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Beitrag vom 08.11.2009
Ganz Nah Bei Dir
Katharina Liese
Der zweite Kinofilm "Ganz Nah Bei Dir" der Regisseurin Almut Getto ist eine Singlekomödie mit Katharina Schüttler als blinde Cellistin und Bastian Trost als schrulliger Junggeselle,...
...deren Wege sich eines Tages kreuzen.
Phillip (Bastian Trost), verschrobener und einsamer Single, hat immerhin zwei Freunde: seine treue Schildkröte Paul, der nichts anderes übrig bleibt und Aaron, der gleichzeitig als sein Therapeut fungiert. Der Alltag des menschenscheuen Singles ist so akribisch durchstrukturiert, wie es strikter nicht sein könnte. Jeden Morgen wird er von seiner Bügelmaschine geweckt, die das frische Hemd für die Arbeit herrichtet und deren Zeitschaltuhr zusätzlich als Wecker dient.
Er schlägt fein säuberlich die Bettdecke beiseite und steckt seine Füße in die bereit stehenden Pantoffeln. Wenn dieser Ablauf einmal gestört oder gar anders wäre, würde Phillip wahrscheinlich vollkommen aus dem Konzept geraten.
Der schroffe Angestellte arbeitet in der Zentralbank und überprüft dort tagtäglich Banknoten auf ihre Echtheit. Abends wenn er nach Hause kommt, erwartet ihn, außer seiner Schildkröte, niemand.
Phillip träumt jedoch von einem Leben, das man dem kuriosen jungen Mann auf Anhieb nicht zutraut: er würde sich so gern einmal als Stand-Up-Pantomime versuchen und kämpft jeden Abend mit sich, in seinem Stammlokal auf die Bühne zu marschieren, um seine Performance zum Besten zu geben, als immer nur als stiller Beobachter im Publikum zu sitzen. Doch dazu kann er sich einfach nicht durchringen.
Er steht sich selbst im Weg und wagt es auch in allen anderen Lebenssituationen selten, über seinen eigenen Schatten zu springen. Deshalb gerät er auch gerne einmal mit anderen Menschen aneinander, die seine kuriose Art anders zu sein einfach nicht nachvollziehen können. So dauert es eine Ewigkeit, bis sich der mäklige Phillip in einem Restaurant für das für ihn perfekte Essen entscheidet und wundert sich über den ungeduldigen Kellner.
Eines Tages geschieht das Unerwartete...
Phillips Leben wird von einem Moment auf den anderen umgekrempelt. Zunächst stolpert, im wahrsten Sinne des Wortes, die blinde Cellistin Lina (Katharina Schüttler) in sein Leben und als er später nach Hause kommt, muss er mit Entsetzen feststellen, dass seine gesamte Wohnung von Einbrechern leer geräumt wurde. Das einzige, was noch an sein altes Leben erinnert, ist die Bügelmaschine, die zurückgelassen wurde.
Nun gilt für Phillip, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen. Er bittet Lina um Hilfe, die ihn für kurze Zeit bei sich beherbergt. Die Irrungen und Wirrungen beginnen...Beide fühlen sich zueinander hingezogen, verspüren aber Zweifel, ob diese Geschichte überhaupt gut gehen kann.
Der Eigenbrötler stößt die Musikerin mehr als einmal vor den Kopf. Nach einigen unmöglichen und auch komischen Zwischenfällen ist nun das Mitleid vollends erweckt. Phillip ist ein verletzlicher Mann, der vor allem eine Heidenangst hat, insbesondere vor dem Glück.
Lina hingegen ist selbstbewusst und keck. Sie bietet ihm stets Parole, geht mit ihm dennoch sensibler um. Ihr Handicap rückt oft gänzlich in den Hintergrund und man gewinnt den Eindruck, als sei die toughe Frau dem emotional gehandicapten Phillip um einiges voraus.
Linas Traum ist es, einmal als Cellistin in der Philharmonie aufzutreten. Somit haben beide einen großen Lebenstraum und ob sie sich diesen auch erfüllen sei an dieser Stelle nicht verraten…
Der Film zeigt auf liebevolle Weise zwei grundverschiedene Charaktere und Phillips Eigenheiten, die den ZuschauerInnen anfangs gewöhnungsbedürftig vorkamen, machen ihn letztlich zu einem liebenswürdigen Menschen mit kleinen Macken. Lina, die man von Anfang an ins Herz geschlossen hat, hilft ihm dabei, mit jeder neuen Situation ein Stückchen mehr zu wachsen und einen neuen Schritt zu wagen. Sie ebnet ihm damit einen Weg in eine offenere und freiere Welt.
In der Liebeskomödie brillieren Katharina Schüttler und Bastian Trost als drolliges Paar, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Doch durch ihre signifikante und authentische Darstellung überzeugen die beiden die ZuschauerInnen und vermitteln letztlich das Gefühl, dass sich gerade dieses Paar perfekt ergänzt.
AVIVA-Tipp: Almut Gettos Liebeskomödie "Ganz Nah Bei Dir" liefert eine hervorragend erzählte Geschichte, die durch das ausgezeichnete SchauspielerInnen-Duo zu einer herzerfrischenden Hommage an ein tolerantes Zusammenleben abgerundet wird.
Zur Regisseurin: Almut Getto studierte Politik- und Kommunikationswissenschaft und arbeitete zunächst als TV-Journalistin. Dann absolvierte sie das Postgraduiertenstudium Film an der Kunsthochschule für Medien Köln und ist seither als Autorin, Regisseurin und Dramaturgin tätig.
Ihr erster Langspielfilm "Fickende Fische" wurde unter anderem mit dem Preis für die Beste Regie beim Festival Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken, dem Publikumspreis beim Filmkunstfest Schwerin und dem Preis der Deutschen Filmkritik sowie dem Deutschen Filmpreis in Gold für das Beste Drehbuch ausgezeichnet.
2004 verbrachte Almut Getto einige Monate als Artist in Residence in der Villa Aurora in Los Angeles. 2006 nahm sie am Binger Writers Programm und 2007 am Binger Directors Program in Amsterdam teil.
Die Komödie "Ganz Nah Bei Dir" gewann unter anderem den Max-Ophüls-Preis 2009 und den Nachwuchsförderpreis auf dem Filmkunstfest Schwerin 2009.
(Quelle: Presseinformation)
Lesen Sie auch unser Interview mit Almut Getto.
Ganz Nah Bei Dir
D 2008
88 Minuten
Regie: Almut Getto
Drehbuch: Speedy Deftereos, Hendrik Hölzemann, Almut Getto
DarstellerInnen: Katharina Schüttler, Bastian Trost, Andreas Patton
Eine Produktion der Riva Filmproduktion GmbH in Koproduktion mit dem NDR
Im Verleih von timebandits films
Kinostart: 12. November 2009
Der Film im Netz: ganz-nah-bei-dir.de