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Beitrag vom 01.01.2005
Alles auf Zucker. Ein humorvolles Meisterwerk von Dany Levy
Julia Rohrbeck
Was tun, wenn die Frau mit Scheidung droht und sich die jüdisch-orthodoxe Verwandtschaft zu Hause einnistet, um gemeinsam nach dem Tod der Mutter die Trauerwoche zu verbringen?
Zu DDR-Zeiten hat sich Jakob Zuckermann (Henry Hübchen) als Sportreporter "Jaeckie Zucker" einen Namen gemacht. Doch jetzt sind die glorreichen Zeiten vorbei: Seine Frau Marlene (Hannelore Elsner) droht mit Scheidung und Sohn Thomas (Steffen Groth), Filialleiter einer Bank, steht mit dem Gerichtsvollzieher vor der Tür. Durch den Tod seiner Mutter soll sich Zucker nun, wie im Testament verlangt, mit seinem verfeindeten Bruder Samuel (Udo Samel) versöhnen. Zur Belohnung gibt´s "Mammes" Erbe.
Marlene liest sich währenddessen mit Eifer durch "Wie Juden leben" und versucht, das Zucker-Domizil in einen koscheren Hort des Familienglücks zu verwandeln: Menorot, siebenarmige Leuchter, und Messusot, kapselhafte Behälter mit dem wichtigsten jüdischen Gebet, werden dilettantisch drapiert und der Kühlschrank fieberhaft mit koscheren Nahrungsmitteln gefüllt.
Die orthodoxe Verwandtschaft aus Frankfurt lässt nicht länger auf sich warten. Noch am Flughafen beginnen die Streitereien und Zucker hat zusätzlich ein weiteres Problem am Hals: Das Erbe fällt ihm nur dann zu, wenn die Familien das jüdische Gesetz einhalten: Sieben Tage strengste Totenwache!
Zu allem Ãœbel findet gerade in diesen Tagen das mit 100.000 Euro dotierte "European Pool Turnier" statt, das der gewitzte Billardspieler Zucker unbedingt gewinnen muss, um seine Schulden zu begleichen.
Ein Slalomlauf zwischen Trauerwoche und Billardturnier fordert Zuckers Einfallsreichtum heraus: Er muss diverse Zusammenbrüche simulieren, um vor der Verwandtschaft und Rabbi Ginsberg (Rolf Hoppe) sein Fernbleiben von der Schiwa zu rechtfertigen...
Im Berlin von heute lässt Dani Levy zwei zerstrittene Familienzweige aufeinander treffen, die seit dem Mauerbau voneinander getrennt waren - und schildert damit einen Zusammenprall der Kulturen.
"Juden können mit sich schonungslos umgehen, politisch unkorrekt, selbstironisch. Jüdischer Humor betrachtet Menschen liebevoll, ist frech ohne dabei in die Klamotte abzugleiten", so der Regisseur.
AVIVA-Tipp: Henry Hübchen und Hannelore Elsner sorgen in "Zucker" für hochklassige Unterhaltung. Die wundervolle, unorthodoxe Komödie greift aktuelle soziale und wirtschaftliche Probleme auf, spielt frech mit Klischees, ist reich an witzigen Anekdoten und wird niemals langweilig! Dieser Film darf nicht verpasst werden!
Alles auf Zucker!
Deutschland 2004
Eine Produktion von X Filme Creative Pool
Regie: Dani Levy
Buch: Dani Levy und Holger Franke
DarstellerInnen: Henry Hübchen, Hannelore Elsner, Udo Samel, Golda Tencer, Steffen Groth, Anja Franke, Sebastian Blomberg, Elena Uhlig, Rolf Hoppe, Inga Busch
Länge: 90 min
Kinostart: 6.1.2005
www.zucker-derfilm.de