Fucking Different XXX. Kinostart 9. Februar 2012. Vorführung und Party am 13. Februar 2012 in Anwesenheit der FilmemacherInnen - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 03.02.2012


Fucking Different XXX. Kinostart 9. Februar 2012. Vorführung und Party am 13. Februar 2012 in Anwesenheit der FilmemacherInnen
Anna Fleischer

"You´re born naked, the rest is drag" stellte einst schon die bekannte Dragqueen RuPaul fest. Acht Kurzfilme spielen und brechen mit den Stereotypen und Klischee-besetzten Bildern von Sexualität...




... und Geschlecht, und all dem, was sich dazwischen befindet.

"Fucking Different XXX" ist das jüngste ´Crossover´ Pornfilm-Exemplar der vor sechs Jahren ins Leben gerufenen Filmreihe "Fucking Different". Die Idee: Lesbische Regisseurinnen inszenieren schwulen Sex und umgekehrt. Was zunächst in Berlin begann, ist mittlerweile zu einem internationalen Filmprojekt herangewachsen. "Fucking Different XXX" zeigt verschiedene Kurzfilmepisoden aus den Städten Berlin, Paris, San Francisco, New York und Toronto, gedreht von längst schon nicht mehr nur in der queeren Underground-Filmszene bekannten FilmemacherInnen wie Courtney Trouble, Bruce LaBruce oder Manuela Kay. Die entstandenen Arbeiten sind in ihrer Darbietung überaus verschieden: Maria Beatty inszeniert in ihrem Kurzfilm "Lilith (Mother of Evil)" eine mythisch-düstere Version der biblischen Geschichte von Kain und Abel in einer New Yorker Schwulenbar. "New Kid on the Block" (Emilie Jouvet)" zeigt hingegen eher dokumentierend den ersten unbeholfenen schwulen Geschlechtsverkehr des Teenagers Tobias, und Bruce LaBruce arrangiert in seinem recht experimentell gestalteten, Schwarz-Weiß-Kurzfilm "Offing Jack" die sexuelle Begegnung zweier Transmänner. Die Machart, die filmische Umsetzung und der künstlerische Anspruch der einzelnen Kurzfilme sind ebenfalls sehr unterschiedlich. Während RegisseurInnen wie Courtney Trouble und Bruce LaBruce eher auf Ästhetik und Dramaturgie setzen, wirken andere Filme eher nüchtern und unpoetisch.

So bekommt die Zuschauerin in "Fucking Different XXX" eine ungewöhnliche Vielfalt verschiedenster queerer Sexpraktiken zu sehen. Das Filmprojekt bietet demnach in erste Linie Kontaktmöglichkeit mit dem, was oder wer zuvor so "verdammt fremd" war. Das bezieht sich wohl vor allem auf die Schnittstelle von Geschlecht und sexueller Praxis, ganz besonders in ihrer Verdoppelung bei den Kategorien Lesbisch/Schwul. Dabei wird oft auch mit den gängigen Vorstellungen von lesbischem und schwulem Sex gebrochen. Manuela Kay ("Blümchensex") inszeniert beispielsweise die zarte Version einer für gewöhnlich eher brutaleren Sexpraktik und Kristian Petersen ("Dyke Fight") spielt, entgegen dem Klischee, auf einen promisken, lesbischen Lifestyle an.

Darüber hinaus bedeutet "Fucking Different" noch einiges mehr. Sich "anders" annähern. "Anderen Sex" miteinander haben, bezieht sich nicht ausschließlich auf den Unterschied Homo/Hetero, sondern erzählt auch etwas über das Ziel der queeren Pornoproduktion, die heteronormative patriarchale Besetzung des Mediums "Porno" zu unterbrechen und zu dekonstruieren. In der Diskussion über Pornografie zwischen PorNO-Kampagne und Sexpositivismus, zwischen Moral und Toleranz, zwischen Zensur und ´künstlerischer Freiheit´ positioniert sich der queere ´Crossover Porno´ als eine andere Antwort auf die Frage der Pornografie: Er verbietet nicht, er schafft Neues! Die Repräsentation von lesbischem, schwulem und Trans -Sex erschafft eine neue Ästhetik und eröffnet (möglicherweise) eine Zukunft größerer sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Insbesondere Bruce LaBruce´ Trans-Sex-Inszenierung zeigt Erotik als etwas, das sich ohne weiteres von der direkten körperlichen Geschlechter-Binarität ablösen lässt. Auch Courtney Trouble weicht mit ihrer bemerkenswert intimen Darstellung der sexuellen Begegnung zweier Männer beträchtlich von den Normen der pornografischen Ästhetisierung von Sexualität ab.

AVIVA-Tipp: "Fucking Different XXX" bietet eine unterhaltsame und kreative Vielfalt von queerem Sex und stellt einmal mehr die Frage nach den Grenzen sexueller und geschlechtlicher Kohärenz. Auch wenn einige Episoden vielleicht nicht unbedingt mit filmischer Virtuosität punkten können, zeigt der Film eine gute Mischung und gibt die Möglichkeit, einmal das zu sehen, was einer bisher so "fremd" war.

Fucking Different XXX
D 2011
94 min
Realisation: Kristian Petersen in Zusammenarbeit mit Jürgen Brüning Filmproduktion und Manuela Kay
Lesbischer, schwuler und Trans-Sex aus neuer Perspektive
8 Kurzfilme von:
Courtney Trouble, San Francisco | Emilie Jouvet, Paris | Manuela Kay, Berlin | Maria Beatty, Paris/New York | Bruce LaBruce, Toronto | Jürgen Brüning, Berlin | Kristian Petersen, Berlin | Todd Verow, New York
Verleih: Moviemento

"Fucking Different XXX" in Anwesenheit der FilmemacherInnen
Am Montag, den 13. Februar 2012 zeigt das Moviemento – Kottbusser Damm 22 um 20.15 Uhr "Fucking Different XXX" im Kino in Anwesenheit der FilmemacherInnen. Anschließend findet ab 22.00 Uhr gleich um die Ecke die "Die Pornfilmfestival Party" im Ficken 3000 – Urbanstraße 70 anlässlich der Berlinale und des Kinostarts von "Fucking Different XXX" statt. Alle GästInnen sind herzlich eingeladen mit den FilmemacherInnen anzustoßen.
Weitere Infos unter:

fucking-different.de
www.pornfilmfestivalberlin.de

Interview mit dem Initiator des Pornfilmfestivals Berlin Jürgien Brüning:
zuender.zeit.de

Internetseiten einiger RegisseurInnen des Films:

www.emiliejouvet.com
courtneytrouble.com
www.brucelabruce.com
bangorfilms.com


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Beitrag vom 03.02.2012

AVIVA-Redaktion