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Beitrag vom 24.02.2005
Sophie Scholl – Die letzten Tage
Anja Kesting
Die Jury der Internationalen Filmfestspiele Berlin zeichnete diesen ergreifenden Spielfilm mit zwei Silbernen Bären aus: Julia Jentsch (beste Hauptdarstellerin) und Marc Rothemund (beste Regie).
Kurzinhalt:
Februar 1943: Bei einer Flugblatt-Aktion gegen die Nazi-Diktatur wird die junge Sophie Scholl zusammen mit ihrem Bruder Hans in der Münchner Universität verhaftet.
Tagelange Verhöre bei der Gestapo entwickeln sich zu Psycho-Duellen zwischen der Studentin und dem Vernehmungsbeamten Robert Mohr.
Sophie kämpft zunächst um ihre Freiheit und um die ihres Bruders, stellt sich schließlich durch ihr Geständnis schützend vor die anderen Mitglieder der "Weißen Rose" und schwört ihren Überzeugungen auch dann nicht ab, als sie dadurch ihr Leben retten könnte...
Mit Feinfühligkeit und erfrischend unverkrampftem Blick auf die Geschichte gelingt es dem jungen Regisseur Marc Rothemund ("Die Hoffnung stirbt zuletzt"), die fast schon mythische Identifikationsfigur Sophie Scholl wieder zum Leben zu erwecken. Für das Projekt konnte ein stimmiges Ensemble gewonnen werden, allen voran Julia Jentsch ("Die fetten Jahre sind vorbei") in der Titelrolle. Sie spielt ihre Rolle ausnehmend glaubwürdig und intensiv. Sie zeigt Sophie als eine intelligente, warmherzige, moderne junge Frau, die Zigarren rauchte und Jazz hörte. Sophie wird nicht als Heldin heroisiert werden, sondern der Film will die heutige Generation für die Ideale der Sophie Scholl gewinnen. Nie zuvor waren Zivilcourage und Mut so gefragt wie heute.
Hervorragend besetzt sind auch die weiteren Rollen: Fabian Hinrichs ("Schussangst") als Hans Scholl, Alexander Held ("Der Untergang") in der Rolle des vernehmenden Gestapo-Beamten Robert Mohr, André Hennicke ("Der alte Affe Angst") als Richter Roland Freisler und Johanna Gastdorf ("Das Wunder von Bern") als Sophie Scholls Zellengenossin Else Gebel.
"Sophie Scholl – Die letzten Tage" hält sich – so weit es geht – streng an die historischen Fakten (Original-Vernehmungsprotokolle), ist aber als Spielfilm geschrieben und inszeniert. Die größte Herausforderung für Regisseur Marc Rothemund und Autor Fred Breinersdorfer war das Ausbalancieren der Emotionen. Der Film sollte nicht in eine trockene Pseudo-Dokumentation herabrutschen oder zu rührseligen Kitsch mutieren und schon gar nicht die ZuschauerInnen emotional überfordern.
Dieser schwierige Balanceakt ist vortrefflich gelungen. Sophie Scholl ist ein spannendes Drama, hervorragend inszeniert, mit exzellenten SchauspielerInnen.
AVIVA-Tipp: "Sophie Scholl – Die letzten Tage" ist ein Plädoyer für Zivilcourage, Mut und Entschlossenheit. Der Film zeigt eine junge Frau, die die mit unerbittlicher Konsequenz, ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben, für die Gemeinschaft eingetreten ist. Ein wahres Vorbild für die von MTV geprägte Jugend heute.
Lesen Sie auch unser Interview mit Julia Jentsch und Alexander Held.
Das Buch zum Film! Das Buch zum Film "Sophie Scholl - Die letzten Tage", herausgegeben von Fred Breinersdorfer, erschien als Fischer Taschenbuch am 23. Februar 2005.
Der Band - eine Originalausgabe - enthält u.a. zahlreiche bisher unveröffentlichte historische Dokumente (wie z.B. die Vernehmungsprotokolle von Sophie und Hans Scholl, Christoph Probst und Alexander Schmorell), eine kurze Geschichte der Weißen Rose und das Drehbuch. Die Beiträge stammen von Fred Breinersdorfer (Drehbuch-Autor), Marc Rothemund (Regisseur), Ulrich Chaussy (Publizist und Buch-Autor) und von Gerd R. Ueberschär (Zeithistoriker).
"Sophie Scholl – Die letzten Tage"
Julia Jentsch, Fabian Hinrichs, Alexander Held, André Hennicke, Johanna Gastdorf
Regie: Marc Rothemund
Drehbuch: Fred Breinersdorfer
Drama, Biografie
Kinostart 24.02.2005
Deutschland 2005, ca. 153 min.
FSK: ab 12
www.sophiescholl-derfilm.de