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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 16.06.2004


Mädchen, Mädchen 2
Anne Winkel

Verschütteter Kaffee, tolpatschige Blondinen, pervers veranlagte Schönlinge und der Prinz im Froschgewand. Die Weiterführung von Mädchen Mädchen. Wieder dabei: Diana Amft. Kinostart: 17. Juni 2004




Die drei Studentinnen Inken (Diana Amft), Lucy (Jasmin Gerat) und Lena (Karoline Herfurth) sind verzweifelt auf Wohnungssuche, nachdem Inken die empfindlich-esoterische Atmosphäre der Stiefmutter stört, Lena sich mit ihrem Freund zerstritten hat und Lucy im Elternhaus nicht länger erwünscht ist. Als von den ImmobilienmaklerInnen nichts zu erwarten ist, das im teuren München dem Budget der jungen Frauen entgegen kommt, beschließen sie, sich doch lieber gleich einen reichen Mann zu angeln.

Gesagt getan: Lucy kippt dem potentiellen Kandidaten (Sebastian Ströbel) einen kalten Kaffee über das weiße Hemd (tatsächlich unabsichtlich im Zuge eines kleinen Panikanfalls durch nicht richtig funktionierenden Automaten), Zahnmedizinstudentin Lucy findet bei der Behandlung ihres ersten Patienten Hilfe von dem älteren Semester Johan (Max von Thun) und Inken versucht es beim neuen Nachbarn Paul (Simon Verhoeven), der zufällig auch noch Porsche fährt.

Und natürlich läuft dann alles so gar nicht nach Plan. Der nette Kaffeebefleckte scheint leider eher arm als reich zu sein (obwohl wir natürlich gleich wissen, dass sich Lucy unsterblich in ihn verlieben wird und selbstverständlich ist er - sowohl finanziell als auch emotional - genau der Richtige). Der "reiche" (und reichlich, schnöselige) Zahnmediziner entpuppt sich als Hochstapler und der arrogant-schöne Nachbar ist leider nicht gerade der ideale Partner mit seiner Verlobten und einem Hang zu sexuellen Fesselspielchen. Zum Glück gibt es da noch Flin (Max Riemelt), den "netten Jungen von nebenan", und sogar die Möglichkeit vorerst ohne Mann glücklich zu werden.

Aufgefangen wird der Unheil verheissende Inhalt des Films durch seine Inszenierung und die SchauspielerInnen. Vor allem im Vergleich zu "Mädchen Mädchen 1" ist die sexuelle Peinlichkeitsgrenze doch deutlich besser gewahrt, was vielleicht dem neuen Regisseur Peter Gersina ("Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" 1997) zu verdanken ist. Fahrrad gefahren wird zwar immer noch, diesmal allerdings im Fitness-Studio und statt des Orgasmus stellen sich während des Tretens Wunschträume ein, den perfekten Hintern auf dem Vorderrad mit kleinen Törtchen vollzustopfen. Zwar ist das Klischee des blonden Dummchens und der toughen Dunkelhaarigen etwas überstrapaziert, vor allem, wenn die scheinbar so schlaue brünette Lucy bis zuletzt nicht erkennt, in wen sie sich da verliebt und die blonde Inken im Zuge des Kontaktlinsenverlusts gegen eine Glasscherbe läuft, dann aber ohne Probleme im Straßenverkehr Fahrrad fährt. Dennoch sind dank der charmanten Hauptdarstellerinnen ein paar Lacher schwer zu verweigern. So kann man sich an den drei Mädels erfreuen, wenn sie sich zwecks Gelderwerb als Promotion-Wiener-Würstchen in Lebensgröße versuchen (die Zweideutigkeit wird dankenswerterweise nicht wörtlich ausgespielt). Recht amüsant ist auch das Quoten-Mamasöhnchens, das gerne den Ratschlägen seiner Mutter bei der Wohnungseinrichtung folgt: "Geschmack hat Mann oder eben nicht- hö, hö".

AVIVA-Tipp: "Mädchen Mädchen 2 - Loft oder Liebe" ist trotz kategorisch-peinlicher (Pseudo-)Sexszenen und teils triefender Klischees im Gegensatz zu seinem Vorgänger "Mädchen Mädchen" nicht zu sehr in den Klamauk abgerutscht. Erwartet werden sollte keine intelligente Komödie, aber immerhin eine schwungvolle Unterhaltungskomödie, die Grunderfahrungen der Anfang 20jährigen mit passendem Soundtrack einzufangen weiß (nach Ansicht der "wahrscheinlich 40 Jahre" älteren Produzentin Molly von Fürstenberg auch für Menschen in ihrem Alter geeignet).Wenn man sich also nicht zu sehr auf die Verurteilung der mitunter stereotypen Darstellungsweise versteift, kann man durchaus liebenswert-komische Passagen zum Lachen finden. Nur leider verleiten die letzten Szenen zweier Protagonistinnen (und auch Sequenzen aus der Filmmitte) zu einem halbenttäuschten "wie blöd".

Zur Darstellerin der Inken:
Die 1975 in Gütersloh geborene Diana Amft konnte nach ihrer Schauspielausbildung "erste Kameraerfahrungen mit damaligen Filmhochschülern" sammeln. 1999 hatte sie ihr Hauptrollendebüt im Fernsehfilm "Unschuldige Biester" (Stefan Schneider). Weitere Auftritte in TV-Produktionen folgten ("Eine Liebe auf Mallorca II und III" 2000, "Ein Fall für Zwei", "Soko", u. a.). 2000 spielte sie das erste Mal die jugendliche Inken in "Mädchen, Mädchen" (Dennis Gansel). 2002 synchronisierte sie "Margalo" in "Stuart Little II". 2003 folgte eine Rolle in "Ganz und Gar".

Ein Interview mit Diana Amft und Jasmin Gerat finden Sie hier.




Mädchen Mädchen 2 - Loft oder Liebe
Komödie, Deutschland 2004, Länge 86 Minuten
DarstellerInnen: Diana Amft, Karoline Herfurth, Jasmin Gerat, Sebastian Ströbel, Max Riemelt, Simon Verhoeven, Max von Thun
Regie: Peter Gersina
Drehbuch: Maggie Peren
Kinostart: 17. Juni 2004
Freigegeben ab 6 Jahren
www.mm2.film.de



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Beitrag vom 16.06.2004

AVIVA-Redaktion