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Beitrag vom 18.07.2013
Das Glück der großen Dinge - Ein Film von David Siegel und Scott McGehee mit Julianne Moore. Kinostart: 11. Juli 2013
Veronika Siegl
Vier Erwachsene, drei Paare, zwei Eltern, ein Kind. Anhand einer emotional aufgeladenen Scheidungsgeschichte erkundet die Verfilmung des Henry James Klassikers im gegenwärtigen New York das ...
... Zusammenspiel von Liebe, Verantwortung und Selbstverwirklichung in alten und neuartigen familiären Beziehungen.
Zwischen Verzweiflung und Rage
Als sich Maisies Eltern – Susanna, eine Rocksängerin in der Midlife-Crisis, und Beale, ein erfolgreicher Kunsthändler – scheiden lassen, wird die Sechsjährige zum Spielball einer emotionalen Achterbahnfahrt, in der die Beziehungen und Allianzen zwischen den Protagonist_innen immer wieder neu zusammengewürfelt werden.
Während Beale sein Schicksal mehr oder weniger hinnimmt und ohnehin mehr an seinen beruflichen Reisen nach Europa als an seiner Familie interessiert zu sein scheint, erleidet Susanna panische Verlustängste. Sie ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrem Kind und der Liebe zum Leben als Rockstar und möchte alles unter einen Hut bringen. So scheitern sowohl Beale als auch Susanna immer wieder daran, ihre Elternrolle wahrzunehmen. Immer öfter müssen das frühere Kindermädchen Margo – jetzt mit Beale verheiratet – und der Barkeeper Lincoln – Susannas neuer Ehemann – einspringen, um auf Maisie aufzupassen. Auch die beiden befinden sich im Kreuzfeuer des Rosenkrieges, denn für Beale und Susanna füllen sie lediglich eine Lücke, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse fallen durch den Rost. Aber für Maisie bilden Margo und Lincoln einen Fels in der Brandung. Zwischen den dreien entwickelt sich eine enge Beziehung, in der sie Liebe und Anerkennung erfahren.
Für den Film nahm Julianne Moore mit der Rockband "The Kills" zwei Lieder auf, die den ansonsten eher instrumentellen und melancholischen Soundtrack aufwühlen.
Mit den Augen eines Kindes
"Das Glück der großen Dinge" ist Maisies Geschichte. Wir sehen die Welt aus ihrer Perspektive, sehen und erfahren das, was auch sie sieht und erfährt. Das kleine Mädchen ist Teil aller Szenen, die Kamera folgt ihren Schritten und Blicken. Durch halbgeöffnete Türen verfolgt sie die vielen Streitereien zwischen den Erwachsenen. "Maisie ist im Grunde genommen eine Beobachterin", so die Regisseure. "Sie nimmt das Chaos um sich herum auf und versucht, einen Sinn für ihre Welt zu finden und ihren Platz darin zu verstehen." Zunächst von den Älteren hin- und hergeschoben, lernt das Mädchen bald, dass auch sie Stellung beziehen muss.
Ein moderner Klassiker
Der Film basiert auf dem Roman "What Maisie knew" des US-amerikanischen Schriftstellers Henry James aus dem Jahr 1897. Für David Siegel und Scott McGehee hatte er "ein großartiges Auge für die Details, wie Menschen zueinander in Beziehung stehen, wie sie sich gegenseitig benutzen, um ihre persönlichen Absichten verfolgen." Die Thematisierung der "Idee des gemeinsamen Sorgerechts", wie die Regisseure es nennen, sorgte damals für Furore. Heutzutage scheint die Idee omnipräsent, die Praxis gestaltet sich aber dennoch oft kompliziert und konfliktgeladen. Für das Drehbuch haben die Autorinnen Carroll Cartwright und Nancy Doyne diese Gegenwärtigkeit eingefangen und mit ihren eigenen Erfahrungen als Kinder und Eltern zu verknüpft.
Für oder gegen die traditionelle Familie?
Ob und welche Aussage die Regisseure mit dem Film machen wollen, geht bis zum Ende nicht klar hervor. Denn zum einen scheinen sie für das gemeinsame Sorgerecht zu plädieren, zum anderen reproduzieren sie aber gängige Stereotype und Familienbilder. Die künstlerischen "Exot_innen" Beale und Susanna, die in ihrem Leben berufliche Verwirklichung, Freundschaften und Familie vereinen wollen, scheitern an ihren Ansprüchen, während Margo und Lincoln ihr Augenmerk nur auf das kleine Mädchen zu richten scheinen. Wird hier suggeriert, die klassische Kernfamilie – Frau, Mann, Kind – sei das gesündeste Umfeld für Maisie?
AVIVA-Tipp: Die Geschichte setzt auf große Themen und große Gefühle und ist dabei wohl weniger unkonventionell als sie sein möchte. Dennoch ist sie berührend und mitreißend, denn die Charaktere ziehen eine_n mitten in jede Szene hinein und schaffen Verständnis für ihre jeweiligen Lebensentwürfe, in denen sie alle nach dem Glück suchen.
Zu den Regisseuren: David Siegel und Scott McGehee begannen 1990 zusammen Kurzfilme zu drehen. Seitdem haben sie ausschließlich im Team als Filmemacher zusammengearbeitet. "Suture" (1994), ihr von den Kritikern gefeiertes Spielfilmdebüt, stellt Genre-Erwartungen spielerisch auf den Kopf. 2001 folgte der Thriller "The Deep End", 2005 "Bee Season" und 2009 "Uncertainty", eine improvisierte Erkundung von Chancen und Entscheidungen. Ihre Filme liefen unter anderem auf den Filmfestivals in Telluride, Toronto, Sundance und Cannes und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Zur Hauptdarstellerin: Julianne Moore, geboren 1960 in North Carolina, studierte an der Boston University for the Performing Arts. Ihren Durchbruch erreichte sie mit dem Film "Boogie Nights" (1997). Danach folgten u.a. "The Big Lebowski" (1998), "Magnolia" (1999) und "The Hours" (2002) und "The Kids Are All Right" (2010) für die sie zahlreiche Oscar- und Golden Globe-Nominierungen erhielt. Für ihre Rolle im Fernsehfilm "Game Change" (2012) erhielt sie den Emmy als Beste Hauptdarstellerin.
Zum Hauptdarsteller: Alexander Skarsgård, geboren 1976 in Stockholm, studierte Schauspiel an der Leeds Metropolitan University in England und am Marymount Manhattan College in New York. Nach einer Rolle in "Zoolander" (2001) wirkte Skarsgård bei Theaterproduktionen mit, war 2003 Co-Regisseur des preisgekrönten Kurzfilms "Att Döda Ett Barn" ("To Kill A Child") und spielte unter anderem in der amerikanischen Serie "True Blood" (seit 2008) mit. Es folgten Rollen in vielen Blockbusterfilmen, so im Drama "Melancholia" (2011) von Lars von Trier.
Zur Darstellerin: Onata Aprile hatte mit knapp vier Jahren ihren ersten öffentlichen Auftritt in "Hello Petula!", einer Web-Serie, die ihre Mutter, die Schauspiellehrerin Valentine Aprile, für Onata entwickelt hatte. Kurz darauf spielte sie in der TV-Serie "Law & Order" (2010), in "The History Of Future Folk" (2012) von John Mitchell und Jeremy Kipp Walker und "Yellow" (2012) von Nick Cassavetes.
Zur Darstellerin: Joanna Vanderham, geboren 1992 in Schottland, spielte nach ihrem Schauspielstudium die weibliche Hauptrolle in der britischen TV-Serie "The Runaway" (2011). Sie spielte weitere Rollen in den TV-Serien "Young James Herriot" (2011), "Above Suspicion: Silent Scream" (2012) und in der BBC-Serie "The Paradise" (2012). "Das Glück Der Grossen Dinge" ist ihr Kinodebut.
Zum Darsteller: Steve Coogan, 1965 in Manchester geboren, studierte Schauspiel an der Manchester Polytechnic School of Theatre. Für seine Shows als Komiker (er schuf die Charaktere Paul Calf und Alan Partridge) gewann er in den 1990er Jahren mehrere Auszeichnungen bei den British Comedy Awards und einen BAFTA-Award. ausgezeichnet. Coogan war auch in zahlreichen Filmen zu sehen, wie "24 Hour Party People" (2002), "Coffee And Cigarettes" (2003) und "The Trip" (2010).
Das Glück der großen Dinge
USA 2012
Regie: David Siegel und Scott McGehee
Drehbuch: Carroll Cartwright, Nancy Doyne
Basierend auf dem Roman von: Henry James
Darsteller_innen: Julianne Moore, Steve Coogan, Onata Aprile, Alexander Skarsgård, Joanna Vanderham
Kamera: Giles Nuttgens
Musik: Nick Urata
Schnitt: Madeleine Gavin
Casting: Avy Kaufman
Szenenbild: Kelly McGehee
Produzent_innen: Daniela Taplin Lundberg, Daniel Crown, William Teitler, Charles Weinstock
Produktion: Red Crown Productions
Länge: 99 Minuten
Kinostart: 11. Juli 2013
Verleih: Pandastorm Pictures
Trailer: www.dasglueckdergrossendinge.de
www.facebook.com
"The Kills"
Festivals und Auszeichnungen:
Offizieller Beitrag: 2012 Toronto Film Festival
Tokyo International Film Festival 2012 - Nominiert Tokyo Grand Prix (Scott McGehee, David Siegel)
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