Die 66. Berlinale vom 11. - 21. Februar 2016 - eine feine kleine Filmauswahl von AVIVA-Berlin - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 09.02.2016


Die 66. Berlinale vom 11. - 21. Februar 2016 - eine feine kleine Filmauswahl von AVIVA-Berlin
Helga Egetenmeier

Die AVIVA-Übersicht zu Filmen von Frauen, über weibliche Identitäten, Filme aus Israel, und den Teddy-AnwärterInnen unterstützt die Auswahl aus dem üppigen Berlinale-Angebot. Und auch dieses Jahr lädt "Pro Quote Regie"...




... wieder zu ihrem täglichen Bubble-Talk, während Jury-Präsidentin Meryl Streep erstmals eine Jurorinnenaufgabe bei einem Filmfestival übernimmt.

Vom 12.-15. Februar wird Pro Quote Regie über die Q-Frage "Qualität versus Quote oder Qualität durch Quote?" im Multimedialen Infozelt auf dem Potsdamer Platz diskutieren, am 16.2. gibt es dazu in der Akademie der Künste eine Podiumsdiskussion mit Gästen.

Berlinale Special

Außergewöhnliche Neuproduktionen und Filme, die aus zeitgeschichtlicher Sicht eine besondere Aufmerksamkeit verdienen, finden ihren Rahmen im Berlinale Special.

So der in Stockholm zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielende "Den allvarsamma leken" über eine Romanze und deren mögliche Wege abseits der gängigen Moralvorstellungen, verbunden mit der Frage nach der wahrhaftigen Liebe. Pernilla August, die sowohl als Regisseurin als auch als Schauspielerin bereits einige Auszeichnungen erhielt, gestaltete ihn nach dem Drehbuch von Lone Scherfig, die 2001 den Silbernen Bären für "Italienisch für Anfänger" erhielt.

Sonia Kennebeck, investigative Journalistin und bekannt durch die ARD-Doku "Sex - Made in Germany" über Prostitution in Deutschland, stellt mit "National Bird" ihren ersten abendfüllenden Dokumentarfilm vor. Sie gibt darin Einblicke in das U.S.-Drohnenprogramm, gesehen mit den Augen von SoldatInnen und Überlebenden und stellt die Frage, ob Gewalt und Gegengewalt sich bedingen müssen.

Unter den Berlinale Special Series gibt es drei Regisseurinnen zu entdecken. So lässt SJ Clarkson in "Love, Nina" eine eigenwillige Nanny vom Lande in den 80er Jahren mit den Augen einer jungen Frau London entdecken und heiter, skurril und liebenswert Fuß fassen in dieser Gesellschaft, die beharrlich an ihrem Klassendenken festhält. Für die BBC von Nick Hornby nach dem gleichnamigen Roman von Nina Stibbe adaptiert, spielen Faye Marsay und Helena Bonham Carter in den Hauptrollen.

Susanne Bier, Mitglied der Berlinale Jury 2013, führt Regie in der Serie "The Night Manager" über einen smarten Hotelangestellten und Exsoldaten, der undercover gegen einen mächtigen Waffendealer ermittelt, sie nimmt dazu die aktuellen Auseinandersetzungen im Nahen und Mittleren Osten als Hintergrund. Die dänische Serie "Splitting up together", Regie Hella Joof, wirft einen originellen Blick auf moderne Beziehungen und verschiedene Lebensmodelle.

Jüdisches Leben und Filme aus Israel

Als Serie kommt aus Israel der KritikerInnenerfolg "The Writer" von Sayed Kashua, Regie Shay Capon, auf die Berlinale. Es ist die Geschichte eines arabisch-israelischen Schriftstellers in der Lebenskrise, der damit das Zugehörigkeitsgefühl seiner Familie beeinflusst, da er für seine immer erfolgreicher werdende satirische TV-Serie aus dem eigenen Leben schöpft und sich dabei von seinem Alter Ego entfremdet.

In James Schamus erster Regiearbeit "Indignation", nach einem Roman von Philip Roth, geht ein jüdischer Junge aus Newark in ein kleines konservatives College nach Ohio um der Einziehung in den Korea-Krieg zu entgehen. Dort trifft er auf Olivia, eine an Sylvia Plath angelehnte Figur, doch ihre unkonventionelle Zuneigung zueinander wird von ihrem Umfeld nicht akzeptiert.

"P.S. Jerusalem", Regie Danae Elon, Tochter des prominenten Israel-Kritikers Amos Elon, die ihrem Vater versprechen musste, nie nach Jerusalem zurückzukehren, dreht einen Film über gerade diese Rückkehr und setzt dem verstorbenen Vater damit auch ein sehr persönliches Andenken. Zusammen mit ihrem Mann und den zwei Söhnen zieht die hochschwangere Regisseurin zurück in ihren Geburtsort. Eine hochspannende intime Dokumentation über die ihr nahestehenden Menschen und den Einfluss von Gesellschaftspolitik auf das private Beziehungsgeflecht.

Die israelische Regisseurin Elite Zexer zeigt mit "Sufat Chol" anhand einer Hochzeit in einem Beduinendorf in der Wüste ein Patriarchat im Wanken. Rund um Tochter Layla, die an der Uni studiert und Mutter Jalila, die sich mit der jungen, wenig glücklichen zweiten Frau ihres Mannes arrangieren muss, versuchen sie sich gegen traditionelle Geschlechterbilder zu wehren und etwas mehr Freiheit zu verlangen.

Die Dokumentarfilmer Tomer und Barak Heymann folgen in "Who´s Gonna Love Me Now?" dem lange Zeit in London ein freies schwules Leben genießenden und nun HIV-positiv getesteten Saar, der vor 17 Jahren Israel verließ und nach dieser Zeit der Ausgrenzung durch seine Familie sich dieser wieder annähert. Szenen aus dem London Gay Men´s Chorus, in dem er ein Zuhause gefunden hat, begleiten diese Wiederbegegnung.

"El rey del Once", das ist der Vater von Ariel, der extra in das jüdische Stadtviertel seiner Kindheit gekommen ist, um den viel Beschäftigten zu besuchen. Dieser organisiert ein uneigennütziges Gemeinschaftssystem und scheint sich dadurch seinem Sohn zu entziehen, der somit wiederum darin integriert wird. Eine Odyssee durch die jüdische Gemeinde beginnt, der ihn aus seinem New Yorker Businessalltag reißt und den Daniel Burman humorvoll und melancholisch nach einem realen Menschen ins Bild gesetzt hat.

In "Junction 48" zeigt Regisseur Udi Aloni die persönlichen Lebensereignisse von Tamer Nafar, Frontmann der ersten palästinensischen Rap-Gruppe DAM. Ein Film erfüllt von Hoffnung auf ein gleichberechtigtes Zusammenleben.

Die palästinensisch-israelische Künstlerin Jumana Manna folgt in "A Magical Substance Flows into Me" den Spuren des deutsch-jüdischen Musikethnologen Robert Lachmann. Mit viel Begeisterung für Geschichte und unterschiedliche Musikinstrumente begibt sie sich mit Aufnahmen seiner Radiosendungen durch das heutige Israel und die palästinensischen Gebiete.

Dokumentarfilmer Avi Mograbi erhielt 2009 den Konrad-Wolf-Preis der Berliner Akademie der Künste und war schon mehrfach im Forum der Berlinale vertreten. Diese Jahr porträtiert er in "Bein gderot" Asylsuchende aus Eritrea und dem Sudan in einem Internierungslager in der israelischen Wüste.

Ida Haguel arbeitet mit unterschiedlichen Filmtechniken und Sound, um eine Atmosphäre mit traumartigen Zügen für "Inertia" zu schaffen, denn Miras Mann ist verschwunden, sie hat geträumt, ihm sei was zugestoßen, und doch scheint sie auch Gefallen an der Situation zu finden.

Der erste Langfilm "Remainder" des israelischen Videokünstlers Omer Fast ist eine Adaption des Debütromans von Tom McCarthy über Wahrheit und Traum, fehlende Erinnerungen und sich langsam einschleichende gewalttätige Bilder.

In der Sektion Kulinarisches Kino läuft "Café Nagler" von Mor Kaplansky und Yariv Barel, über einen im Berlin der 1920er Jahren angesagten Ort, mit dem Mor Kaplansky - unter Einbeziehung ihrer Großmutter - auch ihrer eigenen Familiengeschichte nachspürt.

Im Programm Teddy 30 läuft der israelische Film "Machboim" von 1979. Regisseur Dan Wolman zeigt das britische Mandatsgebiet Palästina im Jahr 1946, dort beobachtet der zwölfjährige Uri seinen Nachhilfelehrer dabei, wie er heimlich Briefe mit einem arabischen Mann austauscht und meldet dies dem jüdischen Untergrund.

Wettbewerb

Tilda Swinton wird als Gast für den Berlinale-Eröffnungsfilm "Hail, Caesar!", der neuesten Regiearbeit der Coen-Brüder, anreisen. Mit Regie und Drehbuch ist sie auch an einem der Porträts im Berlinale Special an der Hommage "The Seasons in Quincy: Four Portraits of John Berger" beteiligt.

Weibliche Lebensentwürfe stehen im Fokus des zweiten Spielfilms "24 Wochen" der Erfurter Regisseurin Anne Zohra Berrached. Gezeigt wird die Auseinandersetzung, in die sie ihre Figur Astrid stürzt, die als erfolgreiche Kabarettistin erfährt, dass ihr zweites Kind nicht gesund zur Welt kommen wird.

Ein intensives, auch ironisches Frauenporträt, verbunden mit der Frage nach der Alltagstauglichkeit von Philosophie, stellt Mia Hansen-Love mit "L´avenir" vor, einem Blick auf das Leben der fast 60-jährigen Lehrerin Nathalie, gespielt von Isabelle Huppert, die mit plötzlicher Freiheit, die auch Einsamkeit bedeutet, konfrontiert wird.

Vier Frauen in einer polnischen Kleinstadt der Neunzigerjahre porträtiert "Zjednoczone stany milosci" (Regie, Buch: Tomasz Wasilewski) in entsättigten Farben und kühlem Dekor in einer Zeit des möglichen Umbruchs, individueller Träume und ihrer Hoffnungen auf Veränderungen.

Panorama

Aus den 51 ausgewählten Filmen aus 33 Ländern folgen nun einige Empfehlungen, die sich auch um den 18. Panorama-Publikumspreis bewerben. Eröffnet wird das Programm mit einem tschechischen Debüt über die wahre Geschichte der letzten öffentlichen Hinrichtung 1972 in der Tschechoslowakei. "Já Olga Hepnarová" zeigt eine einsame, verstörte junge Frau, die mit 22 Jahren zur Massenmörderin wurde.

Mit dem in schwarz-weiß gedrehten "Grüße aus Fukushima" ist Regisseurin Doris Dörrie auf der Berlinale vertreten. Wie Gegensätze lässt sie zwei wunderbare Schauspielerinnen an diesem atomar verstrahlten Ort in Japan aufeinander treffen, Rosalie Thomass, als eine Clownin aus Deutschland, die für diese Rolle den bayerischen Filmpreis 2016 erhielt, und Kaori Momoi, die die letzte Geisha Japans spielt. Die beiden unterschiedlichen Frauen finden in ihrer Einsamkeit eine gemeinsame Sprache und unterstützen sich dadurch sich ihrer Vergangenheit zu stellen - was durchaus auch mit humorvollen Anteilen umgesetzt ist.

Die großartige Regisseurin Anna Muylaert, die den Panorama Publikumspreis 2015 mit ihrem "Que horas ela volta?" gewann, kommt auch dieses Jahr mit einem Mutter-Kind-Film, "Mae só há uma", zur Berlinale. Die Mutter des 17-jährigen Pierre wird verhaftet, als sich herausstellt, dass sie ihn als Baby gestohlen hat, nun soll er sich bei seiner "echten", ihm unbekannten und sehr wohlhabenden Familie einpassen.

Julianne Moore ist zusammen mit Greta Gerwig und Ethan Hawke in Rebecca Millers "Maggie´s Plan" Teil eines sich immer wieder neu orientierenden Beziehungsgeflechts um eine Frau, der längere Partnerschaften nicht liegen, die jedoch für sich beschließt, dass es Zeit ist für ein eigenes Kind.

15 Jahre nach "Kriegerin des Lichts", der im Panorama 2002 gezeigt wurde, kehrte Monika Treut zurück nach Rio de Janeiro und dokumentiert in "Zona Norte" die weitere Entwicklung und Nachhaltigkeit des alternativen Schulprojektes Ueré von der Menschenrechtlerin Yvonne Bezerra de Mello. Ihre Einrichtung versorgt mittlerweile 250 Kinder mit Essen und einem liebevollen Lernumfeld, doch die Olympischen Spiele nahen und die Favelas werden mit massiven Militäreinsätzen provoziert.

Zwei US-amerikanische Regisseurinnen, Kelly Daniela Norris und die trans woman of color TW Pittman, greifen in "Nakom" die Veränderungen der Lebenswelten in Ghana auf. Als der Medizinstudent Iddrisu von der Stadt wieder zurück in sein Heimatdorf muss, wird ihm erst klar, wie viele patriarchale Traditionen er hinter sich zurück gelassen hatte, die nun wieder von ihm eingefordert werden. Ein interessanter Blick, der die unterschiedlichen Ebenen zwischen Identitäten aufgrund von Geschlecht, Bildung, Wohnort, Einkommen und Religion aufzeigt, die global ihre Wirkung tun.

Eine enge Dramaturgie bei einem aktuellen Thema nimmt sich Regisseur Rachid Bouchareb in "La Route d´Istanbul" an, indem er eine belgische Mutter ihre in den Dschihad gezogene Tochter bis an der Grenze zu Syrien suchen lässt.

Laura Israel, langjährige Mitarbeiterin des weltweit renommierten Fotografen Robert Frank, lässt in "Don´t Blink - Robert Frank" sein Leben und Werk Revue passieren, bei dem sich der scheue Querdenker und Anarchist selbstbewusst und selbstironisch öffnet.

Forum

Für viele FilmfreundInnen ist das sich zwischen Kunst und Kino bewegende Forum die große Chance, neue internationale Produktionen aller Formate zu sehen, die es meist nicht ins nationale Kino schaffen. Hier eine kleine Auswahl aus den 44 Filmen des Hauptprogramms, wovon 34 ihre Weltpremiere haben:

Als Eröffnungsfilm und als Special Screening des Forums läuft ein ganz besonderer Leckerbissen für CineastInnen mit Ulrike Ottingers Weltpremiere von "Chamissos Schatten" im Haus der Berliner Festspiele. Die Gelegenheit zu einer gesamten und deshalb zwölfstündige Vorführung der Filmreise zur Beringsee, eingeteilt in drei Kapitel, wird es danach kaum wieder geben.

Die bewegende Liebesgeschichte zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, erzählt anhand ihres fast 20 Jahre dauernden Briefwechsels, lässt Ruth Beckermann in "Die Geträumten" durch eine junge Frau und einen jungen Mann lesen. Nicht nur den Text tragen sie vor, sondern auch seine Wirkung.

Atemberaubende Panoramaaufnahmen, verbunden mit extremen Elend, konstruiert Salomé Lamas in "Eldorado XXI" gekonnt zu einem filmischen Diptychon, ohne die Menschen, die in über 5.000 Meter Höhe in den peruanischen Anden ihre Hoffnung auf Gold mit einem besseren Leben verbinden, dadurch auszustellen.

Nesrin und Hatun sind Freundinnen, Kurdinnen und Putzfrauen in Istanbul. Ahu Öztürk zeichnet in "Toz bezi" das Porträt einer Frauenfreundschaft, wie auch das Bild einer Gesellschaft, in der die soziale und ethnische Herkunft eine klare Distanz zwischen den Welten der Putzfrau und der Kundinnen kreiert.

Teddy Award feiert 30. Geburtstag

Das queere Kino feiert auf dieser Berlinale sein Jubiläum mit 17 selten gesehenen Werken, darunter "Before Stonewall" von Greta Schiller und Robert Rosenberg, Ulrike Ottingers "Die Betörung der blauen Matrosen", Monika Treuts "Gendernauts - Eine Reise durch die Geschlechter", "Nitrat Kisses" von Barbara Hammer, "Toute une nuit" von Chantal Akerman und "The Watermelon Woman" von Cheryl Dune.

Der bedeutendste queere Filmpreis der Welt, der Teddy Award, kommt Filmen und Personen zugute, die queere Themen auf einer breiten gesellschaftlichen Ebene kommunizieren. Im Rahmen der Berlinale werden die Preise in den Kategorien bester Spielfilm, bester Dokumentar-/Essayfilm und bester Kurzfilm, außerdem wird der Special Teddy Award für herausragende Leistungen sowie als Publikumspreis vergeben, dabei konkurrieren Filme aus allen Sektionen.

Die Preisverleihung der 30. Teddy-Awards steigt am 19.02.2016 in der STATION Berlin mit einem hochkarätigen Programm, die Verleihung moderiert Jochen Schropp und ARTE überträgt sie.
Hier noch eine weitere Auswahl der Filme, die sich, neben den bereits unter den anderen Rubriken aufgeführten, um den Teddy-Award bemühen:

Schwul-lesbische Scheinehe-Märkte und weitere absurde Eigenheiten im Leben chinesischer Homosexueller zeigt Sophia Luvará in ihrer ersten Dokumentation "Inside the Chinese Closet". Obwohl in China Homosexualität nicht mehr illegal ist, ist doch die Akzeptanz noch immer sehr gering.

25 Jahre nachdem "Paris is Burning", Teddy-Gewinner von 1991, einen Einblick in die Ballroom-Szene New Yorks gab, präsentiert die schwedische Dokumentarfilmerin Sara Jordenö in "Kiki" die junge heutige black LGBT-Community in New York. Der ausgelassene Wohlfühlort und die gehaltvollen Diskussionen können nur kurz verbergen, dass der US-amerikanische Alltag weiterhin ein ausgrenzender ist, ob wegen der geschlechtlichen Identitäten und/oder der ökonomischen Verhältnisse.

Ester Gould und Reijer Zwaan dokumentieren in "Strike a Pose" das Zusammentreffen von sechs Männern, die vor 25 Jahren für Madonna auf ihrer "Blond Ambition"-Tour performten. Die heile Welt homosexueller Jugendlicher war Teil der Inszenierung der Sängerin, entsprach jedoch nicht ihrem Leben, deren Geschichten die FilmemacherInnen nachgehen.

Das Debüt von Alex Awandter "Nunca vas a estar solo" über Juan und seinen schwulen Sohn Pablo ist inspiriert von dem offen schwul lebenden Chilenen Daniel Zamudio, der von Neo-Nazis ermordet wurde.

Generation 14plus und Kplus

Bei Kindern und Jugendlichen, wie auch Erwachsenen beliebt ist diese engagierte Sektion innerhalb der Berlinale, die neben coming-of-age-Filmen immer auch gesellschaftliche Umbrüche und geschlechtliche Identitätsfindungen thematisiert.

"Das Tagebuch der Anne Frank", von Hans Steinbichler mit Lea van Acken und Martina Gedeck neu verfilmt, wird im Rahmen von Generation 14plus in einer Sondervorführung im Haus der Kulturen der Welt gezeigt.

Nach dem Buch von Antonia Rothe-Liermann und Katrin Milhahn zeigt Regisseur Norbert Lechner in "Ente gut! Mädchen allein zu Haus" die elfjährige Linh, die sich allein um ihre kleine Schwester und den Imbiss kümmert, da ihre alleinerziehende Mutter kurzfristig nach Vietnam reisen musste. Das darf niemand erfahren, doch Pauline, das Mädchen von gegenüber, spioniert die Nachbarschaft aus und hätte gern ein Leben ohne Eltern. So erpresst sie Linh und ihre kleine Schwester Tien, damit sie mit ihr zusammen eine Mädchenbande bilden.

Regisseurin Pepa San Martin inszeniert ihr Spielfilmdebüt "Rara" liebevoll und stringent nach einem Sorgerechtsfall in Chile. Sara und ihre Schwester leben nach der Trennung ihrer Eltern bei der Mutter und ihrer neuen Partnerin. Die pubertären Probleme der 13-Jährigen überträgt der Vater auf die lesbische Lebensweise seiner Ex-Frau und stellt deshalb deren Sorgerecht in Frage.

Den schweren Abschied von der Kindheit, in dem die Geschlechteridentität noch nicht so starr scheint, greift der in den 70er Jahren in Australien spielende, immer wieder ins fantastische abgleitende, "Girl Asleep" von Rosemary Myers auf. Der Kampf um die kindliche Freiheit erscheint als Alptraum, jedoch entfaltet die Pubertät für die 15-Jährige langsam seine Anziehungskraft.
Die 17-jährige Florencia in "Las Plantas" ist schon einen Schritt weiter, muss jedoch viel zu viel Verantwortung tragen ohne Unterstützung zu bekommen, obwohl sie eigentlich noch nicht in der Welt der Erwachsenen angekommen ist.

Und sonst noch...

Mit der Berlinale Kamera 2016 wird, neben Ben Barenholtz und Tim Robbins, auch die seit mehr als 40 Jahren tätige Münchner Kinobetreiberin Marlies Kirchner für die Qualität ihres künstlerisch wertvollen Programms geehrt.

Und nicht vergessen, am 21.02.2016, dem letzten Sonntag der Berlinale, ist Publikumstag. Ab Festivalbeginn gibt es dafür Karten für eine große Auswahl an Filmen zu günstigen Preisen.

AVIVA-Tipp:
Bei dieser hochkarätigen Jury darf frau/man gespannt sein auf die Berlinale-GewinnerInnen. Doch auch sonst gilt, wie immer auf der Berlinale - es gibt wieder eine Menge wichtiger und intensiver Filme zu entdecken. Die meisten Filme bieten im Anschluss an den cineastischen Genuss spannende Filmgespräche, für die unbedingt Zeit eingeplant werden sollte.

Mehr Infos unter:

www.berlinale.de

www.teddyaward.tv

www.proquote-regie.de




Kultur

Beitrag vom 09.02.2016

Helga Egetenmeier