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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 21.01.2008


My Blueberry Nights von Wong Kar Wai
Silvy Pommerenke

Das neue Meisterwerk des Filmregisseurs aus Hongkong beweist wieder einmal mehr die Kraft der Bilder, mit denen er seine typische poetische Melancholie heraufbeschwört. Neu an dem Film ist, dass es...




...sein englischsprachiges Debut ist, da er mit seiner letzten Produktion "2046" eine Art Abschied von seinen Kindheitserinnerungen suchte und nun zu neuen Ufern aufbrechen wollte.

Nicht nur die Drehorte Amerikas waren neu, sondern er ging auch das Wagnis ein, Norah Jones, fünffache Grammy-Gewinnerin, die Hauptrolle anzubieten, auch wenn sie noch nie als Schauspielerin gearbeitet hatte. Er spürte, dass die Musikerin eine natürliche Kamerapräsenz besitzt und verbot ihr explizit Schauspielunterricht zu nehmen, damit diese Natürlichkeit nicht darunter leiden sollte. In lediglich sieben Wochen war der Dreh abgeschlossen, was ein wenig verwundert, wenn man bedenkt, dass Norah Jones und Jude Law für die knapp zweiminütige Kussszene, die als Schlüsselmoment des Filmes gilt, ganze drei Tage "geübt" haben.

"Alle Szenen sind getragen von der Stimmung der Musik. Die Musik ist normalerweise mein Ausgangspunkt: Sie gibt das Tempo und Rhythmus vor", so Kar Wai über seine Arbeitsmethode. Da verwundert es nicht, dass noch lange, bevor der Soundtrack auf CD gepresst wurde, die Songs dafür schon ausgewählt und während der Dreharbeiten immer irgendwo zu hören waren. Die Stimmung der Musik sollte sich auf das Team und die SchauspielerInnen übertragen, damit eine möglichst authentische Emotion eingefangen werden konnte, und dies merkt man dem Film unzweifelhaft an.

Der Film

Liebe geht bekanntlich durch den Magen, so auch bei Elizabeth (Norah Jones) und Jeremy (Jude Law). Sie trauert um eine gescheiterte Beziehung und findet bei ihm, der ein schnuckeliges kleines Café besitzt, nächtelang ein verständnisvolles Ohr. Neben seinem Ohr bietet er ihr auch Kuchen an – Blaubeerkuchen. Das ist der Kuchen, der am Ende eines Tages immer übrig bleibt. Was mit dem Kuchen nicht in Ordnung ist? Gar nichts, "die Leute treffen nur eine andere Wahl. Der Blueberry Pie kann nichts dafür." Jeremy und Elizabeth sind die menschgewordenen Blaubeerkuchen, mit denen zwar alles in Ordnung ist, die jedoch irgendwie vom Schicksal nicht geküsst wurden.

Elizabeth bricht bald auf, um ihr Glück anderswo zu suchen und verdingt sich als Aushilfskellnerin, damit sie auf ein Auto sparen kann. Dies ist wenigstens etwas, was sie aktiv beeinflussen kann. Während ihrer Reise ist sie nun diejenige, die anderen Gestrandeten des Lebens ihr Ohr schenkt. Da gibt es den Alkoholiker Arnie (David Strathairn), dessen Fast-Ex-Frau Sue Lynne (Rachel Weisz) und später trifft sie noch auf die spielwütige Leslie (Nathalie Portman), die ihr verspricht, bei der Verwirklichung ihres Traumes nach einem eigenen Auto, zu helfen. In einer kleinen Gastrolle tritt auch noch Chan Marshall aka Cat Power als Katya auf, die mit "Living proof" und "The Greates" zudem zwei Songs zum Soundtrack beisteuerte.

Ob Elizabeth wirklich ihr Glück findet, die Sehnsucht von Jeremy gestillt werden kann, und was es mit der Spielwut Leslies und der Alkoholsucht Arnies auf sich hat, sehen Sie bitte selbst!

Mehr Infos gibt es auf www.myblueberrynights.de

Lesen Sie auch die Review zum Original Soundtrack von "My Blueberry Nights" auf AVIVA-Berlin.

AVIVA-Tipp: "My Blueberry Nights" ist ein wahnsinnig schöner, poetischer und romantischer Film. Metaphernreich in einem zaghaften Tempo gedreht, stehen die subtilen Gefühle der ProtagonistInnen im Vordergrund, die durch die ästhetischen Bilder des Regisseurs und den wunderbaren Soundtrack noch einmal an Stärke und Intensität gewinnen. Ein echter Won Kar Wai mit einem phantastischen Leinwanddebut von Norah Jones!

My Blueberry Nights
USA / Hong Kong China 2007
Buch und Regie: Wong Kar Wai
DarstellerInnen: Norah Jones, Jude Law, David Strathairn, Rachel Weisz, Nathalie Portman, Chan Marshall aka Cat Power u.a.
Verleih: Prokino
Lauflänge: 95 Minuten
Kinostart: 24. Januar 2008


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Beitrag vom 21.01.2008

Silvy Pommerenke