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Beitrag vom 13.11.2017
Animals - Stadt Land Tier. Ein Film von Greg Zglinski mit der großartigen Birgit Minichmayr. Kinostart: 16. November 2017
Tina Schreck
Die rettende Stadtflucht in die Schweizer Alpen entwickelt sich zum Horrortrip für ein Wiener Ehepaar, das in der ländlichen Idylle einen Neustart wagen will. Ein packender Psychothriller, der unerwartete Wendungen nimmt.
Anna und Nick stecken in einer Ehekrise. Sie will Kinder, er schläft lieber mit Andrea, der Nachbarin aus dem dritten Stock. Als letzter Rettungsanker soll eine sechsmonatige Reise in die französische Schweiz dienen. Weit weg von allen Problemen will Anna, die sich als Kinderbuchautorin ihr Geld verdient, endlich einen Roman für Erwachsene schreiben und Restaurantbetreiber Nick plant, ein Kochbuch über vergessene Schweizer Spezialitäten zusammenzustellen. Um die gemeinsame Altbauwohnung soll sich in ihrer Abwesenheit Mischa, eine entfernte Bekannte kümmern. Kurioserweise weist diese eine verblüffende Ähnlichkeit zu Andrea auf, von der Nick sich vor Abreise trennt. Verkrampft, doch guter Dinge, machen sich die ahnungslose Anna und ihr untreuer Gatte im schicken Cabrio auf den Weg in eine bessere Zukunft.
"Stört´s di? ", fragt Anna ihren Mann mit einer Mischung aus Langeweile und Angst vor Zurückweisung, als sie ihm ihre Hand auf den Oberschenkel legt.
"Na!", erwidert dieser gereizt.
"Ich kann´s auch wieder wegnehmen…", zögerlich zieht sie ihre Hand zurück.
"Geh, leg´s wieder hin!"
Der trockene, österreichische Witz und der Wiener Dialekt sind elementarer Bestandteil dieser schwarzen Mystery-Komödie, die sich schwerlich in eine Schublade stecken lässt. Vom klischeehaften Beziehungsdrama entwickelt sich die Geschichte in rasantem Tempo in ein nervenaufreibendes Vexierspiel zwischen Traum und Realität, das Anna schon während der Autofahrt durch die beschauliche Alpenlandschaft vorherzusehen scheint. Um sich von ihren bösen Vorahnungen abzulenken, vertreiben sich die beiden mit Spielen die Zeit.
Tier mit T
"Truthahn"
"Tapir"
"Tokee"
SCHAF!, schreit Anna, doch da ist es schon zu spät. Nach dem Aufprall ist das Schaf tot, Anna erleidet eine Gehirnerschütterung und Nick bleibt unversehrt. Erleichtert setzen sie nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt ihre Reise fort, doch schon bald wird klar, dass nichts mehr so ist, wie es war. Seltsame Dinge geschehen. In der abgelegenen Berghütte wie zu Hause in der Stadtwohnung. Die Figuren beginnen miteinander zu verschmelzen, Parallelwelten entstehen und ein selbstmörderischer Vogel leitet schließlich den Abstieg in die surreale Hölle ein, in die Anna seit dem Unfall immer tiefer zu versinken droht. Unerklärliche Zeitverschiebungen und rätselhafte Perspektivenwechsel werden zur quälenden Realität und lassen sie zunehmend an ihrem Verstand zweifeln. Spätestens als ein unheimlicher schwarzer Kater auftaucht, um ihr von Nicks Affäre zu berichten und ihr dazu rät, ihren Mann zu ermorden, gerät ihre Welt vollends ins Wanken.
"Ich werd dich verlassen."
"Eine Katze."
"Was? Ich hab gsagt, ich wird dich verlassen."
"Und ich antworte, eine Katze ist vor der Tür!"
"...mit der hab ich heut schon gredet"
"Und was hat´s gsagt?"
"Dass ich dich umbringen soll"
"Na, dann füttern wir sie halt, wenn´s so Hunger hat."
Immer verworrener werden die Gespräche des Paares, immer größer die Kluft zwischen Wahrheit und Illusion. Auf brillante Weise gelingt es der wunderbaren Birgit Minichmayr, die Zuschauer_innen immer tiefer in das unheimliche Labyrinth aus trügerischem Schein und verblassender Existenz hineinzuführen, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint.
AVIVA-Tipp: "Animals – Stadt Land Tier" ist eine meisterhaft inszenierte Mischung aus beißender Komödie, mysteriösem Psychodrama und schauderhaftem Horror, deren subtiles Grauen sich inmitten der malerischen Bergkulisse unaufhaltsam auszubreiten droht. Das ausgeklügelte Zusammenspiel zwischen den Figuren und den miteinander verwobenen Ereignissen ergibt ein faszinierendes Geflecht aus Absurditäten, welches sich immer wieder von Neuem zusammensetzt.
Animals – Stadt Land Tier
Originaltitel: Tiere
Schweiz, Österreich, Polen 2017
Regie: Greg Zglinski
Drehbuch: Jörg Kalt, Greg Zglinski
Darsteller*innen: Birgit Minichmayr, Philipp Hochmair, Mona Petri, Mehdi Nebbou, Michael Ostrowski
Produziert von: Katrin Renz, Stefan Jäger, Bruno Wagner, Antonin Svoboda, Łukasz Dzięcioł
Verleih: FilmKinoText
www.filmkinotext.de
Lauflänge: 95 Minuten
Kinostart: 16. November 2017
Filmwebsite und Trailer: www.animals-film.de
Zur Schauspielerin: Birgit Minichmayr wurde 1977 in Linz, Oberösterreich geboren und absolvierte ihre Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Schon während ihrer Studienzeit wurde sie am Wiener Burgtheater engagiert, wo sie 1998 debütierte. Nach einer Castorf-Produktion bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen wechselte sie 2004 zu Castorf an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin und kehrte erst 2007 wieder ans Wiener Burgtheater zurück. Seit 2010 ist sie an der Seite von Nicolas Ofczarek die Buhlschaft im "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen. Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin gewann unter anderem den Ulrich-Wildgruber-Preis und den Nestroy-Theaterpreis und ist neben der Theaterschauspielerei auch in zahlreichen Filmen zu sehen. Dazu zählen Erfolge wie "Taking sides" (2002), "Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders" (2006) und "Das weiße Band" (2009). Seit 2011 spielt sie am Residenztheater in München.
Weitere Infos zu Birgit Minichmayr unter: www.residenztheater.de
Zur Darstellerin Mona Petri wurde am 16.Dezember 1976 in Zürich geboren und studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Bern. Nach einem einjährigen Engagement am Landestheater Tübingen wechselte sie ans Staatstheater in Karlsruhe. Seit 2007 arbeitet sie als Schauspielerin und Dramaturgin bei der freien Schweizer Theatergruppe MARIE. Sie spielte mitunter in den Schweizer Produktionen "Jeune Homme" (2006) und "Fliegende Fische" (2011), dem deutschen Spielfilm "Dolores" sowie in den Tatort-Folgen "Wunschdenken" (2011) und "Schutzlos" (2015) mit.
Weitere Infos zur Schauspielerin unter: www.imdb.com
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