Annie Leibovitz - A Photographer´s Life. 1990 – 2005 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 21.02.2009


Annie Leibovitz - A Photographer´s Life. 1990 – 2005
Sharon Adler

C/O Berlin, International Forum For Visual Dialogues, präsentierte vom 21. Februar bis 17. Mai 2009 die Retrospektive A Photographer´s Life der jüdisch-amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz.




"Are you all happy?" fragte Annie Leibovitz die Menge der wartenden JournalistInnen und damit war der Run auf das optimale Bild und den besten Blick auf die Star-Fotografin eröffnet. Zuvor konnte sich die ungeduldige Menge jedoch bereits einen Überblick über das im C/O Berlin ausgestellte Werkschau der amerikanisch-jüdischen Fotografin verschaffen.

Annie Leibovitz/CO Berlin. © Sharon Adler


Beeindruckend, aufregend und berührend sind Leibovitz´ Arbeiten, wobei sich Öffentliches wie selbstverständlich neben Privates reiht, Inszeniertes neben Zufälliges.
Allen Aufnahmen gemeinsam ist die große Emotionalität und Intimität, vor allem aber offenbaren sie Leibovitz´ große Begabung, den voyeuristischen, eindimensionalen Blick der Kamera neu zu interpretieren zu einer respektvollen und einfühlsamen Dokumentation von Zeit und Charakter.

Gezeigt werden in der Ausstellung private Aufnahmen ihrer großen Familie und eine Werkschau ihrer Auftragsarbeiten. Das Oeuvre von Annie Leibovitz, die sich selbst eher als konzeptuelle Künstlerin, denn als Fotografin sieht, ist breit gefächert.
Neben aufwendig inszenierten Werbekampagnen und Aufsehen erregenden Aufnahmen wie etwa das Aktfoto der Schauspielerin Demi Moore während ihrer Schwangerschaft, sind es auch die Portraits und Reportagen, mit denen Annie Leibovitz das Gesicht der Fotografie neu prägte.
Internationale Berühmtheit erlangte sie 1980, als sie John Lennon nackt zusammen mit Yoko Ono auf einem Bett sitzend portraitierte – wenige Stunden vor seinem Tod. Spektakulär war auch ihr Shooting mit der britischen Königin Elizabeth II. Leibovitz bat diese, für ein Shooting ihre Krone abzusetzen...

Annie Leibovitz/CO Berlin. © Sharon Adler


Annie Leibovitz, als drittes von sechs Geschwistern am 2. Oktober 1949 als Anna-Lou Leibovitz in Westport, Connecticut, USA, geboren, ist heute eine der wichtigsten und einflussreichsten Porträtfotografinnen international.
Ihre Kindheit verbrachte sie auf diversen Militärstützpunkten, da ihr Vater Berufsoffizier der Air Force war. Ende der 1960er Jahre ging sie für einige Zeit nach Israel und lebte in einem Kibbuz.
Zurück in Amerika, belegte Annie Leibovitz während ihres Studiums der Malerei am San Francisco Art Institute zusätzlich Kurse in Fotografie. Inspiriert durch einen Bildband von Henri Cartier-Bresson wandte sie sich verstärkt der Fotografie zu und machte 1970 die ersten Aufnahmen für das Rolling Stone Magazin.

1973, im Alter von nur 24 Jahren, wurde sie die offizielle Fotografin von "Rolling Stone". Als sie nach zehn Jahren das Magazin verließ, hatte sie nicht weniger als 142 Titelbilder fotografiert und zahlreiche Essays publiziert. 1983 wechselte Annie Leibovitz" zum Magazin "Vanity Fair", seit 1998 arbeitet sie auch für die "Vogue". Zusätzlich fotografierte sie legendär gewordene Werbekampagnen, darunter für "American Express", "Gap" und "Givenchy". Sie hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und ihre Werke wurden international ausgestellt.
Die Künstlerin, Mode- und Musikfotografin erhielt diverse wichtige Auszeichnungen, unter anderem den Infinity Award in Applied Photography from the International Center of Photography und dem Medal of Distinction des Barnard College.

Private Life

Annie Leibovitz war über 15 Jahre mit der Journalistin und Essayistin Susan Sontag zusammen, die 2004 an Krebs gestorben ist. Annie Leibovitz hat den Sterbeprozess ihrer Freundin in Bildern festgehalten.
Dass Susan Sontag in Annie Leibovitz´ Leben noch immer eine große Rolle spielt, wurde auch bei der Pressekonferenz im C/O Berlin klar, als die große Fotografin mehrmals äußerte, sie fühle sich, als würde sie Susan nach Berlin zurückbringen, da für diese Berlin immer ihr Paris gewesen sei.

© Annie Leibovitz. Susan Sontag . Mexico . 1989. Photograph © Annie Leibovitz/CO Berlin


Annie Leibovitz engagiert sich seit Jahren in der Lesben- und Schwulenbewegung und brachte im Jahr 2001 als 52 jährige ihre erste Tochter zur Welt. Den Gerüchten, der Vater sein Susan Sontags leiblicher Sohn David Rieff, trat sie stets vehement entgegen, indem sie bekannt gab, sie sei in einer Samenbank gewesen. Heute hat Annie Leibovitz drei Kinder: Sarah, Susan und Samuelle.
Leibovitz lebt und arbeitet in New York.


C/O Berlin präsentiert "A Photographer´s Life" erstmals und als einzige Station in Deutschland. Die Ausstellung umfasst insgesamt 200 teils großflächige, monochrome Landschaftsaufnahmen, teils private Familienfotos und kleinformatige Schwarz-Weiß-Porträts.
Die Ausstellung wurde vom Brooklyn Museum organisiert und von American Express gesponsert.
Annie Leibovitz war bereits mit "American Music" vom 14. Januar bis 2. April 2006 zu Gast im C/O Berlin.

Zur Ausstellung "A Photographer´s Life" ist im Verlag Schirmer/Mosel der Katalog "Annie Leibovitz - At work" mit Texten der Photographin erschienen. Die Deutsche Ausgabe enthält 119 Farb- und Duotone-Tafeln, 106 farbige Illustrationen und ist für 46 Euro im Buchhandel und im C/O Berlin erhältlich.

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Annie Leibovitz – Life Through A Lens. Die Dokumentation wurde gedreht von Schwester Barbara Leibovitz.

"Susan Sontag. Geist und Glamour", die erste Biographie von Daniel Schreiber.

"American Music" im C/O Berlin (2006).

Annie Leibovitz/CO Berlin. © Sharon Adler


Annie Leibovitz
A Photographer´s Life. 1995 – 2005
Retrospektive
Ausstellungsdauer: 21. Februar bis 17. Mai 2009
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 11 bis 20 Uhr
Veranstalter Brooklyn Museum, New York
Susan Bloom. Int. Ausstellungskoordinatorin
C/O Berlin. International Forum For Visual Dialogues
Veranstaltungsort: C/O Berlin im Postfuhramt
Oranienburger Straße / Tucholskystraße
10117 Berlin
www.co-berlin.com


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Beitrag vom 21.02.2009

Sharon Adler