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Beitrag vom 09.08.2009
Torpedo
Clarissa Lempp
Die 16 jährige Helene Hegemann hat mit ihrem fulminanten Debütfilm ein kunstfertiges Bild einer skurrilen Erwachsenenwelt gezeichnet. Ein rasanter, junger Blick auf die Berliner Kulturszene.
Mia, 15 Jahre alt, zieht nach dem Selbstmord ihrer alkoholkranken Mutter nach Berlin. Bei ihrer Tante soll der traumatisierte Teenager ein neues Zuhause finden. Der Lebensstil von Tante Cleo, leibhaftige Schauspielerin und Angehörige der "linksresignativen Kulturszene", verspricht aber alles andere als Ruhe. Im Chaos dieser überspannten, sich inszenierenden Welt, mehr oder weniger auf sich gestellt, versucht Mia ihre eigenen Erschütterungen aus zu leben. Und kümmert sich nebenher um die betrunkene Tante, die schmutzigen Fenster und ihren kleinen Cousin. Sie wird in eine skurrile Welt katapultiert, in der sie vielleicht erwachsener ist, als die eigentlichen Erwachsenen.
Helene Hegemann hat das Drehbuch zu "Torpedo" mit 14 Jahren geschrieben, ein Jahr später wurde es verfilmt. So temporeich wie Hegemann die Geschichte ihrer Protagonistin erzählt, so schnell wurde der Film auch zum Festivalliebling. In diesem Jahr folgte der Max Ophüls Preis in der Kategorie "Mittellanger Film". Helene Hegemann, die Drehbuch und Regie für Torpedo verantwortet, ist die Tochter von Carl Hegemann, Theaterautor und Chefdramaturg der Berliner Volksbühne bis 2006. Die Berliner Kulturszene ist für sie also keine Unbekannte, auch wenn Hegemann autobiographische Züge des Films nicht sieht. Vielmehr, so erzählt sie im der DVD beiliegenden Interview, war die Idee ein Bedürfnis, die im Film ihr passendes Medium gefunden hat. So geht sie auch unbekümmert und einfallsreich an die stilistischen Mittel heran und schaffte eine ganz eigene und doch so Berlin-vertraute Ästhetik.
Die DVD, die über die Filmgalerie 451 vertrieben wird, erhält neben dem bereits erwähnten Interview, einen Kurzfilm, in dem Hegemann als etwa 10-jährige selbst spielt.
AVIVA-Tipp: Torpedo ist frisch, frech, rotznäsig derweilen fast böse und wird doch von einer Warmherzigkeit getragen ohne zu verwaschen. Die 42 Minuten verfliegen mit den lebendigen, poppig-trotzigen Bildern und Dialogen, die mit allen Regeln der Filmkunst spielen – ein authentischer, kunstvoller Blick in ein Teenager-Leben.
Preise und Festivals
42. Internationale Hofer Filmtage (2008)Around the world in 14 films, Berlin (2008)30. Filmfestival "Max-Ophüls-Preis", Saarbrücken, Preis für den besten mittellangen Film! (2009)25. Internationales KurzFilmFestival Hamburg (2009)5. Festival des deutschen Films in Ludwigsburg (2009)
Torpedo
Deutschland 2009
Regie und Buch: Helene Hegemann
DarstellerInnen: Alice Dwyer, Jule Böwe, Caroline Peters, Matthias Matschke, Agon Ramadani, Lars Eidinger, Carl Hegemann, Sebastian Baumgarten
Kamera: Kathrin Krottenthaler
Schnitt: Daniela Boch, Angelika von Chamier
Produktion: credo:film
Länge: 42 Minuten
Extras: Interview mit Helene Hegemann (D 2009, ca. 10 min), Outtakes (ca. 17 min), Kurzfilm ´Spassvögel 1 - Wenn Harry nicht wär´ (ca. 6 min), Drehbuchauszüge, Trailer
Sprache: Deutsch, Untertitel: Englisch
Bildformat:16:9, Tonformat: Dolby Digital 2.0
FSK: Ab 12 Jahren
DVD erhältlich ab Juli 2009
14, 95 Euro
Mehr Infos finden Sie unter: www.filmgalerie451.de oder auf www.myspace.com/torpedoimkino