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Beitrag vom 07.09.2011
Vibrationshintergrund - Literarische Erinnerungen und Fortschreibungen
AVIVA-Redaktion
Anlässlich des 50. Jubiläumsjahres des Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik und der Türkei lädt das Ballhaus Naunynstrasse AutorInnen, Politologen und Literaturwissenschaftlerinnen ein.
Dass Menschen aus türkischen Familien in Deutschland in der Kulturproduktion tätig sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Insbesondere in der Literatur hat es von den ersten Autoren wie Aras Ören und Güney Dal Anfang der 70er bis heute eine bemerkenswerte Entwicklung gegeben. Schrieb Aras Ören seine Berlin-Poeme und -Romane auf Türkisch, schreiben Feridun Zaimoglu und Selim Özdogan ihre Werke auf Deutsch."Vibrationshintergrund" sucht nach literarischen Erinnerungen, nicht zuletzt um einen Denkanstoß über mögliche Fortschreibungen dieser zu geben.
Zu diesem Thema wird es am 12. September ein Bühnengespräch zwischen dem Schriftsteller Feridun Zaimoðlu und dem Politologen Kien Nghi Ha, moderiert von der Hausherrin Shermin Langhoff geben. Ha hat als Politologe den Hybriditätsbegriff kritisch analysiert und postkoloniale Kritik auf die Kulturproduktion in Deutschland angewandt. Zaimoðlu ist einer der bekanntesten deutschen Autoren mit türkischem Namen und begann seine Karriere 1995 mit dem subversiven Buch "Kanak Sprak". Shermin Langhoff entwarf das Konzept des "postmigrantischen Theater". Alle drei werden sich die Frage stellen, in welche Richtung sich die deutschtürkische Literatur bewegt. Ob die Kategorie des Deutschtürkischen noch ergiebig ist in Film und Literatur, über die Bedeutung des Übersetzens und den institutionellen Rahmen der postmigrantischen Literatur wird an einem anderen Abend die Germanistikprofessorin Deniz Göktürk aus Berkeley referieren (3. und 4. Oktober).
Das Kultur- und Gesellschaftsmagazin freitext launcht seine 18. Ausgabe im Ballhaus Naunynstrasse, die den selben Titel wie die Literaturreihe im Rahmen des Almanci-Festivals trägt: Vibrationshintergrund. An diesem Abend lesen junge AutorInnen des Magazins wie Marianna Salzmann (16. September 2011).
Vibrationshintergrund präsentiert eine ganze Reihe weiterer "deutschtürkischer" AutorInnen: Selim Özdogan (9. Oktober 2011), auf dessen Arbeit sich der Titel der Reihe bezieht, Hatice Akyün (10. September 2011), Imran Ayata (7. Oktober 2011) und Zafer Senocak (29. September 2011), der sich in seinem neuen Essayband u. a. mit dem "gebrochenen Deutsch" der Deutschen auseinandersetzt. Mutlu Ergün wird aus seinem Roman "Kara Günlük - die geheimen Tagebücher des Sesperado" vortragen und nach Strategien für eine "Revolution of Color" suchen (17. Oktober 2011). Mely Kiyak und Hilal Sezgin werden nach gemeinsamer Lesung über das Ausreißen und Aussteigen sprechen (23. Oktober 2011). Hilal Sezgin ist aus Frankfurt aufs Land gezogen, wo sie mit Hühnern, Gänsen und Schafen lebt, Mely Kiyak verbrachte mehrere Monate in einem Kloster bei Fulda, wo sie ihr neues Buch, "Ein Garten liegt verschwiegen..." geschrieben hat.
Vibrationshintergrund hat sich auch auf die "Suche nach den Spuren eines Selbstmords" begeben. So lautet der Titel eines Romans von Tezer Özlü, den sie 1982 in deutscher Sprache verfasst und für den sie damals den Literaturpreis der Stadt Marburg bekommen hat. Der Roman wurde in Deutschland niemals veröffentlicht und wird im Ballhaus Naunynstraße nun von drei Schauspielerinnen gelesen und mit passenden Liedern begleitet (18. September 2011).
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Festivals "ALMANCI! - 50 Jahre Scheinehe" und in Kooperation mit dem Magazin freitext statt.
Die Termine im Ãœberblick:
10.09.2011, 22 Uhr: Hatice Akyün, Daniel Bax
12.09.2011, 18 Uhr: Feridun Zaimoglu, Kien Nghi Ha
16.09.2011, 22 Uhr: freitext-Special, anschließend Lounge
18.09.2011, 20 Uhr: Tezer-Özlü-Abend
29.09.2011, 17 Uhr: Zafer Senocak
03.10.2011, 17 Uhr: Deniz Göktürk, Katy Derbyshire
04.10.2011, 18 Uhr: Deniz Göktürk
07.10.2011, 22 Uhr: Imran Ayata
09.10.2011, 20 Uhr: Selim Özdogan
17.10.2011, 20 Uhr: Mutlu Ergün
23.10.2011, 18 Uhr: Hilal Sezgin & Mely Kiyak
Veranstaltungsort: Ballhaus Naunynstraße
Naunynstraße 27
10997 Berlin
Weitere Informationen zum Festival finden Sie unter:
www.ballhausnaunynstrasse.de
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Mely Kiyak - 10 für Deutschland
Hilal Sezgin - Landleben. Von einer, die raus zog
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Selim Özdogan - Heimstraße 52, eine Rezension zu Özdogans erstem Roman.
Nathan Messias - Eine Bearbeitung von Lessings Nathan der Weise, ein dem postmigrantischen Theater angehörendes Stück von Von Feridun Zaimoðlu und Günter Senkel.