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Beitrag vom 22.05.2016
Dedications. Festival zur Publikation des Buchs - KuLe Kunst & Leben / Art & Life. A House in Berlin-Mitte since 1990. Ein Haus in Berlin-Mitte seit 1990. 3.- 5. Juni 2016 im Kunsthaus KuLe in der Auguststraße 10
Sharon Adler
Das Kunsthaus KuLe verbindet seit über 25 Jahren Kunst und Leben. Zum Booklaunch finden Lesungen, Diskussionsveranstaltungen und Konzerte statt. Zu Gast sind auch Carmi und Eve Neiger aus den USA, Nachfahren der jüdischen Familie, die dort bis 1933 eine koschere Großbäckerei betrieb.
Das im Mai 2016 im Revolver Publishing Verlag erschienene Buch dokumentiert die Geschichte des Hausprojekts in der Auguststraße 10 in Berlin-Mitte vom Aufbruch in den 90er Jahren bis heute.
Dazu die Herausgeberinnen Ursula Maria Berzborn und Steffi Weismann: "Als wir anfingen, über ein Buch über die "KuLe" nachzudenken, entstand dies aus dem Bedürfnis, ein Stück Zeitgeschichte einzufangen, die unsichtbaren Fäden von Erinnerungen miteinander zu verknüpfen, Beziehungen aufzuzeigen und mit Bildern aus Vergangenheit und Gegenwart einen Boden für Visionen zu bereiten."
Anhand von zahlreichen Texten, Interviews und Fotografien werden die seit Jahrzehnten gewachsenen Netzwerke einer Stadtentwicklung von unten sichtbar. In einem zweijährigen Prozess haben über 100 Beteiligte an diesem Buch mitgearbeitet. Entstanden ist ein Nachschlagewerk auf deutsch und englisch, 396 Seiten mit 500 Abbildungen und Artikeln über selbstorganisierte Wohnprojekte, Kunst, Architektur, Stadtentwicklung, Aktivismus, ein Stück Berlin-Geschichte.
Das Festival Dedications bietet Lesungen in verschiedenen Räumen des Hauses, Diskussionsveranstaltungen und Konzerte, eine Auktion und performative Interventionen des Institut für Überlebensstrategien / Grotest Maru. Zahlreiche Autor*innen des Buches werden anwesend sein, darunter auch Carmi und Eve Neiger, die aus den USA angereisten Nachfahren der jüdischen Familie, die in der Auguststraße 10 bis 1933 ihre Bäckerei hatte.
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© Neiger Familienarchiv. Familie Neiger, Hof Auguststraße 10, 1932 |
Der Kontakt zur Familie entstand 1998, als die künstlerische Co-Leiterin des Festivals Dedications, Ursula Maria Berzborn, vor der Haustür der KuLe auf einen alten Mann mit einer kleinen Tourist_innengruppe traf:
"Der alte Herr sagte, er sei hier aufgewachsen, sein Vater habe bis 1933 hier in dem Haus Auguststraße 10 die jüdische Bäckerei betrieben.
Er erzählte, daß sie, die Familie Neiger, über viele Umwege nun in Chicago, USA, leben würden und daß er schon mal in den 70er Jahren mit seiner Frau Paula in Berlin gewesen wären, als die Mauer noch stand. Nun seien sie wiedergekommen, da er als Großvater seinen Enkelinnen den Ort seiner Kindheit zeigen wolle.
Das war sehr berührend für mich. Ich lud sie auf einen Kaffee in die KuLe ein und wir gingen zusammen in die alte Backstube im Keller. Dort steht bis heute das Relikt eines großen Bäckerofens. Ich schenkte ihnen das lose Schild des Ofenherstellers, ein ovales Rund mit Aufschrift, u.a. stand auch "Berlin" auf dem Schild." | |
© Neiger Familienarchiv. Paula Neiger, vor dem ehemaligen Bäckerladen, Auguststraße 10, 1971 |
Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine langjährige Beziehung, die über die Jahre von Mitgliedern des KuLe e.V. gepflegt wurde.
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Zu Besuch im Kunsthaus KuLe: (von links nach rechts): HeikeMaria unVORSTellBAR, Ursula Maria Berzborn, Eve Neiger, Izak Neiger, Arielle Neiger, Jörg Heuer, 1998 |
Die Enkelin, Eve Neiger, die 1998 als Kind mit ihrem Großvater vor der Haustür stand, ist heute Historikerin. Sie schrieb mit ihrem Vater Carmi einen Artikel unter dem Titel
"Gefundene Erinnerungen in der Auguststraße 10: Die Lebensgeschichte des Bäckerjungen Itschu Neiger" / "In heritage: Deriving meaning and building connections from memory, place, and the historical record" für das KuLe Buch:
"Im Keller der KuLe wurde unter Schichten von Schutt ein blau-weiß gekachelter Bäckerofen freigelegt, der die ganze Wand bedeckte. Alle weinten, als Isak von seinem Leben und von den Erinnerungen sprach, die dieses Relikt bei ihm auslösten. Er erzählte, wie Frauen aus der Nachbarschaft am Freitag Nachmittag ihre Sabbat-Speisen herbrachten, um sie bis zum Samstag Abend im Ofen warmzuhalten. Er war von seinen Gefühlen übermannt, weil er mit seinen Kindern und Enkeln in dem Haus stand, aus dem er 65 Jahre zuvor geflohen war. | |
© Neiger Familienarchiv. Eve Neiger in der Backstube Auguststraße 10, 2009 |
In ihrem Vortrag am Eröffnungsabend zur Book Launch wird Eve Neiger über die Weitergabe von persönlichen Erinnerungen und Bildern an die nächsten Generationen sprechen und welch große Bedeutung diese Form der Weitergabe für das Verständnis von Geschichte hat.
AVIVA-Berlin wird in Kürze ein Interview mit Eve Neiger führen und veröffentlichen. | |
© Neiger Familienarchiv. Izak und Fanny Neiger, Hof Auguststraße 10, 1932 |
Das detaillierte Programm:
Freitag, 3. Juni - Dedications Historyab 18 Uhr: Buchsalon geöffnet, Soundinstallation "permeiamo" und Interaktionen vom IFÜ (Institut für Überlebensstrategien) / Grotest Maru
19 Uhr: Buchpräsentation mit den Herausgeberinnen und Heike Salchli vom Verlag Revolver Publishing
20 Uhr: Lesung von Eve Neiger und Carmi Neiger (USA): "In heritage: Deriving meaning and building connections from memory, place, and the historical record." – anschließend Publikumsgespräch
21:30 Uhr: Konzert Christopher Fülling (USA) begleitet von Andrea Neumann – danach DJ´s Knistern und Rauschen
Samstag, 4. Juni - Dedications Nowab 16 Uhr: Kaffee & Kuchen, Soundinstallation "permeiamo" von Georg Klein und Steffi Weismann, KuLe Fassade
16:30 Uhr: Haus-Tour 1 zu dezentralen Lesungen von Autor*innen des Buches mit u.a. Karen Orth, Gereon Asmuth, Mars Dietz, Ivan Ertl, Christopher Fülling, Eve Neiger, Thalia Langer, Lili Weismann, Swantje Henke, ED 2000 im "Kleinsten Club der Welt", die Tourgruppen (deutsch und englisch) werden geführt durch das IFÜ
17 Uhr: Filmscreening: "Psychic Tequila Tarot", Isabell Spengler
18 Uhr: Round Table "Frauenpower" Diskussionsrunde (dt/engl) zu Genderpraxis und Alltag von Künstler*innen verschiedener Generationen im Umfeld der KuLe, mit u.a. Susanne von Falkenhausen, Roni Katz, William Locke Wheeler, Isabell Spengler
20 Uhr: Haus-Tour 2 zu dezentralen Lesungen von Autor*innen des Buches (dt/engl)
21:30 Uhr: Treasures of KuLe: Auktion moderiert von Pip Hill und Lulu Obermayer
22:30 Uhr: Rockkonzert, Andrew Bear & Band (Ukraine) anschließend dj télépathe
Sonntag, 5. Juni - Dedications Future17 Uhr: Kaffee & Kuchen, Soundinstallation, Interaktionen mit Fragen vom IFÜ
17:30 Uhr: Round Table "Zukunftswerkstatt": Diskussionsrunde zu Eigentum und Öffentlichkeit
"Wie kann die langjährige Praxis der Selbstorganisation in ein alternatives Modell von Institution führen?" mit Vertreter*innen aus der KuLe und verwandten Hausprojekten, sowie der Freien Kulturszene, u.a. Andrej Holm, Annette Maechtel, Georg Klein, Mathias Heyden (K77), Manga (Schokoladen), Benjamin Foerster-Baldenius (raumlabor, Lychi 60), Hajo Toppius (Antje Øklesund), Chris Keller & Anke Fesel (Publikation Berlin Wonderland)
20 Uhr: Chillen mit Chili sin Carne und Musik
3.- 5. Juni 2016
Dedications - Festival zur Publikation KuLeBook Launch zur Publikation
KuLe. Kunst & Leben.
Ein Haus in Berlin-Mitte seit 1990
Ort:Kunsthaus KuLe
Auguststraße 10
10117 Berlin
Weitere Informationen zum Programm und zum Buch finden Sie unter:www.kunsthauskule.deigg.me/at/kulebook/xkunsthauskule.de/KULE-BOOKwww.facebook.com/kunsthaus.kuleKontakt:
info@kunsthauskule.deTel: 0179 2058948
Eintritt frei
Infos zum Buch:KuLe. Kunst & Leben. Ein Haus in Berlin-Mitte seit 1990 / Art & Life. A House in Berlin-Mitte since 1990
Herausgeberinnen: Ursula Maria Berzborn, Steffi Weismann
Verlag: Revolver Publishing
396 Seiten, 100 Seiten in Farbe, 485 Abbildungen, deutsch/engl.
39 € Ladenpreis
35 € im Vorverkauf (bis 24.5.2016)
Künstlerische Leitung: Ursula Maria Berzborn und Steffi Weismann
Die Veranstaltung Dedications wird gefördert durch:
den Bezirkskulturfonds Berlin-Mitte, die Checkpoint Charlie Stiftung, die Stiftung Edith Maryon und unterstützt durch den KuLe e.V.
Medienpartner: Visit Berlin, AVIVA Berlin