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Beitrag vom 17.01.2005
Der Tango der Rashevskis
Julia Richter
Ein sehenswerter Film von Sam Garbarski um eine Familie in Frankreich und die Suche nach der Bedeutung ihres jüdischen Erbes. Amüsant und sensibel erzählt. Mit herausragenden SchauspielerInnen
Die Rashevskis sind das, was man eine sehr liberale jüdische Familie nennen könnte.
Mit dem Dahinscheiden von Rosa, dem Familienoberhaupt der Rashevskis, zeigen sich erste Risse in der Familie und der einzelnen Charaktere: Die Frage nach dem ganz eigenen "Jüdisch-Sein", nach der religiösen und familiären Verwurzelung ist das eigentliche Thema, als der engste Familienkreis der Rashevskis über die Grablegung der Großmutter zu befinden hat: streng orthodox oder liberal.
Rosas Tod löst bei einigen Familienmitgliedern die Suche nach der eigenen Identität aus. Ihr ältester Sohn Simon, der eine nichtjüdische Frau geheiratet hat, muss auf deren Drängen hin entscheiden, wo er später beerdigt werden will: Allein auf dem jüdischen Friedhof wie seine Mutter oder neben Isabelle, der als Nichtjüdin ein Grab auf dem jüdischen Friedhof verwehrt bleibt. Ihre gemeinsame Tochter Nina hingegen sieht ihr Dasein als Halbjüdin mit einem Makel behaftet, das sie nur durch eine Ehe mit einem religiösen Juden vermeint tilgen zu können. Kompliziert wird es, als sich ein Freund der Familie, der Goj Antoine, in sie verliebt. Eine ähnlich konfliktreiche Situation entsteht, als Ninas Cousin Ric seiner muslimischen Freundin einen Heiratsantrag macht.
Doch trotz aller Differenzen gibt es ein starkes Band, das diese Familie eint und den Mitgliedern in problematischen Situationen die Lebensfreude erhält: der Tango. Beim Tanzen verlieren die Auseinandersetzungen der Rashevskis an Bedeutung und der Zusammenhalt rückt in den Mittelpunkt. Als am Pessachabend ein Zerwürfnis droht, besinnt sich die Familie auf Rosas Vermächtnis und löst die Spannungen, indem sie dem Rat ihrer verstorbenen Großmutter folgt.
Denn wie hätte Rosa gesagt: Tango!
AVIVA-Tipp: Mit großer Sensibilität zeichnet der Regisseur Sam Garbarski die unterschiedlichen Charaktere und ihre Auseinandersetzung mit den religiösen Differenzen. Humor und Ernst, Leidenschaft und Melancholie liegen in diesem Film nah beieinander, der seine Überzeugungskraft den hervorragenden SchauspielerInnen verdankt.
In Frankreich war dieser Film der Ãœberraschungserfolg des vergangenen Jahres.
Der Tango der Rashevskis
Le Tango des Rashevski
Regisseur: Sam Garbarski
Frankreich 2003
DarstellerInnen: Nathan Cogan, Hippolyte Girardot, Ludmila Mikael, Daniel Mesguich, Michel Jonasz, Jonathan Zaccaï, Tania Garbarski, Hippolyte Girardot u.a.
FSK: ab 6 Jahren
Länge: 100 min.
Filmstart: 20. Januar 2005
Kinostart am 20.01. in folgenden Berliner Kinos:
Kino in der Kulturbrauerei
Hackesche Höfe Filmtheater (OmU)
Neue Kant Kinos
www.der-tango-der-rashevskis.de