4,- Euro/ ermäßigt 3 Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren, Schulklassen und Bankteilhaber haben freien Eintritt