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Beitrag vom 13.08.2018
Lebenszeichen - Jüdischsein in Berlin. Ein Film von Alexa Karolinski. Kinostart: 23.8.2018
Sharon Adler
Nach "Oma & Bella" (2012), dem berührenden Doppelporträt über ihre Großmutter Regina Karolinski und deren beste Freundin Bella Katz, begibt sich die in Berlin geborene und in Los Angeles lebende Filmemacherin in ihrem neuen Dokumentarfilm erneut auf Spurensuche. Entstanden ist ein dichtes und authentisches Bild über Alltagsmomente und Realitäten im Leben von Jüdinnen und Juden in Deutschland heute.
Traditionen und das große Paradox meiner Familie
"Rosh Hashanah, das ist für mich: Traditionen, die aufrecht gehalten werden müssen, nicht aus der Religiosität der Sache, sondern aus der Tradition der Familie." (Annie Karolinski)
Eröffnet wird der Film neben diesem Statement mit der Kamerafahrt über den Esstisch im Salon der Familie, den die Mutter der Filmemacherin, für das Rosh HaShana-Festessen deckt. Während sie das Silberbesteck inspiziert und sorgfältig die Teller platziert, berichtet sie der Tochter, wie sie 1982 aus Montreal nach Deutschland gekommen ist, nachdem sie den Vater in Florida kennen gelernt hatte. Der, ein deutscher Jude und in einem Displaced Persons Camp in Berlin geboren, verschwieg ihr zunächst aus Scham, aus Deutschland zu stammen. Ein Schamgefühl, das ihn seit seiner Kindheit begleitete, wie so viele seiner Generation.
Jüdische Biographien
Annie Karolinski ist die Tochter von Holocaust-Überlebenden, die nach dem Krieg aus Polen über Israel und Italien nach Kanada kamen. Ausgerechnet sie, die als erste der Familie in Kanada geboren wurde, lebt heute wieder in Deutschland. Wie sie selbst Deutschland damals wahrgenommen hat und was Traditionen heute für sie bedeuten, ist immer wieder Thema in ihren Erinnerungen und Reflektionen. Vor der Kamera erzählt sie, dass ihre Eltern, stolze Kanadier, keine deutschen Produkte im Haus hatten, geschweige denn ein deutsches Auto fuhren – und man das Land selbst auch nie mehr betreten wollte. Somit stellt der Film besonders die Frage danach, ob und vor allem wie jüdisches Leben in Deutschland möglich ist.
"Ich bin Jüdin/Jude. So what?!"
Die Karolinskis sind nur eine Familie unter den insgesamt etwa 25.000 Juden und Jüdinnen, die in der Hauptstadt leben, für die, und das ist wohl allen jüdischen Familien weltweit gemeinsam, vor allem die Familie im Mittelpunkt steht. Dieser Tradition wiederum folgt auch Filmemacherin Alexa Karolinski, die neben ihrer Mutter Annie erneut auch ihre mittlerweile berühmt gewordene Großmutter Regina, und nun auch ihren zwei Jahre jüngeren Bruder David interviewt hat.
Mit ihm erörtert Alexa regelmäßig Fragen der Herkunft und Identität, etwa dann, wenn sie ihm die Frage danach stellt, ob "Jüdinnen/Juden eigentlich einen Migrationshintergrund haben.".
Ja klar, meint der ganz selbstbewusst und dass ihm und ihr das auch anzusehen sei. Schon alleine die Überlegung, wann und vor allem wem er etwas von der eigenen jüdischen Herkunft verraten würde, wirft Fragen auf. David, der in einer Berliner Werbeagentur arbeitet, ist Fussballfan und singt vor der Kamera die deutsche Nationalhymne – sagt aber auch, dass er das nicht auf deutschem Boden, schon gar nicht in Olympiastadion könne.
Jüdinnen und Juden leben nicht isoliert von ihrer nicht-jüdischen Umwelt und auch wenn es nach außen nicht immer sichtbar ist, wer Jüdin/Jude ist, ist die Reaktion auf "das jüdische Outing" in den meisten Fällen gleich – die von außen zugeschriebene Reduktion und Fokussierung auf die Shoa, die unweigerlich in Berührungsängste, Klischees und das Thema der Schuld beziehungsweise Nicht-Schuld mündet.
Deutschland heute
Denn - von einer Normalität sind wir weit entfernt. Damals wie heute stehen jüdische Einrichtungen – Kindergärten, Schulen oder Synagogen – unter Polizeischutz, antisemitische und antiisraelische Übergriffe sind an der Tagesordnung und haben auch im Netz signifikant zugenommen, wie die im Juli 2018 erschienene Langzeitstudie "Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses" aufzeigt.
Antisemitische Ressentiments und der in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung vorhandene latente Antisemitismus zeigt sich auch, wenn eine der interviewten Frauen ausgerechnet im Garten der Liebermann-Villa lapidar und beinahe ungerührt berichtet, wie "das Thema" ihre Familie seit Generationen "belastet habe" und dass sie "mit dem Thema Juden doch endlich mal abschließen" wolle. Damit ist sie nicht allein: Laut einer Erhebung im Rahmen der Studie der Bertelsmann Stiftung mit dem Titel "Deutschland und Israel heute: Verbindende Vergangenheit, trennende Gegenwart?" bekundet mehr als die Hälfte (55 %) der Befragten Zustimmung zu der Aussage: "Heute, beinahe 70 Jahre nach Kriegsende, sollten wir nicht mehr so viel über die Judenverfolgung reden, sondern endlich einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen."
Angesichts der Tatsache, dass sich die Traumata der Überlebenden über die Zweite bis in die Dritte Generation fortsetzen, ist eine derartige Haltung unbegreiflich.
Verlust
Dass die Shoa und ihre Folgen in jeder jüdischen Familie stets präsent sind, und das Bewusstsein darüber als eine Art von Osmose weitergegeben wird, macht Annie Karolinski rückblickend so deutlich: "Der Holocaust war ein Teil unseres Lebens." Auf die Frage, was "Verlust" für sie bedeutet: antwortet sie: "Das was man kennt oder was man hat, entweder ad hoc oder peu a peu zu verlieren. Verlust kann auch sein, was man nie gehabt hat. Man hat Sehnsüchte, nach dem, was man nie gehabt hat." Und weiter: "Mein Verlust als Kind war, Eltern zu haben, die melancholisch waren. Die eben mit ihrem eigenen Verlust schwer zurecht gekommen sind. Ich habe eine Freiheit oder Leichtigkeit in meiner Kindheit verloren, wie ich sie nicht gehabt habe."
Im Dialog
Um Traumata geht es auch einer anderen, nicht-jüdischen Mitwirkenden in "Lebenszeichen - Jüdischsein in Berlin". Eine Freundin der Filmemacherin, die Autorin und Journalistin Carolin Würfel wird sich erst durch ein Gespräch mit Alexa darüber bewusst, welche Assoziationen das geschwungene Schild "Neue Welt" an der Hasenheide in Berlin bei ihr auslöst und ihr klarmacht "wie groß das Trauma eigentlich ist". Ähnlichkeiten zu Graphik und Gestaltung von "Arbeit macht frei" in Auschwitz hatte sie bisher nie gesehen.
Teilnehmende/ProtagonistInnen
Regisseurin Alexa Karolinski, die im Film nicht direkt, sondern quasi durch die Antworten und Statements ihrer InterviewpartnerInnen zu Wort kommt, kritisiert wiederum gegenüber ihrer Freundin Carolin Würfel im Interview mit dem ZEIT-Magazin vom 4. Dezember 2017 die fehlende mediale Darstellung der "Banalität des jüdischen Alltags". Eben diese "Banalität des jüdischen Alltags" und ihre Erfahrungen als deutsche Jüdin bzw. jüdische Deutsche macht sie nun in ihren Portraits und Kurzdokus von deutschen Jüdinnen/Juden und Nichtjüdinnen/Nichtjuden für die ZuschauerInnen erfahrbar.
Ob das hell erleuchtete Haus von Evelyn Gutman, der Pianospielenden, jiddische Lieder singenden, eleganten Dame, die nicht im Dunkeln sein kann, weil sie als jüdisches Kind monatelang in einem Bunker versteckt überlebt hat. Oder das kreative Chaos im Büro des Professors für Medienwissenschaft und Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe, Siegfried Zielinski (er selbst nennt es "Anarchive"), der die Wirkung und mediale Darstellung der US-Serie "Holocaust" im deutschen Fernsehen untersuchte und den Begriff um "Holocaust" zu definieren versucht:
Die Auswahl der InterviewpartnerInnen, ob angefragt und geplant oder spontan und zufällig integriert, zeigt den sicheren Blick und das Gespür der Filmemacherin für Situationen und nicht zuletzt das Thema "Jüdischsein in Berlin trotz und allem".
Durch den Blick auf den Mikrokosmos ihrer eigenen Familie öffnet die Doku mittels einer sensiblen, unaufdringlichen Kamera, die stets präsent ist, ohne voyeuristisch zu sein, "Jüdisches Leben" für die Köpfe und Herzen.
Besonders bewegend ist das Engagement des Ehepaars Petra und Franz Michalski, das mehrmals pro Woche das Denkmal "Züge ins Leben – Züge in den Tod" des Danziger Zeitzeugen Frank Meisler an der Berliner Friedrichstraße putzt. Das Denkmal zeigt zwei Kindergruppen: eine, die im Rahmen der Kindertransporten 1938–39 nach Großbritannien fliehen konnte und eine, die in Konzentrationslager deportiert wurde. Das Denkmal entstand am authentischen Abfahrtsort des Kindertransports, dem Bahnhof Berlin Friedrichstraße. Franz Michalski wurde dadurch das Leben gerettet.
Äußerst spannendes hinsichtlich der Berührungspunkte und des Austauschs hinsichtlich der Auseinandersetzung mit NS innerhalb der Frauenbewegung in den 1960er Jahren hat auch die US-amerikanische Professorin für Neuere Deutsche Geschichte, Holocaustforschung, Frauenforschung und Refugee Studies Atina Grossmann zu berichten: "Meine Freundinnen mussten selber diesen Prozess durchmachen. Es ging um Deutsche und nicht um Juden und irgendwann funktionierte das nicht mehr für mich."
Die Filmemacherin selbst bleibt im Hintergrund, ihre Stimme ist nur aus dem Off zu hören, und vor allem überlässt sie ihren InterviewpartnerInnen den Raum, auf ihre Fragen zu antworten.
Indem sie die Kamera über Häuserfassaden, Straße und schließlich Stolpersteine wandern lässt, schafft sie intensive Bilder von eindringlicher Authentizität Berlins mit all seinen Widersprüchlichkeiten eines Gestern und Heute.
Ihr Film beantwortet Fragen, wirft aber auch viele weitere auf, vor allem danach, was die Auseinandersetzung mit der Geschichte ausmacht.
Einziges Manko: Schade, dass die Namen der ProtagonistInnen nicht im jeweiligen Bild eingeblendet wurden.
AVIVA-Tipp: Dem dokumentarisch-poetischen und trotz allem humorvollen Essay LEBENSZEICHEN – JÜDISCHSEIN IN BERLIN ist ein großes und aufmerksames, vor allem aber ein sensibles Publikum zu wünschen. Potenzial dazu hat der Film unbedingt, denn er gibt einen Einblick in "ganz normales, alltägliches jüdisches (Familien)Leben" abseits von klischeehaften Zuschreibungen einerseits und ohne die Ausblendung der Allgegenwärtigkeit der Shoa und der damit verbundenen Traumata andererseits. Wir sind schon jetzt äußerst gespannt auf den dritten Teil der Trilogie über jüdisches Leben in Deutschland heute und sagen Massel tov!
LEBENSZEICHEN – JÜDISCHSEIN IN BERLIN
Ein Film von Alexa Karolinski
DE 2018, 83 Min., deutsche OF
Regie & Buch: Alexa Karolinski
Kamera: Alexa Karolinski, Johannes Louis
Schnitt: Alexa Karolinski, John Walter
Ton: Simon Konrad
Musik: Adam Gunther
Redaktion: Lucia Haslauer Jörg Schneider
Produzent: Andro Steinborn
MIT: Annie Karolinski Donig, Siegfried Zielinski, David Karolinski, Evelyn Gutman, Regina Karolinski, Carolin Würfel, Atina Grossmann, Frank Mecklenburg
Eine Produktion von Arden Film in Ko-Produktion mit ZDF/Das Kleine Fernsehspiel in Ko-Produktion mit Cine Plus Filmproduktion. Gefördert durch Deutscher Filmförderfonds
Im Verleih der Edition Salzgeber
Kinostart: 23.8.2018
Filmwebsite: www.lebenszeichen-film.de
Zur Regisseurin: ALEXA KAROLINSKI, 1984 in Berlin geboren, ist eine kanadisch-deutsche Filmemacherin, die in Berlin und Los Angeles lebt. Nach dem Studium der Kunstgeschichte in London hat sie ein Jahr für Vice Deutschland und anschließend für Arte gearbeitet. Dort hat sie bei Kulturkritiken und KünstlerInnenporträts Regie geführt und später auch eigenständig produziert. Nach einem Dokumentarfilmstudium an der New Yorker School of Visual Arts drehte sie ihren ersten abendfüllenden Dokumentarfilm "Oma & Bella", der auf der Berlinale (Sektion Kulinarisches Kino) uraufgeführt wurde und für den sie den Grimme-Preis gewann. Das gleichnamige Kochbuch mit osteuropäisch-jüdischen Rezepten ist bereits in der dritten Auflage erschienen. Weitere Infos zum Film auf: www.omabella.com
Karolinskis filmische Arbeit reicht von dokumentarischen und experimentellen Formen bis zu kommerziellen Modeprojekten und wurde u.a. im Museum of Art and Design in New York, dem Moma-PS1, dem Centre Pompidou in Paris sowie der Berlin Biennale gezeigt. Für Condé Nast´s M2M drehte sie den dokumentarischen Kurzfilm "Fashion at War" über die Verwicklungen von Hugo Boss mit dem "Dritten Reich".
LEBENSZEICHEN – JÜDISCHSEIN IN BERLIN ist ihr zweiter langer Dokumentarfilm und der zweite Teil einer Trilogie über jüdisches Leben in Deutschland heute.
Filmografie
2018 LEBENSZEICHEN – JÜDISCHSEIN IN BERLIN (Dokumentarfilm)
2017 FASHION AT WAR: CRAFTING THE NAZI BRAND (Kurz-Dokumentarfilm)
COCO (KünstlerInvideo)
2016 ARMY OF LOVE (KünstlerInvideo. Co-Regie: Ingo Niermann)
2012–18 Zehn Videos in Kollaboration mit dem Modelabel Eckhaus Latta
2014 FRAGEN AN JOSHUA (Kurzfilm. Co-Regie: Ingo Niermann)
2013 BECOMING BILLY NAME (Kurz-Dokumentarfilm)
2012 OMA & BELLA (Dokumentarfilm)
Teilnehmende/ProtagonistInnen bei LEBENSZEICHEN – JÜDISCHSEIN IN BERLIN
ANNIE KAROLINSKI DONIG, geboren 1956, ist Alexas Mutter. Ihre Eltern kamen als Holocaust-Überlebende nach dem Krieg aus Polen über Israel und Italien nach Kanada. Sie ist die erste in ihrer Familie, die in Kanada geboren wurde, in Montreal. Annie zog 1982 nach Berlin, nachdem sie Alexas Vater im Urlaub in Florida kennengelernt hatte. Sie erzog Alexa und ihren Sohn David zweisprachig und multikulturell. "Das richtige Judentum – den Inhalt, das Selige, das Jiddische – das habe ich erst hier gelernt", sagt sie über Berlin.
REGINA KAROLINSKI, geboren 1927, ist Alexas Oma und neben der bereits verstorbenen Bella Katz der Star von Alexas erstem Film "Oma & Bella" (2012). Wenn Alexa nach Berlin kommt, macht sie immer erst bei Oma Halt, um bei ihr Hühnersuppe zu essen. Beide telefonieren zudem mehrmals die Woche miteinander. Alexa und der Rest ihrer Familie versuchen, Oma so fit wie möglich zu halten. Dazu gehört auch die Arbeit mit Piotr, Omas langjährigem Physiotherapeuten, der zweimal die Woche mit ihr trainiert.
DAVID KAROLINSKI, geboren 1986 in Berlin, ist Alexas jüngerer Bruder und arbeitet für eine Berliner Werbeagentur. David ist einer von Alexas wichtigsten Bezugspersonen, wenn es um Fragen der Herkunft und Identität geht.
SIEGFRIED ZIELINSKI, geboren 1951, ist Professor für Medienwissenschaft und Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe. Alexa kontaktierte ihn vor vier Jahren, um mehr über 1979 zu erfahren – das Jahr, in der die US-Serie "Holocaust" im deutschen Fernsehen lief. Zielinskis Kunst, sich mit Geschichte medial und assoziativ auseinanderzusetzen, machte ihn zum ersten Protagonisten der LEBENSZEICHEN.
PETRA UND FRANZ MICHALSKI sind ein Ehepaar, das mehrmals in der Woche das Denkmal "Züge ins Leben – Züge in den Tod" des Danziger Zeitzeugen Frank Meisler an der Berliner Friedrichstraße putzt. Das Denkmal zeigt zwei Kindergruppen: eine, die im Rahmen der Kindertransporten 1938–39 nach Großbritannien fliehen konnte und eine, die in Konzentrationslager deportiert wurde. Das Denkmal entstand am authentischen Abfahrtsort des Kindertransports, dem Bahnhof Berlin Friedrichstraße. Franz Michalski wurde dadurch das Leben gerettet.
EVELYN GUTMAN, geboren 1933, ist eine der letzten Überlebenden des Holocaust, die ursprünglich aus Berlin stammen. Ihre nicht-jüdischen Großeltern konnten während des Krieges verschiedene Verstecke für sie in und um Berlin organisieren. Alexa kennt Frau Gutman aus der Synagoge und der Jüdischen Gemeinde, wo die Dame durch ihre stets sagenhaft exzentrische Kleidung auffällt.
PEDRO DONIG kam 1949 in Buenos Aires als Kind deutsch-jüdischer Flüchtlinge zur Welt. Seine Eltern konnten 1938 aus Berlin mit einem der letzten Schiffe über Holland nach Argentinien fliehen. Pedro ging in Buenos Aires auf die einzige deutsch-jüdische Schule und hatte als Kind oft Prügeleien mit Nazi-Kindern aus den über zehn deutschen Schulen der Stadt. Pedro ist Alexas Stiefvater und leidet an frühzeitiger frontotemporaler Demenz, die sein Sprachzentrum und sein Gedächtnis erheblich beeinträchtigen. Rituale des Alltags und die Liebe seiner Frau geben ihm Halt.
ATINA GROSSMANN UND FRANK MECKLENBURG wurden beide 1950 geboren – Atina in New York, Frank in Berlin – und sind die Eltern eines Freundes von Alexa. Beide sind Historiker und Spezialisten auf dem Gebiet Deutsch-Jüdischer Geschichte. Atina ist Professorin für Neuere Deutsche Geschichte, Holocaustforschung, Frauenforschung und Refugee Studies, Frank leitender Historiker und Chef-Archiv am New Yorker Leo Baeck Institut. Atina unterstützte Alexa bereits für "Oma & Bella" bei der historischen Recherche.
CAROLIN WÜRFEL, geboren 1986 in Leipzig, lebt als Autorin in Berlin und ist eine Freundin von Alexa. Carolin und Alexa lernten sich 2016 bei der Hochzeit einer gemeinsamen Freundin in Stockholm kennen und reden oft über Fragen der deutschen Identität und Geschichte.
GÄRTNERINNEN DER LIEBERMANN VILLA. Seit 2006 wird die Sommervilla des deutsch-jüdischen Malers und Grafikers Max Liebermann (1847-1935) als Museum und öffentlicher Garten genutzt. Jeden Dienstag treffen sich hier um die zehn Frauen und helfen ehrenamtlich bei der Aufrechterhaltung des Gartens, der Liebermanns Bildern nachgestaltet wurde.
MOZICA UND AURÉLIEN CHARPY sind Geschwister aus Marseille, Frankreich. Alexa lernte sie beim Dreh im Berliner Holocaust-Mahnmal kennen.
GEDENKSTÄTTE SACHSENHAUSEN: Auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg nördlich von Berlin lag in den Jahren 1936 bis 1945 eines der größten Konzentrationslager auf dem Gebiet des damaligen Deutschen Reichs. Insgesamt wurden über 200.000 Häftlinge nach Sachenhausen deportiert, die als Zwangsarbeitskräfte in den umliegenden Firmen versklavt und ausgebeutet wurden. Zehntausende der Häftlinge wurden durch die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen, durch Folter, Erschießungen und medizinische Experimente im Lager ermordet.
DIE STADT BERLIN. Alexa ist in Berlin-Wilmersdorf geboren und hat dort auch den Großteil ihres Lebens verbracht. Sie kennt Berlin als sich ständig im Wandel befindliche Stadt und identifiziert sich darüber mit ihrem Deutschsein. Heute pendelt sie zwischen Los Angeles und Berlin hin und her. Berlin aber ist und bleibt ihr Zuhause, bzw. anders und im Sinne dieses Filmes ausgedrückt: ihre Heimat.
(Quelle: Salzgeber)
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OMA & BELLA. Ein Dokumentarfilm von Alexa Karolinski Kinostart 23. August 2012
Die besten Freundinnen Bella Katz und Regina Karolinski, geboren 1923 und 1927, leben seit fünf Jahren zusammen in einer Charlottenburger Wohnung, wo sie viel, gern, und vor allem exzellent kochen .Während sie ihre berühmte jüdische Hühnersuppe zubereiten, erzählen die beiden aus Vilnius und Katowice stammenden Frauen von ihrer Kindheit und ihren Familien, ihrem Überleben der Ghettos und Lager, ihren Männern und dem Leben nach dem Krieg in Berlin.