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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 21.02.2008


Asta Nielsen - Filmretrospektive 1910 bis 1933
Anna Tremper

Unter dem Titel "Sprache der Liebe - Asta Nielsen, ihre Filme, ihr Kino 1910 bis 1933" zeigt das Kino Arsenal vom 6. März 2008 bis 13. April sämtliche erhaltenen Filme von Asta Nielsen




Asta Nielsen,1881 als Tochter einer Arbeiterfamilie geboren, war Schauspielerin aus Leidenschaft. Ihre Karriere begann auf den Brettern, die die Welt bedeuten als Teil der skandinavischen Theateravantgarde in Kopenhagen. Ihr erster Film, "Afgrunden" (Abgründe), entstand 1910 unter der Regie von Urban Gad und wurde ein Welterfolg. Asta Nielsen gelang mit diesem Film der Durchbruch und sie konnte sich als eine der ersten internationalen Filmstars etablieren. Zudem machte sie den Film in Deutschland salonfähig. Neben ihrer Filmkarriere blieb sie aber auch stets der Theaterbühne treu.

Asta Nielsen war eine autonome Schauspielerin, die auf sämtliche Herstellungsprozesse ihrer Filme Einfluss nehmen konnte. Ihr wurde ein sehr großer Handlungsspielraum eingeräumt, den sie mit ihrer außergewöhnlichen physischen Ausdruckskraft und Intelligenz zu füllen wusste. Sie befreite in ihren Filmen den Frauenkörper aus dem Korsett und entwickelte laut Béla Balázs ein "Gebärdenlexikon der erotischen Sprache". Auch das Spiel mit Rollenbildern war ihr zu eigen und macht sie heute noch aktuell.

Asta Nielsen Karriere wurde vom politischen Weltgeschehen immer wieder unterbrochen und fand mit der Machtergreifung 1933 ihr Ende. Sie war fortan nur noch auf Theaterbühnen zu sehen und lehnte Angebote des NS-Regimes für Filmrollen ab. Im Jahre 1932 hatte sie noch Gelegenheit gehabt, ihren ersten und einzigen Tonfilm "Unmögliche Liebe" zu drehen und zu zeigen, dass ihre Stimme mit ihrem versierten Mienenspiel mithalten konnte.

Die Retrospektive wurde von Karola Gramann kuratiert und wird in Zusammenarbeit mit der Kinothek Asta Nielsen e.V. (Frankfurt) und der Deutschen Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen präsentiert. Durch die Kooperation mit zahlreichen europäischen Filmarchiven ist es möglich, dass alle noch erhaltenen Filme Asta Nielsens gezeigt werden können. Insgesamt werden 38 Filme zu sehen sein.

Programmhighlights

  • Ein besonderes Ereignis innerhalb dieser Reihe stellt die Vorführung der Filme "Der Fremde Vogel" und "Zapatas Bande" dar. Sie werden am 14. März 2008, musikalisch begleitet von Maud Nellison und den Asta Harmonists, im HAU 1 zu sehen sein.
  • Am 16. März um15. 00 Uhr werden Heide Schlüpmann ("Geschichte spielen"), Annette Förster um 16.00 Uhr ("Zwischen Verführung und Komik") und um 17.00 Uhr Michel Wedel ("Die Tränen der Asta Nielsen") unter dem Titel "Asta Nielsen - Protagonistin der Moderne" einen vertieften Einblick in die Schauspielkunst der Asta Nielsen geben. Der Eintritt ist frei.

    Filmprogramm im Arsenal

  • Donnerstag, 6. März 2008, 19.00 Uhr
    Eröffnung am Flügel: Maud Nelissen (renommierte Stummfilmpianistin)
    Die Filmprimadonna 17min. (Fragment, Urban Gad 1913)
    Dieser Film zeigt Asta Nielsen als gefeierten Filmstar, der in zerstörerische Leidenschaften verstrickt ist. Von dem Film ist nur ein Fragment erhalten, das aber eine Szene zeigt, in welcher Asta Nielsen am Schneidetisch Filmsequenzen begutachtet und so ihren Einfluss geltend macht.
    Afgrunden 37min (Abgründe, Urban Gad 1910)
    "Abgründe" war Asta Nielsens erster Film. Mit der Geschichte um die Klavierlehrerin Magda, die ihren gutbürgerlichen Verlobten verlässt, um mit dem Zirkusartisten Rolf um die Welt zu ziehen, wurde Asta schlagartig berühmt. Magda gerät durch ihr Verhalten an den Rand der Gesellschaft und wird über dies von Rolf ausgenutzt und schließlich ruiniert. Höhepunkt des Films ist ein atemberaubender Gauchotanz, in dem sich Asta Nielsen - wie es in einer zeitgenössischen Kritik hieß - "auf Messerschneide der Unzucht" bewegt.

  • Freitag, 7. März 2008, 19.00 Uhr
    Am Flügel: Eunice Martins
    Den Sorte Drøm 56min (Der schwarze Traum, Urban Gad 1911)
    Hier spielt Asta Nielsen, wie auch in vielen späteren Filmen, eine gefeierte Artistin. Sie ist eine Zirkusreiterin, die von zwei Männern geliebt wird. Es sind eindrucksvolle artistische Szenen mit Asta in ihrem glänzend schwarzen Trikot zu bewundern.
    Balettdanerinden 37min (Die Balletttänzerin, August Blom 1911).
    Astas Figur steht einmal mehr zwischen zwei Männern, einem Schriftsteller und einem Maler. Erneut stellt sie eine leidenschaftliche und selbständige Frau dar. Erstmalig spielt Asta Nielsen unter der Regie des Starregisseurs August Blom.

  • Samstag, 8. März 2008, 19.00 Uhr
    Am Flügel: Eunice Martins
    Afgrunden 37min (Abgründe, Urban Gad 1910)
    In dem großen Augenblick 32min (Urban Gad 1911)
    Asta Nielsen spielt ein Dienstmädchen, das vom Neffen des Hausherren verführt wird. Als sie schwanger wird, verlässt er sie. Doch sie kann das Kind aus eigener Kraft nicht ernähren und ist zwischen dem eigenen Wohlergehen und dem ihres Kindes hin- und hergerissen. Schließlich gibt sie es schweren Herzens zur Adoption frei. Doch der innere Konflikt bleibt, setzt sich äußerlich fort in Rivalität und Kampf mit der reichen Adoptivmutter und kulminiert in einer spektakulären, rot viragierten Brandszene, in der die arme Mutter das Kind rettet und selber untergeht.

  • Samstag, 8. März 2008, 21.00 Uhr
    Am Flügel: Eunice Martins
    Die arme Jenny 30min (Urban Gad 1912)
    Wie viele der Asta-Nielsen-Filme, wurde auch dieser seinerzeit als soziales Drama bezeichnet. Derartige Filme lassen die ZuschauerInnen die gesellschaftlichen Verhältnisse von Armut und Reichtum, von Männermacht und Frauenohnmacht wahrnehmen. Jenny vom Hinterhaus lässt sich vom Herrn aus dem Vorderhaus verführen, das bittere Ende ist voraussehbar.
    Vordertreppe und Hintertreppe 50min (Urban Gad 1914)
    Ein Film in dem Asta Nielsen den Klassenverhältnissen ein komisches Licht aufsteckt: selbstbewusst und voller Witz probiert die Tochter aus dem Hinterhaus, wie weit sie es mit dem feschen Offizier vom Vorderhaus bringen kann. Es reicht gerade bis zum Maskenball, auf dem sie sich als Libelle verkleidet köstlich amüsiert und zugleich das falsche Getue der "feinen Gesellschaft" offenbar wird.

  • Sonntag, 9. März 2008, 19.30 Uhr
    Am Flügel: Eunice Martins
    Die Verräterin 42min (Urban Gad 1911)
    "Die Verräterin" ist eins von mehreren Kinodramen, die 1911 an den deutsch-französischen Krieg 1870/ 71 erinnerten. Eine französische Aristokratentochter und ein deutscher Leutnant geraten in einen Konflikt zwischen Liebe und Vaterland und entscheiden sich unterschiedlich. Die in der Liebe gekränkte Frau muss sich zwischen der Loyalität zum Geliebten oder zum Vaterland entscheiden.
    Das Mädchen ohne Vaterland 30min (Urban Gad 1912)
    Als Zigeunerin balanciert Nielsen hinreißend leichtfüßig auf einem Kanonenrohr - diese Einstellung ist emblematisch für den ganzen Film. Die Gesetze und Rituale einer militärischen Gesellschaft nimmt sie spielerisch und unwiderstehlich komisch auf die leichte Schulter. Und doch bleibt am Ende nur die helle Trauer ausgeschlossenen Lebens und Liebens.

    Weitere Infos zum Programm finden Sie unter:
    www.fdk-berlin.de
    www.kinothek-asta-nielsen.de

    Veranstaltungsorte:

    Kino Arsenal 1 + 2
    Filmhaus am Potsdamer Platz
    Potsdamer Straße 2
    10785 Berlin
    www.fdk-berlin.de

    Hau 1
    Stresemannstr. 29
    10963 Berlin
    www.hebbel-am-ufer.de


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    Beitrag vom 21.02.2008

    AVIVA-Redaktion