Only Lovers Left Alive - ein Film mit Tilda Swinton von Jim Jarmusch. Ab 27. Juni 2014 auf DVD und Blu-ray - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 13.07.2014


Only Lovers Left Alive - ein Film mit Tilda Swinton von Jim Jarmusch. Ab 27. Juni 2014 auf DVD und Blu-ray
Britta Meyer

Eve (Swinton) und ihr Partner Adam (Hiddleston) sind schon zum dritten Mal miteinander verheiratet und ein auf allen Ebenen eingespieltes Team - jedeR an einem anderen Ende des Erdballs. Doch...




... Adam geht es nicht gut.

Allein in seiner verfallenden Villa am Rande Detroits brütet der empfindsame Musiker nächtens vor sich hin und hegt immer konkretere suizidale Phantasien. Höchste Zeit für Eve, von Tanger in Marokko aus anzureisen und ihn aus seiner Depression heraus zu rütteln. Kurzerhand - und nicht zum ersten Mal - bucht sie den nächsten Nachtflug.

"Nicht noch ein Vampirfilm", möchte mensch rufen, wird aber bereits vom durch den Titel zum Lachen gebracht: Rote Sütterlinschrift auf schwarzem Grund erinnert augenzwinkernd an die ältesten Nosferatu- und Draculaverfilmungen. Tatsächlich wird "Only Lovers Left Alive" bei aller Melancholie mit viel trockenem Humor erzählt. Adam (Tom Hiddleston) ist eine sorgfältig auf Trent Reznor gestylte Grunge-Gestalt, die sich in ihrem Einsiedlerdasein und ihrer Verachtung für die Menschheit insgeheim sehr wohl fühlt. Die strahlende, immer hell gekleidete Eve (Tilda Swinton) dagegen hat sich einen unverwüstlichen Optimismus und die Freude an den kleinen Dingen bewahrt. Die beiden sind nicht nur schon zum dritten Mal miteinander verheiratet, sondern auch ein auf allen Ebenen eingespieltes Team... jedeR an einem anderen Ende des Erdballs.

Jarmusch verzichtet völlig auf reißerische Genre-Effekte und zeichnet lieber ein Bild davon, wie die Langeweile der Ewigkeit sich lähmend auf die Psyche legt und wie eine Beziehung zweier Personen über Jahrhunderte hinweg tatsächlich funktionieren könnte: Hin und wieder brauchen auch die verliebtesten Wesen einfach etwas gesunden Abstand und treue alte FreundInnen (herrlich grummelig: John Hurt als Marlowe), bei denen sie sich aussprechen können.

Und was machen sie mit aller Zeit der Welt? Statt größenwahnsinniger Welteroberungspläne pflegen Jarmuschs VampirInnen lieber die Liebe zur Musik, zu Literatur und Wissenschaft, lernen neue Sprachen und Instrumente, schreiben Poesie und erfreuen sich an modernen Kommunikationsmöglichkeiten. Es könnte schlimmer kommen. Swinton und Hiddleston haben eine wunderbare Chemie miteinander und die harmonische Wiedersehensfreude wird einzig durch etwas getrübt, dem nicht einmal VampirInnen aus dem Weg gehen können – der lieben Familie, in Gestalt von Eves für immer pubertierender jüngerer Schwester Ava (Mia Wasikowska).

Die Musik trägt den Film und von Musik lassen sich auch die Charaktere treiben, ohne Eile und mit der nötigen Ruhe, um hinzuhören, wenn sich ihnen auf den Straßen Tangers oder in einem Detroiter Club unerwartete Schönheit präsentiert. Übernatürliche Kräfte der unsterblichen Clique werden eher angedeutet als gezeigt, wer vampirische Actionszenen sucht, ist hier im falschen Film.

AVIVA-Tipp: "Only Lovers Left Alive" spielt liebe- und kunstvoll mit den gängigen Vampirklischees – Melancholie, sensible KünstlerInnen, nächtliche Einsamkeit und ewige Ergebenheit – und liefert reichlich Genuss für Auge und Ohr. Ein Film wie ein schönes Underground-Album aus den 1990er Jahren.

Zu den HauptdarstellerInnen:

Tilda Swinton
, geboren 1960 als Katherine Matilda Swinton in London, wurde nach Abschluss ihres Studiums in Cambridge an die Royal Shakespeare Company eingeladen, die sie schon ein Jahr später wieder verließ. Mit Derek Jarman drehte Swinton sieben Filme, darunter "Caravaggio" (1986) und "The Garden" (1990), ihr Hollywood-Debut gab sie mit "The Beach" (2000). Seitdem prägte ihr Auftritt Filme, wie "Thumbsucker" (2004) und "Constantine" (2005). Sie wurde für ihr Spiel vielfach ausgezeichnet, unter anderem gewann sie 1991 den Coppa Volpi als Beste Schauspielerin in "Edward II", 1992 den DarstellerInnenpreis des Internationalen Filmfestivals Thessaloniki für ihre Darstellung von Virginia Woolfs "Orlando", einen Oscar als beste Nebendarstellerin in "Michael Clayton" (2007) und den Europäischen Filmpreis für "We Need To Talk About Kevin" (2012).

Tom Hiddleston, wurde 1981 in London geboren, studierte klassische Literatur in Cambridge, spielte ab 2001 in mehreren TV-Produktionen und begann nach einer Ausbildung an der Royal Academy of Dramatic Art, größere Rollen in Filmen, wie Woody Allen´s "Midnight in Paris" (2011) und auf Theaterbühnen zu übernehmen. International bekannt wurde er 2011 als der Gott Loki in der Comic-Verfilmung "Thor", eine Rolle, die ihm den Saturn Award als bester Nebendarsteller einbrachte, und die er auch in "The Avengers"(2012) und "Thor – The Dark Kingdom" (2013) spielte.

Mia Wasikowska, wurde 1989 in Canberra, Australien, geboren und spielte zunächst in der Fernsehserie "All Saints" mit, bevor sie 2006 für ihre erste große Rolle in "Suburban Mayhem" als beste Nachwuchsdarstellerin bei den "Australian Film Institute Awards" nominiert wurde. Seitdem spielte sie unter anderem in "Defiance", "Alice im Wunderland", "The Kids Are All Right", "Jane Eyre" und "Albert Nobbs". Sie wurde für ihre Arbeit bereits vielfach ausgezeichnet, wie beispielsweise mit dem "Australian Film Institute International Award" (2010), dem "Chlotrudis Award" (2011) und den "Alliance of Women Film Journalists for Female Icon Award" (zusammen mit Glenn Close) (2011).

Zum Regisseur: Jim Jarmusch, geboren 1953 in Ohio, studierte Journalismus, Literatur und Filmwissenschaften in Chicago und New York und drehte 1980 seinen ersten Film, "Permanent Vacation", der mit dem Josef von Sternberg Preis der Mannheimer Filmwoche prämiert wurde. Für seine Werke, darunter "Stranger Than Paradise" (1984), "Coffee and Cigarettes" (1986), "Night on Earth" (1991), "Dead Man" (1995), "Ghost Dog" (1999) und "Broken Flowers" (2005), wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt. "Only Lovers Left Alive" lief im Mai 2013 auf den 66. Internationalen Filmfestspielen von Cannes im Wettbewerb.

Only Lovers Left Alive
Zypern/Deutschland/Frankreich/Großbritannien/USA, 2013
Regie & Drehbuch: Jim Jarmusch
DarstellerInnen: Tilda Swinton, Tom Hiddleston, Mia Wasikowska, John Hurt, Anton Yelchin, Jeffrey Wright, u.a.
Verleih: Pandora Film
Produktion: Reinhard Brundig
Musik: Jozef van Wissem, Sqürl
Kamera: Yorick Le Saux
Schnitt: Affonso Gonçalves
Set Designer: Marco Bittner Rosser
FSK: ab zwölf Jahren
Laufzeit Hauptfilm: 123 Minuten
Laufzeit Bonusmaterial: ca. 30 Minuten, plus 40 Minuten Pandora Trailershow
Sprachen/Tonformat: Originalfassung (Englisch, Französisch, Arabisch), Deutsche Fassung 2.0, 5.1 Dolby Digital, Audiokommentar für Sehbehinderte. Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Extras: Deleted and extented Scenes, Musikvideo "Hal" von Yasmin Hamdan, Pandora Trailershow
Set-Inhalt: 1 DVD / 1 Blu-ray
Barcode: 4042564143539 (DVD / 4042564143546 (BR)

DVD und Blu-ray-Start: 27. Juni 2014

Weitere Informationen auf der offiziellen Seite des Films, unter:

www.pandorafilm.de


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Beitrag vom 13.07.2014

Britta Meyer