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Beitrag vom 10.07.2014
Monsieur Claude und seine Töchter. Kinostart: 24. Juli 2014
Kristina Tencic
Xenophobie einmal auf charmante Art: Wagemutig jongliert der Regisseur Philippe de Chauveron mit allen erdenklichen Vorurteilen der französischen Einwanderungsgesellschaft und formt sie zu einem ...
... harmonischem Ganzen, bei der alle – egal ob Araber, Jude, Asiat, Schwarzer oder Urfranzose – ihr Fett abbekommen.
Synopsis
Lieber Gott, was haben wir bloß falsch gemacht? Diese Frage stellt sich das erzkatholische Ehepaar Claude und Marie Verneuil (Christian Clavier und Chantal Lauby) aus der französischen Provinzbourgeoisie bereits nach der ersten Tochter, die einen Mann algerischer Herkunft heiratet. Doch nachdem sich ihre zweite Tochter für einen sephardischen Juden entscheidet und ihre dritte Tochter sich auch noch mit einem Franzosen chinesischer Herkunft vermählt, sind Hopfen und Malz für das Familienglück der Verneuils verloren. Sie machen sich Vorwürfe, dass sie ihre Töchter nicht in das Multi-Kulti-Moloch Paris hätten schicken sollen, dann hätten sie sich wohl in einen Jungen von Nebenan verliebt. Eine letzte Hoffnung bleibt: Vielleicht ist ja ihre jüngste Tochter endlich vernünftig und bringt einen wohlgeborenen französischen Katholiken in die Familie. Und so kommt es auch. Oder fast, denn mit einem Katholiken aus Schwarzafrika samt ebenso rassistischem Vater konnte natürlich niemand rechnen.
Zum Film
Mit Chuzpe nimmt es Philippe de Chauveron mit nahezu allen gesellschaftlichen Tabus der Migrationslandschaft Frankreichs auf und bringt alle Reizthemen auf den Tisch, nämlich den Familientisch der Verneuils. Dabei zeigt sich, dass nicht nur die Eltern, sondern auch die nachkommende Generation von interkulturellen Ressentiments gezeichnet sind. Der Regisseur und Drehbuchautor geht hier, ohne Boshaftigkeit, mit einem kindlich offenen und verspielten Blick der Frage nach, ob die vorgeschobene Toleranz bis in den Kern der eigenen Familie hinein Bestand hat und gibt sich noch lange nicht mit einer flachen Antwort zufrieden. Denn wenn mensch weiter nachhakt, so hat der algerische Araber Vorurteile gegen einen marokkanischen, der Chinese gegen einen Japaner, der Afrikaner gegen die einstigen KolonialherrInnen – es ist eine Endlosschleife und fängt bei jeder/m selbst an.
Zum Hauptdarsteller
Famos verkörpert Schauspieler Christian Clavier die Hauptfigur des bornierten Vaters, der sich angesichts dieser unverhofft bunten Kulturlandschaft wie ein Elefant im Porzellanladen aufführt. Seine komödiantische Karriere begründete der 1952 geborene Clavier in der Comedy-Gruppe "Le Splendid". Neben dem französischen eroberte er sich auch ein internationales Publikum mit Filmen wie "Die Besucher" (1993), in dem er auch 2001 im amerikanischen Remake "Just Visiting", erneut an der Seite von Jean Reno, zu sehen war. Das deutsche Publikum kennt ihn aber wohl vor allem durch seine Darstellung des Asterix in den deutsch-französischen Produktionen "Asterix & Obelix gegen Caesar" (1999) und "Asterix & Obelix: Mission Kleopatra" (2002) neben Gerard Depardieu. Seit den 70er Jahren betätigt er sich auch als Drehbuchautor und gab 2011 mit "Zum Glück bleibt es in der Familie" sein Debut als Regisseur.
AVIVA-Tipp: Eins fällt beim Blick ins Publikum eines Pariser Kinos gleich auf: Es ist sehr gemischt und vielzählig. Mit bisher knapp 10 Millionen französischen KinobesucherInnen kann "Monsieur Claude und seine Töchter" auch in Deutschland auf einen Box-Office-Erfolg hoffen. Dieser sei der charmanten Komödie gegönnt: Sie wirkt entwaffnend, besticht mit wohl rhythmisierten Schlagabtäuschen und lässt alle dicht gewebten Erzählfäden harmonisch zusammenlaufen.
Monsieur Claude und seine Töchter
Originaltitel: Qu´est-ce qu´on a fait au Bon Dieu ?
Frankreich 2014
Regie: Philippe de Chauveron
Drehbuch: Philippe de Chauveron, Guy Laurent
DarstellerInnen: Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan, Medi Sadoun, Noom Diawara, Frédérique Bel, Julia Piaton, Emilie Caen, Elodie Fontan u.v.m.
Spielzeit: 97 Minuten
FSK: nicht bekannt
Filmverleih: Neue Visionen
Kinostart: 24.07.2014
www.monsieurclaude.de
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