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Beitrag vom 30.12.2009
Königin Luise - Miss Preussen 2010
AVIVA-Redaktion
Königin Luise (1776 – 1810) ist eine der populärsten dynastischen Gestalten der preußischen Geschichte. Ihr 200. Todestag im Jahr 2010 wird mit drei Ausstellungen und zahlreichen Veranstaltungen...
...der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg begangen.
Luises Leben
Luises Schönheit, ihre Natürlichkeit und ihr harmonisches Familienleben machten sie schon zu Lebzeiten zur Legende.
Der Einsatz der Königin für politische Reformen und ihre Gegnerschaft zu Napoleon ließen sie zur Hoffnungsträgerin in Preußens "schwerer Zeit" zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden. Nach ihrem frühen Tod setzte eine kollektive Trauer ein, wie sie in der Gegenwart allenfalls mit der Trauer um den Tod von Diana, Princess of Wales, vergleichbar ist.
Die Lebensspanne Königin Luises umfasst die Zeit um 1800, von der Französischen Revolution über den europäischen Aufstieg Napoleons, das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, den Zusammenbruch Preußens bis zum Beginn der preußischen Reformen. Sie lebte in der Übergangszeit von Aufklärung zu Moderne. In einer Zeit, welche die europäische Entwicklung maßgeblich beeinflusst hat und die in vielen Bereichen bis heute prägend wirkt.
Bereits das Leben der preußischen "Königin der Herzen" bot alle medial bedeutsamen Ingredienzien wie Erotik, Liebe, Action, Spannung, Drama und Tragik, um einen "Star" zu erschaffen. Nach ihrem Tod entwickelte sich ein politischer Mythos um ihre Person, der in Deutschland ohne Beispiel ist. Er wurde maßgeblich in den Befreiungskriegen gegen Frankreich wirksam und erreichte seinen Höhepunkt im Kaiserreich nach 1871.
Nach ihrem Tod
Luise starb am 19. Juli 1810 in Folge einer Lungenentzündung. In den Augen ihres Volkes war jedoch die Ursache ihres Todes ein "gebrochenes Herz", da sie bei Napoleon zum Kriegsende keine bessseren Bedingungen für Preußen hatte aushandeln können. Ihr "Opfertod" begründete die "Erbfeindschaft" mit Frankreich und bewirkte ihre Verklärung als Schutzgeist der preußischen FreiheitskämpferInnen und deren Rache. In scheinbarer Wiederholung der Geschichte wurde ihr Tod 1870/71 erneut gerächt und Luise als Mutter des neuen deutschen Kaisers zur mythischen Reichsgründerin.
Verbunden mit dem untergegangenen Kaiserreich, mit dem deutschen Nationalismus sowie mit dem negativen Bild eines militaristischen Preußentums, geriet Königin Luise nach dem Zweiten Weltkrieg in weiten Kreisen zur "persona non grata". Bis heute bleibt sie jedoch eine kollektive Erinnerungsfigur. Im gesamten Bundesgebiet wie im europäischen Ausland begegnet man Erinnerungsorten der Königin. Zahlreiche Gedenkstätten und Einrichtungen wie Kirchen, Kindergärten, Restaurants und Apotheken, öffentliche Plätze und Straßen, die nach wie vor nach ihr benannt sind, bezeugen symbolisch die Anerkennung.
Im Rahmen der "Preußenrenaissance", die sich verstärkt nach der Wiedervereinigung entwickelte, hat sie in der Gegenwart Teil am positiven Bild eines Preußens des Idealismus und Klassizismus, sowie des Preußens der einleitenden Reformen Steins und Hardenbergs zur modernen Gesellschaft.
Luises Standhaftigkeit vor dem Feind Napoleon diente nach dem Ende der Monarchie Deutschnationalen zum Vorbild und Nationalsozialisten zum Instrumentarium für Durchhalteparolen. Als deren Inbegriff der "deutschen Frau" und als nationale Ikone bildet sie ein Kernstück der historischen Mythologie der Deutschen im 19. und 20. Jahrhundert. Ihre politische Vereinnahmung zu verschiedenen Zeiten, von verschiedenen Seiten und zu verschiedenen Zwecken lässt große Teile der preußischen und deutschen Geschichte sichtbar werden und weist darüber hinaus auch auf europäische Kontexte. Besonders in der Rezeption Frankreichs, wo sich in der napoleonischen Propaganda ein eigener, feindlich gesinnter "Luisenmythos" entwickelte.
Ausstellungen zu Luise
Unter dem Motto "Luise heute" wird die aktuelle Relevanz der historischen Figur aufgezeigt, deren Bedeutung und Einfluss auf kulturgeschichtliche Zusammenhänge nach wie vor eine breite Öffentlichkeit anspricht.
Das Schloss Charlottenburg bildet den Mittelpunkt des "Luisenjahres" 2010. Hier werden die BesucherInnen der Königin in den Sonderausstellungsräumen im Neuen Flügel und an authentischen Orten begegnen. Ausgehend von Lebensstationen und wichtigen Rollen der Königin wird nach der Person hinter dem Mythos gefragt. Über 350 Gemälde, Skulpturen, Grafiken und Dokumente der Ausstellung laden zu einer Annäherung an das Leben und Nachleben von Königin Luise ein. Ein großer Teil der Exponate entstammt dem Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), die über die maßgeblichen "Luisenobjekte" verfügt. Zudem präsentiert die Ausstellung neben Spitzenexponaten aus Museen des Berliner Raums auch hochkarätige Leihgaben aus Deutschland und dem europäischen Ausland.
Das Mausoleum beherbergt Luises Grabstätte und die bedeutende Marmorsarkophagskulptur von Christian Daniel Rauch, die 1814 aufgestellt wurde. Anlässlich des "Luisenjahres" kann die Sarkophagskulptur nach ihrer Restaurierung wieder besichtigt werden.
Die "Luisenwohnung" wird entsprechend der erhaltenen Inventarlisten von 1800 und 1810 nahezu authentisch rekonstruiert. Hierfür stehen fast 90 Prozent der originalen Möbel zur Verfügung und handbemalte Seidentapeten werden nach alten Entwürfen neu gefertigt.
Der Charlottenburger Ausstellung folgen Projekte im ländlichen Schloss Paretz mit einer Präsentation der Kleider Luises im Kontext der Mode ihrer Zeit. Neben Kostümen und Accessoires aus dem Besitz der Monarchin zeigt die Exhibition eine Auswahl bedeutender Porträts und weiterer Zeitzeugnisse in Form von Skulpturen, grafischen Blättern und Briefen.
Auf der Pfaueninsel setzen sich GegenwartskünstlerInnen in einem Konzept der Verknüpfung von Kunst und kultureller Bildung mit dem Ort und der preußischen Königin auseinander. Die romantische Havelinsel, die heute UNESCO-Welterbe, Naturschutzgebiet und Fauna-Flora-Habitat der EU ist, zählte zu den Lieblingsaufenthaltsorten der Königin Luise. 2010 wird die von Peter Joseph Lenné gestaltete Parklandschaft zum Schauplatz eines innovativen Ausstellungsprojektes bei dem sich internationale KünstlerInnen unter der Leitung von Michael Lukas dem Mythos Luise auf ganz eigenen Weise nähern. Neben dem Schloss und der Meierei öffnen erstmals Gebäude wie die Gärtnerei, der Fregattenhafen und der Beelitzer Jagdschirm ihre Pforten, die bisher der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren.
Miss Preussen 2010. Drei Ausstellungen für die Königin:
LUISE. Leben und Mythos der Königin. Schloss Charlottenburg, 6. März – 30. Mai 2010
LUISE. Die Inselwelt der Königin. Pfaueninsel, 01. Mai – 31. Oktober 2010
LUISE. Die Kleider der Königin. Schloss Paretz, 31. Juli – 31. Oktober 2010
Ausstellung und Filmreihe im Filmmuseum Potsdam:
Königin der Herzen - Luise-Filme seit 1913. 26. März – 24. Oktober 2010
Weitere Infos zu den Ausstellungen finden Sie im Netz unter:
www.spsg.de
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