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Beitrag vom 13.09.2010
Mammuth - Ein Film von Benoît Delépine und Gustave Kervern
Miriam Hutter
Nach "Aaltra" und "Luise hires a contract killer" kommt nun der neue Film des Regisseurduos ins Kino. Großartige DarstellerInnen wie Yolande Moreau und Miss Ming sowie ein brillanter Dépardieu,...
... der einen sympathischen Anti-Helden verkörpert.
Wie schon in "Aaltra", dem ersten Publikumshit des Erfolgsgespanns Delépine und Kervern, wo eine Traktormarke titelgebend war, zeichnet sich auch in ihrem neuesten Film eine Motorradmarke für die Namensgebung verantwortlich. Und natürlich wurde das lustige Wortspiel, auf das sich die Presse einlassen würde, von den Regisseuren schon mitgedacht. Mammuth ist der Spitzname für Serge Pilardosse, der ein Motorrad der Marke Münch Mammut fährt. Und an Mammut, das ausgestorbene Elefantentier, erinnert Gérard Depardieu in der Rolle des Pilardosse: durch seine Art, sich durch eine Welt zu bewegen, die nicht die richtige für ihn zu sein scheint
In "Mammuth" wird nicht, wie im Vorgängerfilm der Regisseure "Louise hires a contract killer", die gesamte Belegschaft entlassen, sondern es ist nur der gutmütige "Mammuth" Pilardosse, der nun in Rente gehen soll. Zu seinem Abschied liest ihm der Chef der Fleischfabrik für die er gearbeitet hat die Abschiedsrede vor, begleitet von den Kaugeräuschen der demoralisierten Mitarbeiter, die zur Feier des Tages Kartoffelchips bekommen haben.
Doch was lässt sich nun als frischgebackener Rentner mit der neu gewonnenen freien Zeit anfangen?
Die Regisseure zeigen das auf gewohnt komische Weise: Pilardosse versucht es mit puzzeln (das Spiel war das schöne Abschiedsgeschenk seiner Fabrik), mit dem Zählen von Autos, und mit der Übernahme neuer Aufgaben im Haushalt, der sonst wohl eher Sache seiner Frau Catherine (wie immer großartig: Yolande Moreau) war. Jämmerlich scheitert Pilardosse bei dem Reparieren der Toilettentür, das Einkaufen im Supermarkt artet in einen Austausch von Beleidigungen mit dem Metzgerangestellten Monsieur Jambon aus. Dabei hatte Pilardosse doch nur versucht ein fachmännisches Gespräch über Fleisch zu führen.
Genau das aber ist sein Problem: seine Umwelt bringt Pilardosse wenig Verständnis entgegen. Einzig seine Frau scheint wirkliche Zuneigung für ihn zu empfinden, wenn sie ihn auch immer antreiben muss, die Dinge richtig anzupacken.
So ist es auch Catherine, die ihn auf eine Reise schickt, auf der er Arbeitszeugnisse, die er zur Aufbesserung der Rente benötigt, einsammeln soll.
Diese Reise, zu der die schon angestaubte "Mammuth" aus der Garage geholt wird, führt Pilardosse zu seinen ehemaligen Arbeitgebern, die ihm durchweg ausgesprochen wenig Respekt entgegen bringen, um schließlich bei seiner Nichte Miss Ming anzukommen. Auf seinem Weg trifft Pilardosse immer wieder auf seine erste Liebe, dargestellt von Isabelle Adjani.
Die Regisseure fühlen sich keinesfalls einem bestimmten Genre verpflichtet: anders als in den Vorgängerfilmen halten in ihrem neuen Film auch zarte-poetische Momente Einzug, die vor allem in den Szenen mit Miss Ming zu finden sind. Sie hat sich selbst in eine Welt geträumt in der man sich mit Nasenkniffen begrüßt und seinem ureigenen Arbeitsrhythmus nachgehen kann, weshalb sie auch keine Arbeit außerhalb ihres Künstlerinnendaseins findet.
So übt der Film einerseits Kritik an den Absurditäten des Arbeitslebens (wobei wie immer bei Delépine und Kervern die kleinen ArbeiterInnen im Mittelpunkt stehen), auf der anderen Seite sehen die ZuschauerInnen die Entwicklungsgeschichte eines Rentners und die tragisch-komische Reise eines Mannes zu sich selbst.
AVIVA-Tipp: "Mammuth" ist Satire, Tragikkomödie und leiser Liebesfilm in einem. Manchmal lustig, manchmal schon zu albern, finden sich aber auch melancholische Momente in diesem Film. Gérard Depardieu ist einfach großartig als sympathischer Anti-Held Pilardosse! Und Yolande Moreau, die seine schrullige Ehefrau spielt, wie auch Miss Ming als Miss Ming sind es ebenfalls.
Zu den Regisseuren: Benoît Delépine & Gustave Kervern haben ihr Handwerk während ihrer 15-jährigen Tätigkeit als Autoren und Interpreten von Sketches für das Fernsehen erlernt. Benoît, 1958 geboren, war Mitarbeiter der ersten Stunde bei der Sendung "Guignols de l`Info". Gustave, 1962 geboren, debütierte bei "Plein de Super" (eine Rockshow). Sie haben sich vor neun Jahren getroffen, als sie für Groland arbeiteten - eine liberale Sendung, die es ihnen ermöglichte, neue Erzähltechniken zu testen und kleinere, komplexere Geschichten zu produzieren. Bei "Toc Toc Toc", einer Komikserie, haben sie sich wieder gefunden, wo sie auf Maurice Pialat trafen, der sie aufforderte, sich im Kino zu versuchen. Ihr erster gemeinsamer Film "Aaltra", eine Komödie mit viel schwarzem Humor, wurde auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt. Der zweite Film "Avida" ist eine metaphysische und surrealistische Komödie. Zu seinem vorletzten Film "Louise hires a contract killer" ließ sich das Humor-Duo von seiner eigenen Serie "Don Quichotte de la révolution" inspirieren. (Quelle: Presseinformation)
Mammuth
Frankreich 2010
89 Minuten
Regie und Drehbuch: Benoît Delépine & Gustave Kervern
Produzenten: Jean-Pierre Guerin, No Money Productions und Christophe Valette
DarstellerInnen: Gérard Depardieu, Yolande Moreau, Isabelle Adjani, Benoît Poelvoorde, Miss Ming, Albert Delpy, Gustave Kevern, Bernard Geoffrey
Verleih: X Verleih
Kinostart: 16. September 2010
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