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AVIVA-BERLIN.de im Oktober 2024 - Beitrag vom 02.01.2009


Bonjour Sagan
Sharon Adler

Diane Kurys erzählt das Leben der skandalumwitterten bisexuellen und lebenshungrigen Schriftstellerin Francoise Sagan, die 1954 mit nur 18 Jahren in den Literaturolymp aufstieg und heute noch ...




... als Ikone verehrt wird.

"Es ist wichtiger zu leben, als das Leben zu bilanzieren." so Francoise Sagan, die für ihre Verschwendungssucht, ihren extravaganten Geschmack in Sachen Autos und LiebhaberInnen, ihre Freiheitsliebe, ihre Spielleidenschaft und ihren exzessiven Drogenkonsum bekannt war.

Mit dem Roman "Bonjour Tristesse", der freie körperliche Liebe, Lebenslust und Sinnlichkeit als Kontrapunkt zum Establishment propagiert, war die erst achtzehnjährige Francoise Quoirez ihrer Zeit weit voraus und wurde über Nacht weltberühmt. Die ersten Zeilen ihres Romans, den sie auf Anraten ihres Vaters unter dem Pseudonym Francoise Sagan veröffentlichte, "Ich zögere, diesem fremden Gefühl, dessen sanfter Schmerz mich bedrückt, seinen schönen und ernsten Namen zu geben: Traurigkeit" , symbolisieren die ganze Zerrissenheit ihrer Person.

Ihr ambivalenter Charakter, ihr zwanghaftes Bedürfnis nach Nähe und Bewunderung zog die Menschen magisch an und nur wenige, etwa ihr Bruder, zu dem sie ein besonders inniges Verhältnis hatte, trauten sich, sie zu kritisieren. Ihr Landhaus wurde zu einem Treffpunkt für die französische Boheme, aber auch für diejenigen, die sich im Glanz der Sagan sonnten und sich großzügig aushalten ließen.

Lebensdurst und Lebensmüdigkeit

Launisch, unberechenbar, aber auch zutiefst verletzlich erscheint die Sagan als eine Ertrinkende, die letztendlich an sich selbst und der Welt zerbricht.
"Wer ohne Grund traurig ist, hat Grund, traurig zu sein." Trauer und Witz, Leichtigkeit und Zügellosigkeit, Sorglosigkeit und Tragödie lagen bei ihr dicht nebeneinander, sie machten diese explosive Mischung aus, die ein Leben auf dem Drahtseilakt bestimmt. Geblieben ist ein Mythos voller Facetten, Talenten, Lieben und Skandalen, hinter dem sich eine Frau offenbart, die man als mutige und provokante Quer- und Freidenkerin verehren muss.

Eine Prise Koks zum Nachtisch

"Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war."
Sie, die Zeit ihres Lebens das Glück gesucht und auch gefunden hat, liebte Männer und Frauen, seltener sich selbst. Die Rastlose, das literarische Wunderkind der Grande Nation war offen kokainabhängig, daneben Kettenraucherin und trank schon tagsüber Hochprozentiges. Ihre Gier nach Drogen und Alkohol hinderte sie jedoch nicht daran, zu schreiben. So konnte sie an den Welterfolg "Bonjour Tristesse" von 1954 mit "Lieben Sie Brahms?" (1959) oder "Brennender Sommer" (1985) anknüpfen. Viele ihrer Romane wurden verfilmt.

"Das Glück ist eine Gnade, unerbittlich und mit unabsehbaren Folgen."

Der Film "La vie en rose" über die Chansonsängerin Edith Piaf machte den Anfang – mit der Schriftstellerin und Bestsellerautorin Francoise Sagan (1935 – 2004) wird jetzt einer weiteren französischen Ikone ein filmisches Denkmal gesetzt. Die Sagan wird eindrucksvoll gespielt von Sylvie Testud, in Deutschland als französisches Aupair in "Pünktchen und Anton" oder als Lara in "Jenseits der Stille" bekannt. Die Schauspielerin stellt das rasante Leben und den rasanten Verfall authentisch und sensibel dar, die Inszenierung von Regisseurin Diane Kurys ist ganz dicht dran am Menschen hinter dem Mythos. Für die Verfilmung hat sie sich mit Denis Westhoff, dem Sohn von Sagan getroffen, der ihr als ihr künstlerischer Berater zur Seite stand.
Auch alle noch lebenden FreundInnen wie Florenz Malraux, Jean-Claude Brialy, Régine, Charlotte Aillaud, Frau Bartoli und Frau Le Breton hat Diane Kurys befragt: "Alle haben mir ihre Geschichte erzählt, jeder gab mir seinen Standpunkt, und ich habe alle ausgesaugt."
In Frankreich wurde der Film von Publikum und Kritik gefeiert.


AVIVA-Tipp: Ob Proustlesend, Kokainschnupfend, schreibend, am Strand flanierend oder im Casino Unsummen von Geld verlierend oder gewinnend – die Zuschauerinnen sehen Francoise Sagan in allen Lebenslagen. Glücklich, verzweifelt, auf der Höhe ihres Ruhmes und einsam sterbend, doch immer anbetungswürdig.

Bonjour Tristesse
Frankreich 2008
Regie: Diane Kurys
DarstellerInnen: Sylvie Testud, Pierre Palmade, Lionel Abelanski Jeanne Balibar u.a.
Buch: Diane Kurys, Claire Lemaréchal, Martine Moriconi
Kamera: Michel Abramowicz
Produktionsdesign: Alexandra Lassen, Ton: Dominique Levert
117 Minuten
FSK ab 12 Jahre
Kinostart: 01 Januar 2009
SCHWARZ WEISS Filmverleih
www.schwarzweiss-filmverleih.de


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Beitrag vom 02.01.2009

Sharon Adler