Die Verlorene Zeit - ein Film von Anna Justice, Drehbuch Pamela Katz. Ab 25. Mai 2012 auf DVD - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 15.05.2012


Die Verlorene Zeit - ein Film von Anna Justice, Drehbuch Pamela Katz. Ab 25. Mai 2012 auf DVD
Sharon Adler

Inspiriert von einer wahren Geschichte, erzählt der Film von einer ganz großen Liebe, der zwischen einer Jüdin und einem Polen im Jahr 1944 in einem deutschen KZ. Erst 1976, 32 Jahre später,...




... erfährt Hannah Levine in New York, dass Tomasz Limanowski noch lebt.

Obwohl sie nie aufgehört hatte, ihn zu suchen, ist die inzwischen verheiratete und gut situiert lebende Hannah (Dagmar Manzel) wie benommen, als sie zufällig auf dem Fernsehbildschirm in ihrer Reinigung Tomasz wiederzuerkennen glaubt. Den Abend-Empfang zu Ehren ihres Ehemanns Daniel erlebt sie wie durch einen Schleier, ergreift die erste Gelegenheit, sich davon zu stehlen, um im Central Park für sich zu sein und sich zu sammeln.

In Rückblenden und auf zwei verschiedenen Zeitebenen erfährt die Zuschauerin vom Schicksal der Liebenden, die sich 1944 in einem Konzentrationslager kennen lernen und ineinander verlieben. So absurd diese Vorstellung aus heutiger Sicht auch sein mag – denn während das Paar nur unter größter Gefahr heimliche Treffen arrangieren konnte, wurde um sie herum gefoltert, erniedrigt und gemordet.

Hannah Silberstein (Alice Dwyer), deutsche Jüdin aus Berlin, ist als einziges Mitglied ihrer gesamten Familie nicht sofort nach Ankunft in dem Konzentrationslager in die Gaskammer geschickt worden. Tomasz Limanowski (Mateusz Damiecki), ein junger Pole, ist ein politischer Gefangener. Als Hannah bemerkt, dass sie von Tomasz schwanger ist, wächst damit auch ist die Gefahr, ermordet zu werden. Um sie zu retten, organisiert Tomasz, der von der Schwangerschaft nichts weiß, über den Lagerwiderstand eine SS Uniform. Eine waghalsige Flucht gelingt und auch die darauffolgenden Tage kann sich das Paar vor seinen Verfolgern erfolgreich verstecken und erlebt sogar glückliche Momente in Freiheit.
Es gelingt ihnen, zu Tomasz´ Elternhaus zu gelangen, doch die Deutschen sind auch hier und haben den Besitz der Familie konfisziert. Tomasz´ Mutter Stefania (Susanne Lothar) weigert sich, Hannah im Haus zu behalten und verbietet ihrem Sohn, eine Jüdin zu heiraten. Als Hannah schwer krank wird, weil sie eine Fehlgeburt hat, bringt Tomasz, der auch davon nichts weiß, sie auf den Hof seiner Schwägerin Magdalena (Joanna Kulig). Er selbst schließt sich dem polnischen Widerstand an. Erst nach einigen Monaten kehrt Tomasz´ Bruder Czeslaw (Adrian Topol) allein aus dem umkämpften Warschau zurück. Während des Warschauer Aufstands hat er den Kontakt zu Tomasz verloren.
Kurz nach seiner Rückkehr werden Czeslaw und seine Frau von der provisorischen Sowjet-Regierung wegen Unterstützung der polnischen Unabhängigkeit verhaftet. Hannah bleibt mit Tomasz´ Mutter auf dem Hof zurück und wartet vergeblich auf seine Heimkehr, bis sie beschließt, zu Fuß nach Berlin zurückzukehren. Ihr Brief, den sie Tomasz hinterlässt, wird von seiner Mutter konfisziert die ihn bei seiner Rückkehr anlügt und behauptet, Hannah sei tot.

1976 New York: "I thought I was finished with the past, but it´s never done" schreibt Hannah Levine in ihr Tagebuch.

Hannah ist auch heute noch im Besitz des Portraitfotos von Tomasz, das sie vor den Augen seiner Mutter aus dem Bilderrahmen und mit auf ihren Fußmarsch von Polen zurück nach Deutschland durch Schnee und Eis genommen hatte. Ihre jahrelange, beharrliche Recherche wurde zu einem Teil ihres neuen Lebens in Amerika, und als sie mit seinem Bild in einem Fernsehinterview konfrontiert wird, brechen längst vergessen geglaubte Gefühle wieder in ihr auf. Bis sie sich ihrem amerikanischen Ehemann und ihrer gemeinsamen Tochter offenbaren kann, vergeht eine schwierige Zeit für alle Beteiligten.
Als Hannah Levine, ehemals Hannah Silberstein vom internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes Tomasz Telefonnummer in Polen erhält, ruft sie ihn an und macht sich auf den Weg, um ihn zu treffen...

Die renommierte und mehrfach ausgezeichnete Theater- und Filmschauspielerin Dagmar Manzel übernahm die Hauptrolle der Hannah Levine im Jahr 1976. Dagmar Manzel über ihre Rolle in Die Verlorene Zeit: "Nach dem Lesen des Drehbuchs war ich von Hannahs Geschichte extrem berührt und gleichzeitig sehr fasziniert. Ich wollte diese Rolle unter allen Umständen spielen. Es war eine gewaltige Herausforderung für mich, jemanden zu verkörpern, der scheinbar die Liebe seines Lebens verloren hat, und dann nach über dreißig Jahren erfährt, dass er noch am Leben ist, verbunden mit all den Ängsten und Gedanken über die verlorene Zeit, den Hoffnungen und der Nervosität vor dem ersten Wiedersehen. So eine Rolle ist ein Geschenk."

Die mehrfach ausgezeichnete Alice Dwyer spielt Hannah Silberstein im Jahr 1944. Gegen den Wunsch ihrer Mutter bewarb sich Alice Dwyer mit neun Jahren bei einer Schauspielagentur. Schon zwei Jahre später bekam sie ihre erste Hauptrolle in dem TV-Film "Anna Wunder" (1999). Mit 13 spielte sie in "Baby" (2002) eine 15-Jährige, die den Freund ihres Vaters verführt. Um nicht auf den Lolita-Stereotyp festgelegt zu werden, lehnte sie anschließend Angebote für ähnliche Rolle konsequent ab. Stattdessen spielte sie die junge Zigarettenschmugglerin Katharina in dem Drama "Lichter" (2002), das mit dem Deutschen Filmpreis in Silber ausgezeichnet wurde.
2004 war Alice Dwyer in der ZDF-Produktion "Feuer in der Nacht" zu sehen, die live gespielt und ausgestrahlt wurde. Für ihre Leistungen in "Höhere Gewalt" (2006) und "Die Tränen meiner Mutter" (2007) wurde sie auf dem Filmfestival von Saarbrücken mit dem Max-Ophüls-Preis als Beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet.

Anmerkungen der Regisseurin Anna Justice: "Eine zentrale Frage, die mich während der Arbeit am Film vor allem beschäftigt hat, war die der Authentizität (...). Die Geschichte ist von wahren Begebenheiten inspiriert, wir haben aber auch Versatzstücke anderer Biographien (die wir durch Recherche fanden) in die Charaktere eingearbeitet. Die größte Herausforderung bestand darin, in nur einigen wenigen Rückblenden die Komplexität eines Konzentrationslagers darzustellen, seiner Gefangenen und Peiniger, eine mittendrin stattfindende Liebesgeschichte zu erzählen und die geheimen Nischen aufzuzeigen, die es trotz allem gab. Ohne auf Klischees zurückzugreifen. Ohne den tagtäglichen Terror zu verharmlosen. Das zu erarbeiten erforderte viel Zeit und Nachdenken. Die Arbeit am Film wurde gewissermaßen mein persönlicher ´Aufbruch´ nach Polen, ein Land, dessen Kultur und Geschichte mich in seinen Bann geschlagen hat. Ironischerweise schreibe ich diesen Text in einem Hotel in Warschau während der Recherchen zu meinem nächsten, polnisch-deutschen Filmprojekt.

Anna Justice ging nach Los Angeles, um ihre Ausbildung als Übersetzerin zu vervollständigen und blieb schließlich fünf Jahre dort. In dieser Zeit machte sie auch erste Erfahrungen in der Filmbranche. Es folgte ein Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Seit 1997 arbeitet Anna Justice als Regisseurin und Drehbuchautorin. Für die Regiearbeit des Romans "Max Minsky und ich" von Holly-Jane Rahlens wurde sie mehrfach international ausgezeichnet.

Pamela Katz ist eine Drehbuch- und Romanautorin mit einem besonderen Interesse für historische und biografische Themen. Zu ihren Filmen gehören Margarete von Trottas "Rosenstraße" (2003, als Co-Autorin) über den berühmten gewaltfreien Widerstand von Berliner Frauen während der Nazizeit. Außerdem Margarete von Trottas TV-Produktion "Die andere Frau" (2003). Katz´ drittes Projekt mit Margarete von Trotta, ein Biopic über Hannah Arendt, wird ab Herbst 2011 gedreht. Darüber hinaus hat Pamela Katz eine TV-Miniserie über Lotte Lenya und Kurt Weill den historischen Roman "Die Seeräuberin" (Aufbau Verlag) über Lotte Lenyas Leben geschrieben. Derzeit arbeitet Pamela Katz an einem Buch über die Partnerschaft von Bertolt Brecht und Kurt Weill, dem Autoren/Komponistengespann der "Dreigroschenoper".

DIE VERLORENE ZEIT wurde unter anderem 2011 auf den "Jüdischen Film Festivals" in New York und Hong Kong jeweils als "Bester Film" ausgezeichnet und hat außerdem den Publikumspreis auf dem Filmkunstfest Schwerin gewonnen.

AVIVA-Tipp: Auch wenn diese besondere, tragisch-romantische Geschichte als eine Ausnahme, verglichen mit den Schicksalen von Millionen ermordeter Juden, verstanden werden muss, klammert "Die Verlorene Zeit" das Perfide des Nazi-Systems und seiner Helfershelfer nicht aus. Dieser Film zeigt anhand einer ganz großen, äußerst sensibel inszenierten Liebesgeschichte das Menschliche im Unmenschlichen.

Die Verlorene Zeit
Drehbuch: Pamela Katz
Regie & Drehbuchmitarbeit Anna Justice
DarstellerInnen:
Alice Dwyer - Hannah Silberstein
Mateusz Damiecki - Tomasz Limanowski – 1944
Dagmar Manzel - Hannah Levine
Shantel VanSanten - Rebecca Levine
David Rasche - Daniel Levine
Lech Mackiewicz - Tomasz Limanowski – 1976
Susanne Lothar - Stefania Limanowska
Joanna Kulig - Magdalena Limanowska
Adrian Topol - Czeslaw Limanowski
Florian Lukas - Hans von Eidem

Filmlänge: ca. 111 Min.
Bildformat: 1:2,4 (16:9)
Tonformat: Deutsch 2.0, OV 2.0 & 5.1
Produktion: Deutschland 2011
Label: Movienet Film GmbH
Sprachen: Deutsch, Untertitel: teilweise Deutsch (ein- und ausblendbar)
Extras: Trailer, Hörfilmfassung (deutsch)
VÖ: (Verkauf + Verleih) 25. Mai 2012
FSK: ab 12 Jahren
Verpackung: Softbox
Disctype: DVD 9
Bestellnummer: 28408653
EAN: 4250128408653
Vertrieb: Lighthouse Home Entertainment

Trailer und Infos auf der Filmwebsite unter: www.die-verlorene-zeit.de

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

"Max Minsky und ich"


Kultur

Beitrag vom 15.05.2012

Sharon Adler