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Beitrag vom 26.12.2012
Weil ich schöner bin - Ab 28. Juni 2013 auf DVD
Claire Horst
Über ihr Engagement bei dem Bündnis "Papiere für alle" kam Drehbuchautorin Claudia Schaefer mit dem realen Vorbild für ihre Hauptfigur in Kontakt: der 11-jährigen Valentina, die ohne Papier in...
... Deutschland lebte.
Aus Valentina wurde im Film die 13-Jährige Charo, die vor acht Jahren aus Kolumbien nach Berlin gekommen ist. Seither lebt sie zusammen mit ihrer Mutter Inès, deren Freundin Amanda und Amandas vierjährigem Sohn Diego in der Stadt und besucht eine Kreuzberger Grundschule.
Dass Charo keine Papiere hat, weiß niemand, nicht einmal ihre beste Freundin Laura. Dabei teilen die beiden eigentlich alles – mit Laura kann Charo über Rafi sprechen, in den sie verliebt ist, und sie nimmt sie auch zu ihrer besten erwachsenen Freundin mit, der Anwältin Jutta. Nach Hause kann sie niemanden mitbringen, zu groß ist die Angst, dass jemand die Familie verraten könnte.Für die Freundschaft der Mädchen bedeutet das eine große Belastung: Laura spürt deutlich, dass Charo ihr etwas verheimlicht.
Sie gibt sich immer weniger mit den Geschichten zufrieden, die die Freundin ihr erzählt. Als Charos Mutter Inèsverhaftet und zur Ausreise gezwungen wird, weiht Jutta Laura ein. Die Vorstellung, nach Kolumbien zu gehen, wo sie früher Obst auf der Straße verkauft hat und wo sie keine FreundInnen hat, ist für Charo furchteinflößend, und auch Laura will sich nicht damit abfinden. So versucht sie ihrer Freundin auf kreative Weise zu helfen…
Trotz des zutiefst ernsten Themas – in Deutschland leben Schätzungen der Organisation "Kein Mensch ist illegal" zufolge mindestens eine Million Menschen ohne Papiere, in den meisten Bundesländern haben ihre Kinder keinen Anspruch auf Bildung –, ist dem Regisseur Frieder Schlaich ein optimistischer Film gelungen. Ohne die Schwierigkeiten auszublenden, vor denen Kinder wie Charo stehen – ohne Papiere kann sie sich an keiner Schule anmelden, jeder Kontakt mit der Polizei kann Panikattacken auslösen –, legt er den Fokus auf ein anderes Thema: auf die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen.
Und die sieht genauso aus wie bei anderen Sechstklässlerinnen: Auch bei Laura und Charo geht es um die Wahl des besten Gymnasiums, um Jungs, um Piercings oder um Parties. Wie andere Mädchen auch streitet Charo mit ihrer Mutter und ist genervt von ihrer Babysitterpflicht für den kleinen Diego. Ihre Freizeit verbringen die beiden Freundinnen damit, auf Spielplätzen herumzuhängen oder sich bei Karstadt am Hermannplatz die Zeit zu vertreiben – eben ganz genauso wie zahllose andere Berliner Jugendliche. Direkt aus dem Leben gegriffen wirkt der Film auch durch die überzeugende Leistung der vielen Berliner Jugendlichen, die StatistInnenrollen übernommen haben und als Charos KlassenkameradInnen auftauchen.
Der Kreuzberger Lokalkolorit – in vielen Einstellungen sind die Oranienstraße, Neuköllner Straßenzüge oder auch Wilmersdorf zu erkennen, wo Charos Mutter als Putzfrau arbeitet – macht den Film gerade für BerlinerInnen besonders attraktiv – und die Handlung noch berührender. Überall leben Menschen wie Charo, von deren Situation auf den ersten Blick nichts zu erkennen ist – das macht der Film sehr deutlich, indem er Alltäglichkeit und existentielle Bedrohung verknüpft.
"Ich wollte keinen grauen, deprimierenden Film zu diesem Thema machen, sondern den Blick auf etwas werfen, das mir mindestens so wichtig erscheint. (…) Gerade für Kinder sind Sicherheit, Vertrauen und Freundschaft so wichtig. Deshalb ist die Freundschaftsgeschichte zwischen den beiden Mädchen das Herzstück des Films." Für Jugendliche gebe es zudem kaum ein interessantes Filmangebot im Kino, sagt der Regisseur Frieder Schleich. Mit diesem Film ist es ihm gelungen, einfühlsam und zugleich sehr unterhaltsam eine berührende Geschichte zu erzählen, die nicht nur Jugendliche anspricht.
Dazu tragen insbesondere die beiden großartigen Hauptdarstellerinnen bei: Sowohl für Mariangel Böhnke (Charo) als auch für Mira Aring als deren beste Freundin Laura ist es die erste Filmrolle. Vielleicht deshalb wirken ihre Figuren echt und unverstellt, genauso wie 14-Jährige Mädchen eben sind. Auch der Soundtrack überzeugt: Neben mehreren Titeln der Gitarristin und Sängerin Miss Kenichi ist unter anderem auch ein Song der Berliner Lokalmatadoren Beatsteaks vertreten.
AVIVA-Tipp: Absolut lohnenswert nicht nur für Jugendliche! Trotz des dramatischen Plots lässt der Film die Zuschauerin nicht hilflos zurück, sondern regt eher dazu an, sich näher mit der Frage der "Illegalität" zu beschäftigen. In keiner Weise moralisierend, ist "Weil ich schöner bin" außerdem das, was ein Film sein sollte: gute Unterhaltung.
Weil ich schöner bin
Regie: Frieder Schleich
Drehbuch: Claudia Schaefer
DarstellerInnen:
Mariangel Böhnke, Mira Aring, Angeles Aparicio, Andrea Sánchez del Solar, Anton Buchenhorst, Lavinia Wilson, Altaïr Jugo-Anka, Mario Golden, Stefan Kolosko, Inka Löwendorf, Orlando Rodriguez, Martin Neuhaus, Tom Lass, Valerie Koch, Anne Osterloh, Michaela Steiger, Ina Gercke, Till Zink, Katja Weilandt, Olga Corcilius, Gefion Reichert, Eileen Senkstock, Antonia Schlaich, Denis Bineytioglu, Ansgar Göbel, Ahmed Khaleteh, Olksiy Gusov, Daglar Sukusu, Jannis Bohlmann
Eine Produktion der Filmgalerie 451
Deutschland 2012
81 Minuten
Extras: 45 min Bonusmaterial: "Kinder ohne Papiere", "Die wahre Geschichte der Valentina R.", Casting: Charo und Laura, Trickfilm-Clip, Making Of-Clip, Kostümbild-Anschlussfotos, Outtakes, Trailer + 24seitiges Unterrichtsmaterial als PDF + 12-seitiges Booklet
Untertitel: Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch
Sprache: Deutsch, teilweise OmU
System: PAL
Bildformat: 16:9
Laufzeit: 81 min + 45 min Extras
Tonformat: DD 5.1 + 2.0
FSK: Ab 6 Jahren
DVD-Start: 28.06.2013
Der Film im Netz: www.filmgalerie451.de
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