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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 27.11.2008


Caotica Ana
Kristina Tencic

Die junge Künstlerin Ana schwebt träumerisch und intuitiv durch die Welt – bis sie Einblick in ihre vorherigen Leben gewinnt, welche sich als feministisch, konfliktreich und tragisch herausstellen.




Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer Sie in Ihrem vorherigen Leben waren? Falls nicht, dann geht es Ihnen wie der freigeistigen und lebensfrohen Ana (Manuela Vellés), die mit ihrem Vater (Matthias Habich) auf Ibiza in einer künstlerisch eingerichteten Wohnhöhle lebt. Ihren Unterhalt verdienen sie sich mit dem Verkauf von naiv anmutenden, bunten Zeichenkohle-Bildern, welche Ana unter der Anleitung ihres Vaters malt, der zugleich ist Hauslehrer ist.

Auf dem Hippiemarkt, wo Vater und Tochter ihre Werke feilbieten, taucht eines Tages eine Französin (Charlotte Rampling) auf, die sich sehr für ihre Bilder interessiert. Sie stellt sich als Mäzenin vor und macht Ana ein Angebot, über das die junge abenteuerhungrige Frau mit der Rasta-Frisur nicht lange nachdenken muss: Sie solle mit ihr nach Madrid gehen, in einer Künstlerkommune leben und eine professionelle Kunstausbildung erhalten.

In der Großstadt angekommen, findet die sehr intuitiv handelnde Ana, die sich stets leicht wie eine Feder durch das Leben treiben lässt, bald ihren Platz in der Gemeinschaft und bekommt das erste Mal die Gelegenheit, die alles einnehmende Kraft der Liebe zu erkunden. Diese Liebe verweilt leider nur kurz, da sie durch fremde Hilfe aus ihrem unreflektierten Bewusstsein heraus und in ihr Unterbewusstsein gerissen wird - unter dem Einfluss der Hypnose ist sie gezwungen, sich tiefgreifend mit sich selbst zu beschäftigen und muss erfahren, was wirklich in ihrer sinnlich-verträumten Hülle steckt: das totale Chaos. Um dieses Chaos ordnen zu können, gibt sie sich freigiebig im hypnotischen Zustand den Leben ihrer Vorgängerinnen hin – bis sie sich ihrem stark feministisch geprägten Ursprung stellt und eine Wandlung vollzieht.

Der Film "Caotica Ana", inszeniert von dem in Spanien höchst populären und international preisgekrönten Regisseur Julio Medem zeigt immer wieder Anklänge einer sehr konstruierten Geschichte, doch genau dies zeichnet schlussendlich die Magie und die einnehmende Ungewöhnlichkeit des Films aus. Er singt ein Hohelied auf die sagenumwobene Stärke der Frauen und weist Facetten ihrer Einzigartigkeit auf, wie etwa ihre alles aufopfernde Liebe, ihr Durchhaltevermögen und ihr Gefühl für das Gute in der Welt.

Nicht zuletzt ist "Caotica Ana"der Balanceakt zwischen lächerlichem weil zu sehr erfundenem Plot und inspirierend-verrückter Märchengeschichte durch die überzeugende schauspielerische Leistung von Manuela Velles gelungen. Herausragend ist auch die Idee, mit einem Medium zwei verschiedene einzufangen, nämlich die Filmkunst und die Malerei bekannter spanischer KünstlerInnen. Davon zeugt auch die eigens zu dem Zweck des Fortbestands der KünstlerInnengemeinschaft eingerichtete Webseite www.caoticaanaarte.com

AVIVA-Tipp: Die sinnliche Stimmung, die malerischen Bilder und der brillant komplexe Charakter der Protagonistin machen den Film "Caotica Ana" von Julio Medem zu einem echten Erlebnis. Die Kombination aus einem unvorhersehbaren Reiseabenteuer, einem horizonterweiternden Museumsbesuch und dem märchenhaften einer Alice im Wunderland lösen bei dem oder der ZuschauerIn Momente voller Empathie und Verwunderung aus, die noch lange nachwirken.

Zum Regisseur: Julio Medem wurde 1958 in San Sebastian geboren. Neben seinem Medizinstudium fing er schon früh an, seinem Interesse am Film nachzugehen. Nach einigen Kurzfilmen wurde bereits sein erster Langfilm "Vacas" (1992) preisgekrönt. Am meisten Erfolg verzeichnete er mit den Filmen "Die Liebenden des Polarkreises" (1998) und "Lucia und der Sex" (2001), welche auch international Preise erhielten.

Caotica Ana
Spanien, 2007
Regie: Julio Medem
Drehbuch: Julio Medem
Darstellerinnen: Manuela Velles, Charlotte Rampling, Bebe, Asier Newman, Nicolas Cazalé, Matthias Habich uvm.
Spielzeit: 116 Minuten
FSK: ohne Angabe
Kinostart: 27.11.2008
www.caotica-ana.de


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Beitrag vom 27.11.2008

Kristina Tencic