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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 07.03.2008


Lars und die Frauen von Craig Gillespie
Anna Tremper

Dem Werbefilmregisseur ist hier ein zauberhaftes Spielfilmdebut geglückt. Eine Tragikomödie, nach allen Regeln der Kunst. Man weiß einfach nie, ob man lachen oder weinen soll oder beides zugleich.




Mit dem Drehbuch zu "Lars und die Frauen" hat Nancy Oliver eine höchst ungewöhnliche Vorlage für einen Spielfilm geliefert. Den Anstoß für die Story um einen in eine Silikonpuppe verliebten Einzelgänger gab für sie eine Zufallsbegegnung im Internet: "Diese Puppen waren so bizarr, dass ich sie einfach nicht mehr vergessen konnte.". Dass aus diesem Stoff kein purer Klamauk geworden ist, sondern eine hinreißende Geschichte, die mit viel Humor eine einsame Seele durch eine harte Zeit begleitet, ist sicherlich ihrem schreiberischen Talent zu verdanken.

Der Film
Lars Lindstrom (Ryan Gosling) führt ein Einsiedlerdasein. Er lebt zwar Tür an Tür mit seiner Schwägerin Karin (Emily Mortimer) und seinem Bruder Gus (Paul Schneider), doch er meidet vehement den Kontakt mit ihnen und mit allen anderen Menschen, die tagtäglich seinen Weg kreuzen. Selbst seine Arbeitskollegin Margo (Kelli Garner), die offensichtlich sehr an ihm interessiert ist, lässt Lars einfach stehen, sobald sie versucht mit ihm in Kontakt zu treten.
Eines Tages ist Lars jedoch wie ausgewechselt. Er erzählt Karin und Gus, dass er eine Freundin zu Besuch hätte, die er im Internet kennen gelernt hat. Karin und Gus freuen sich für ihn, doch als sie Lars´ neue Freundin Bianca treffen, schlägt ihre Stimmung schnell ins Gegenteil um, denn bei Bianca handelt es sich um eine lebensgroße Sexpuppe aus Silikon. Karin und Gus sind mit der Situation überfordert und suchen Rat bei Dr. Dagmar Berman (Patricia Clarkson). Diese diagnostiziert eine Wahnvorstellung und erklärt, dass man da zunächst nichts weiter machen könne. So bleibt Gus, Karin und den BewohnerInnen von Lars Heimatstadt nichts weiter übrig, als sich mit der neuen Situation zu arrangieren.

Von Silikonpuppen und Menschen
Die übrigen StadtbewohnerInnen sind zwar zunächst leicht geschockt, bis pikiert, doch Lars liegt ihnen am Herzen und so lassen sie sich auf eine kleine Scharade ein. Sie beginnen, Bianca Stück für Stück in das soziale Leben zu integrieren. Und gerade das macht "Lars und die Frauen" so unglaublich spannend und witzig. Die Reaktion der Gemeinde, die so völlig den eigentlichen Erwartungen entgegenläuft, ist einfach grandios. Auch wenn man dem Menschen anmerkt, dass sie die Situation mehr als eigenartig finden, lassen sie sich so manches einfallen, um Lars das Gefühl zu geben, alles sei in bester Ordnung.

Im Verlauf des Films wird aber auch mehr und mehr deutlich, warum es mit Lars überhaupt so weit gekommen ist. In seinem Leben ist zuviel passiert, das ihn an den Menschen zweifeln und sein Vertrauen zu ihnen schwinden ließ. Dieses Gefühl der Isolation und Kälte spiegelt sich auch in den Filmbildern wider. Der gesamte Film spielt im tiefsten Winter vor der Kulisse einer kalten, schneebedeckten Stadt im Mittleren Westen. Doch mit dem nahenden Frühling findet auch Lars langsam wieder zu einem neuen Selbst.

Dass dieser Film so gut funktioniert, verdankt er vor allem seinen großartigen DarstellerInnen. Allen voran dem charismatischen Hauptdarsteller Ryan Gosling, der so überzeugend mit seiner leblosen Lebensabschnittspartnerin spricht, dass man irgendwann erwartet, dass sie es ihm gleichtut.
Ryan gab 2000 sein Kinofilmdebüt in "Gegen jede Regel", den meisten dürfte er jedoch eher durch den Liebesfilm "Wie ein einziger Tag" (2004), in dem er an der Seite von Rachel McAdams brillierte, in guter Erinnerung sein.

AVIVA-Tipp: "Lars und die Frauen" ist ein absolut sehenswerter und urkomischer Film. Craig Gillespie liefert hier eine herrlich skurrile Geschichte, die den ZuschauerInnen ein Wechselbad der Gefühle beschert. Ein Film, der von Isolation und Einsamkeit erzählt, aber auch von der Hoffnung, dass sich mit menschlicher Zuneigung viele Wunden wieder heilen lassen.

Lars und die Frauen
Originaltitel: Lars and the Real Girl
Regie: Craig Gillespie
Drehbuch: Nancy Oliver
DarstellerInnen: Emily Mortimer, Ryan Gosling, Paul Schneider, Kelli Garner, Lauren Ash, Patricia Clarkson, R.D. Reid, Nancy Beatty, Doug Lennox, Joe Bostick, Liz Gordon, Nicky Guadagni
Verleih: Centralfilm
106 Minuten, FSK ab 12 Jahren
Kinostart: 13. März 2008
www.lars.centrafilm.de


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Beitrag vom 07.03.2008

AVIVA-Redaktion