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Beitrag vom 04.08.2011
Die Anonymen Romantiker. DVD- und Blu-ray Start: 09.02.2012
Marie-Luise Wache
Witzig und im Stil der französischen tricolore-Filme hat sich der Regisseur Jean-Pierre Améris mit den Schwierigkeiten der Liebe zwischen zwei hochsensiblen, kontaktscheuen aber äußerst...
... sympathischen Menschen auseinandergesetzt.
Jean-René (Benoît Poelvoorde) und Angélique (Isabelle Carré) haben, bevor sie auf der Leinwand zusammentreffen, bereits zwei Gemeinsamkeiten. Die Liebe zu Schokolade und eine sich leicht chaotisch äußernde Neurose. Ihre extreme Schüchternheit und Übersensibilität, die sich, sobald sie vor einer sozialen Herausforderung stehen, mal in Ohnmachtsanfällen, mal in Schwitzattacken äußert, versuchen beide mit einer Therapie zu bekämpfen. Angélique trifft sich einmal wöchentlich mit den "Anonymen Romantikern", einer Selbsthilfegruppe von hochsensiblen Menschen, Jean-René begibt sich alle sieben Tage in Einzeltherapie.
Die Wege der sympathischen Sensiblen kreuzen sich, als sich die Chocolatière Angélique, um eine Stelle in der Schokoladenfabrik Jean-Renés bewirbt, die kurz vor dem Bankrott steht. Da sich beide keine schlimmere Situation vorstellen können, als einem unbekannten Menschen in einem geschlossenem Raum gegenüber zu sitzen, wird dieser unangenehme Zustand verkürzt und Angélique umgehend eingestellt. Allerdings nicht, wie erhofft, als Chocolatière, sondern als Vertreterin im Außendienst. Eine Aufgabe, die sich angesichts ihrer kontaktscheuen Art als große Herausforderung darstellt.
Nicht nur beruflich sind beide nun vor Hindernisse gestellt, die es zu überwinden gilt. Denn zusätzlich müssen der Geschäftsführer und die Angestellte mit ihren sich entwickelnden Gefühlen hantieren, was in Hinblick auf die extreme Schüchternheit beider sehr verzwickt ist.
Umgeben von der nicht zu unterschätzenden und betörenden Macht der Schokolade beginnt für Jean-René und Angélique eine romantische und chaotische Konfrontation mit sich und der Außenwelt.
Regisseur Jean-Pierre Améris,der in das Drehbuch auch autobiografische Elemente eingebaut hat, arbeitet mit den Bildern eines klassischen Liebesfilms, wie lange romantische Spaziergänge oder Candlelight-Dinner in erstklassigen Restaurants. Dabei rutscht er keineswegs in Klischees ab, sondern löst diese Situationen skurril und witzig auf. So endet der Mitternachtsspaziergang für die beiden HauptdarstellerInnen in strömendem Regen und das romantische Essen zu zweit wird durch einen Rosenverkäufer unterbrochen, der beide in Verlegenheit bringt.
Benoît Poelvoorde ("Coco Chanel - der Beginn einer Leidenschaft") verkörpert die Rolle des Jean-Renés als etwas kauzigen, in seinen Unsicherheiten und seiner Scheu allerdings äußerst sympathischen Mann. Mit seiner Verletzlichkeit und dem komödiantischen Spiel löst er so bei den ZuschauerInnen gleichzeitig Mitgefühl und Freude aus.
Nicht allein durch ihr zartes Aussehen und Auftreten überzeugt Isabelle Carré ("Claire – Sich erinnern an die schönen Dinge", "Rückkehr ans Meer") in ihrer Erscheinung als kontaktscheue Angélique. Durch ihre Interpretation gibt sie der Figur auch eine leicht verrückte und sympathische Note.
Ein Highlight ist das eigens zusammengestellte Orchester, das die Filmmusik eingespielt hat. Der Titelsong ist wie "Die Anonymen Romantiker" verspielt und berührend.
AVIVA-Tipp: Ein französisch-charmanter und unterhaltsamer Filmgenuss, der die ZuschauerInnen die liebevolle Arbeit des Filmteams vor und hinter den Kulissen spüren lässt. Empfehlenswert ist der Film für eine kurze Alltagsflucht an regnerischen Tagen im Sommer, in dem frau für eine kurze Zeit in ein anderes kleines Universum abtauchen kann.
Zum Regisseur: Jean-Pierre Améris wuchs in Lyon auf und entdeckte früh seine Leidenschaft fürs Kino. Seine erster Kurzfilm Interim erhielt 1988 beim Filmfestival in Clermont-Ferrand den Grand Prix als "Bester Französischer Film".
Sein Spielfilmdebüt Le bateau de mariage lief 1993 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Für den Spielfilm Les aveux de l`innocent gewann Améris in Cannes den Preis der "Semain de la Critique" sowie den Preis für den "Besten Nachwuchsfilm". Cést la vie wurde mit dem Preis für die "Beste Regie" beim San Sebastian Film Festival 2000 ausgezeichnet. Den KritikerInnenpreis für den "Besten Fernsehspielfilm" erhielt der Regisseur 2008 für Maman est folle, seine erste Zusammenarbeit mit Isabelle Carré.
Die Anonymen Romantiker
Frankreich 2010
Regie: Jean-Pierre Améris
Drehbuch: Jean-Pierre Améris und Philippe Blasband
DarstellerInnen: Isabelle Carré, Benoît Poelvoorde
Verleih: Delphi Filmverleih GmbH
DVD-Start: 09.02.2012
Technische Daten:
EINZEL-DVD
VERKAUF UND VERLEIH
Laufzeit: 80 Minuten Film, ca. 60 Min. Extras
FSK: 0
Inhalt der DVD-Box: 1 DVD
Ton: Dt./Franz.
Untertitel: Deutsch
Extras: Making Of, Interviews mit Jean-Pierre Améris, Benoît Poelvoorde und Isabelle Carré, Musikclip Angus & Julia Stone "Big jet Plane", Originaltrailer und Trailershow
Blu-ray Disc VERKAUF UND VERLEIH
Laufzeit: 80 Minuten Film, ca. 60 Min. Extras
FSK: 0
Inhalt der DVD-Box: 1 Blu-ray
Ton: Dt./Franz.
Untertitel: Deutsch
DTS–HD Master Audio
www.die-anonymen-romantiker.de
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Claire – Sich erinnern an die schönen Dinge mit Isabelle Carré in der Hauptrolle
Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft mit Benoît Poelvoorde