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Beitrag vom 23.06.2004
Meret Oppenheim. The first Lady of MoMA
Sabine Grunwald
Die Galerie Schoen + Nalepa präsentiert bis zum 28. August 2004 das umfangreiche Œuvre einer der ungewöhnlichsten Künstlerinnen unseres Jahrhunderts
Meret Oppenheim, 1913 in Berlin geboren, war eine der ersten Künstlerinnen, deren Werk von Alfred Barr, dem Gründungsdirektor des Museums of Modern Art, 1938 in die Sammlung aufgenommen wurde.
Mit ihrer zum Mythos gewordenen Pelztasse dem "Déjeuner en fourrure" wurde sie weltberühmt. Das mit Fell bezogene Frühstücksgedeck, 1936 in der Pariser Surrealisten-Schau gezeigt, gehört zu den herausragenden Werken der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts.
Die Künstlerin beschränkte sich aber nie auf die Form des Surrealismus sondern überraschte immer wieder aufs Neue durch formale, inhaltliche und mediale Vielfalt. Sie war gegenüber den unterschiedlichsten Strömungen aufgeschlossen und präsentierte ihre Arbeiten mit Selbstironie und Witz.
In der Galerie ist ihr umfangreiches Werk durch Malerei, Zeichnungen, Objekte, Dichtung, Mode- und Schmuckentwürfe vertreten. Durchdrungen von einer kreativen Energie fühlte sie sich stets nur ihrer eigenen Fantasie verpflichtet.
"Jeder Einfall wurde geboren mit seiner Form. Ich realisiere die Ideen, wie sie mir in den Kopf kommen. Man weiß nicht, woher die Einfälle einfallen: sie bringen ihre Form mit sich, so wie Athene behelmt und gepanzert dem Haupt des Zeus entsprungen ist, kommen die Ideen mit ihrem Kleid."
(Meret Oppenheim aus dem "Buch der Ideen".)
Mit ihren Künstlerfreunden Max Ernst, Marcel Duchamp, André Breton, Francis Picabia, Hans Arp, Alberto Giacometti und Man Ray hatte sie den freien Umgang mit Materialien und die Verfremdung des Alltäglichen gemein.
Das erste Beispiel ihrer schöpferischen Kreativität ist die Zeichnung der Gleichung: x = Hase, die sie, 16 jährig, in einem Schulheft verewigte.
Ihre Gabe, sich selbst-ironisch zu zitieren, zeigte sich in ihren Entwürfen "Souvenir an das Frühstück mit Pelz", das sie als Kitschobjekt deklarierte. Wie in ihren mit Fell bezogenen Riemchen-Pumps und einem Bierseidel mit Eichhörnchenschwanz.
Auch ihre Modeentwürfe zählen noch heute zur Avantgarde und überraschen durch kreative Details. Den Entwurf für einen mit Pelz überzogenen Armreif verkauft sie an Elsa Schiaparelli, die "Shocking Pink" als Knall-Farbe für Bekleidung einführte und exzentrische Kreationen wie einen Hut in Schuh-Form auf den Markt brachte. Schon bei der "Pelztasse" wird das Zusammenspiel von Kunst, Mode, Design, und der Verbindung von Widersprüchen, ersichtlich, das Meret Oppenheims künstlerische Praxis bestimmt.
Nach einer langen Schaffenskrise startet sie 1954 ihre zweite Karriere. Sie übersetzt das Theaterstück "Wie man Wünsche am Schwanz packt" von Pablo Picasso neu, das von Daniel Spoerri in Bern inszeniert wird. Dazu entwirft sie die Kostüme und das Bühnenbild.
Meret Oppenheim engagiert sich für Frauen und die Freiheit im Kunstbetrieb und erhält zahlreiche Preise und Auszeichnungen. 1981 den Großen Kunstpreis der Stadt Berlin und eine Einladung zur Teilnahme an der documeta 7 in Kassel. 1985 wird sie Mitglied in der Akademie der Künste.
1913 in Berlin geboren, übersiedelt Meret Oppenheim 1918 mit der Familie nach Steinen ins Badische. Gegen Ende ihrer Schulzeit entdeckt sie die deutschen Expressionisten und die "Neue Sachlichkeit" .Mit 18 Jahren, 1932, geht sich nach Paris, um Kunst zu studieren. Sie stellt im Salon des Surindépendants zusammen mit anderen Surrealisten aus. 1933/34 lernt sie Man Ray kennen, der sie fotografiert. Die berühmte Aufnahme, an der Druckerpresse, erscheint 1934 in der Zeitschrift "Minotaure" Nr. 5. Eine leidenschaftliche Affäre mit Max Ernst beendet sie nach einem Jahr, da sie sich von dem Älteren und Berühmteren in ihrer künstlerischen Freiheit eingeschränkt fühlt. Aus finanziellen Gründen heraus unternimmt sie den Versuch, mit Mode- und Schmuckentwürfen Geld zu verdienen. Doch selbst den extravagantesten Couturiers sind ihre Vorschläge eine Spur zu verrückt. 1937 besucht sie die Gewerbeschule in Basel und schließt sich 1948 der "Gruppe 33" an. 1975 erhält sie den großen Kunstpreis der Stadt Basel. Christina von Braun dreht 1978 den Fernsehfilm "Frühstück im Pelz". 1981 erhält M.O. den großen Kunstpreis der Stadt Berlin Am 15. November 1985 stirbt die Künstlerin in Basel.
AVIVA-Tipp: Sehenswert - selbst SammlerInnen werden noch Neues entdecken. Für LiebhaberInnen der Moderne ein Muss!
Ort der Ausstellung:
Galerie Schoen+Nalepa
Wallstr. 23-24, In den Wallhöfen
10179 Berlin
zwischen U-Bahnhof Spittelmarkt und Märkisches Musem
Öffnungszeiten:
Di-Fr 14.00-19.00 Uhr
Sa 12.00-16.00
und nach Vereinbarung Tel.: 030-27 92 96 15 und 030-85 96 25 25
Dauer der Ausstellung:
8. Juni bis 28. August 2004