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Beitrag vom 24.09.2009
Louise hires a contract killer
Katharina Liese
Benoît Delépine & Gustave Kervern üben mit ihrem bissigen, teilweise jedoch geschmacklosen Film Kritik am Kapitalismus und zeigen dabei die kleinen arbeitenden Leute, die ihren geldgierigen Chefs...
... in Zeiten der Finanzkrise gehörig den Kampf ansagen.
Ein schöner Tag für die Belegschaft der Fabrik: der Chef spendiert neue Arbeitskleidung und ist so nett wie nie zuvor. Die Frauengruppe ist gut aufgelegt und feiert nach Dienstschluss ihren großzügigen Boss und dessen Präsente.
Doch schnell leuchtet den Frauen ein, was es mit diesem Anflug von "Großzügigkeit" auf sich hat. Von ihren profitgierigen Chefs im Stich gelassen, stehen die Frauen am nächsten Tag in der leeren Fabrikhalle. Die Chefs haben sich längst abgesetzt und alle Maschinen nach Asien verlagern lassen. Eines bleibt der Frauengruppe jedoch: die Abfindung.
Doch was könnten sie damit anfangen? Eine Pizzeria eröffnen? Einen Kalender mit Nacktfotos herausbringen?
Für einen Profikiller würde es reichen, lautet der unerwartete Vorschlag der sonst eher zurückhaltenden Louise (Yolande Moreau).
Die Frauen legen solidarisch zusammen und der Auftragsmord ist beschlossene Sache.
Louise begibt sich auf die Suche nach einem geeigneten Killer und heuert, warum auch immer, den unfähigen und tolpatschigen Michel (Bouli Lanners), Wachmann eines Trailerparks, an.
Die Jagd nach den Bossen startet in der Picardie, führt über Brüssel und endet schließlich auf der Insel Jersey. Die ProtagonistInnen Louise und Michel tun sich zusammen und begeben sich à la Bonnie und Clyde auf die Suche, um mit den Bankstern abzurechnen. Da nicht alles nach Plan verläuft, werden auf ihrem abenteuerlichen Trip so manche Unschuldige über den Haufen geschossen. Doch die gnadenlose Verfolgung geht weiter.
So weit so gut... Doch ab der Szene, in der Michel beschließt, seine krebskranke Cousine als Mörderin einzuspannen, da diese seiner Meinung nach nichts zu verlieren habe, hört der Spaß definitiv auf. Vorher hat sich die Zuschauerin ein sporadisches Schmunzeln nicht verkneifen können. Und auch die Szene, in der ein unaufhörlich schreiendes Baby nach einem abgefeuerten Schuss plötzlich verstummt, ist einfach zu makaber. In einer weiteren Szene sieht man Louise und Michel bei der Überfahrt nach Jersey in einem Boot inmitten dicht gedrängter illegaler schwarzer Einwanderer. Überzogen reizen die Regisseure alle Klischees aus!
Die verwirrende Transsexualität des Gangster-Duos, deren Liebesbeziehung und die Geburt ihres gemeinsamen Kindes setzen dem ganzen letztlich die Krone auf.
Die rauen Charaktere Louise und Michel wurden nach der französischen Anarchistin und Aktivistin der Pariser Kommune Louise-Michel, die im 19. Jahrhundert lebte, benannt. Die mutige französische Autorin kämpfte für Gerechtigkeit und setzte sich für die Schwachen ein, indem sie sogar zur Waffe griff und zum Attentat gegen Napoleon III. aufrief.
AVIVA-Fazit: "Louise hires a contract killer" ist eine schwarze Komödie, die sich zu oft fernab von politischer Korrektheit und gutem Geschmack bewegt. Der Film zeigt renommierte SchauspielerInnen und eine gute Grundidee. Die zynische Umsetzung ist jedoch reine Geschmackssache.
Zu den Regisseuren: Benoît Delépine und Gustave Kervern haben ihr Handwerk während ihrer 15-jährigen Tätigkeit als Autoren und Interpreten von Sketches für das Fernsehen erlernt. Benoît, 1958 geboren, war Mitarbeiter der ersten Stunde bei der Sendung "Guignols de l`Info". Gustave, 1962 geboren, debütierte seinerseits bei "Plein de Super" (eine Rockshow). Sie haben sich vor 9 Jahren getroffen, als sie für Groland arbeiteten - eine liberale Sendung, die es ihnen ermöglichte, neue Erzähltechniken zu testen und kleinere, komplexere Geschichten zu produzieren. Bei "Toc Toc Toc", einer Komikserie, haben sie sich wieder gefunden, wo sie auf Maurice Pialat trafen, der sie aufforderte, sich im Kino zu versuchen. Ihr erster gemeinsamer Film "Aaltra", eine Komödie mit viel schwarzem Humor, wurde auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt. Der zweite Film "Avida" ist eine metaphysische und surrealistische Komödie. Zu "Louise-Michel" ließ sich das Humor-Duo von seiner eigenen Serie "Don Quichotte de la révolution" inspirieren.
(Quelle: Presseinformation)
Louise hires a contract killer
Originaltitel: Louise-Michel
F 2008
94 Minuten
Regie und Drehbuch: Benoît Delépine & Gustave Kervern
Produzenten: Mathieu Kassovitz & Benoit Jaubert
DarstellerInnen: Yolande Moreau, Bouli Lanners, Benoit Poelvoorde, Mathieu Kassovitz, Albert Dupontel, Jean-Luc Ormieres
Verleih: Kool Filmdistribution
Kinostart: 24. September 2009
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