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Beitrag vom 31.05.2008
Antisemitismus in der DDR
AVIVA-Redaktion
Unter dem Titel "Das hat´s bei uns nicht gegeben" zeigt die Amadeu Antonio Stiftung eine Ausstellung zu Antisemitismus in der DDR, die von Jugendlichen gestaltet wurde.
Ausstellungeröffnung am 02. Juni 2008 um 19.00 Uhr im Foyer des Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz, 10825 Berlin. Im Anschluss an die Eröffnung findet um 20.00 Uhr in Raum 195 eine Podiumsdiskussion zum Thema Juden in der DDR und der Antizionismus von Partei und Regierung
Moderation: Jürgen Rennert
Teilnehmer/innen: Salomea Genin, Dr. Susanne Galley-Talabardon, Regina Scheer, Eva Nickel
Eine Kooperationsveranstaltung des Kunstamtes Tempelhof-Schöneberg, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG Berlin und Potsdam), sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin e.V. (GCJZ Berlin).
Woher der Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern kommt, ist ein oft diskutiertes Thema. Erklärungen suchen Politik und Wissenschaft meist in sozialen Kontexten. Außer Acht gelassen wird dabei ein wichtiger Aspekt: Auch der Osten Deutschlands war Teil des nationalsozialistischen Täterlandes. Die DDR-Regierung erklärte aber die Bevölkerung zu einem Volk von AntifaschistInnen. Deshalb fand in der Regel in den Familien oder Gemeinden keine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit statt. Der Bodensatz des Antisemitismus blieb unangetastet und bis heute hält sich der Mythos, es hätte in der DDR keinen Antisemitismus gegeben.
76 Jugendliche aus acht ostdeutschen Städten und Ost-Berliner Bezirken, die selbst noch nicht oder gerade geboren sind als die Mauer fiel, haben sich die Bearbeitung von Geschichte vorgenommen.
Dazu gibt es aktuelle Anlässe:
Erschreckend sind die Bilder und Parolen von Jugendlichen Fußball-Fans ihrer Altersgruppe, die Selbstinzenierungen dieser Gruppen, die Schmierereien und Zerstörungen, vor allem aber auch die direkten verbalen und auch physischen Angriffe auf andere Menschen. Die Attackierten sind alle, die sie zu "Un-Deutschen" erklären: Ausländer, Juden, Homosexuelle oder Obdachlose.
Es reicht nicht zu erklären, dass diese Jugendlichen, überwiegend aus Familien kommen, die sich durch die Entwicklungen der letzten Jahre selbst zu Deklassierten gemacht fühlen.
Es reicht nicht die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Regionen der ehemaligen DDR statistisch festzustellen und die daraus erwachsende Perspektivlosigkeit: Man muss danach fragen, wie kommen diese Motive in diese jungen Köpfe nun mehr in der 3. Generation?
Die Jugendlichen, die die Dokumente und Hintergründe für diese Ausstellung recherchiert und zusammengetragen haben und dabei fachkundige Unterstützung gefunden haben, haben sich einem Tabu-Thema gewidmet.
Natürlich gibt es schon zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Thema Antisemitismus in der DDR, aber in der öffentlichen Meinung, das was wir das "Kollektive Gedächtnis" nennen, sind diese Tatsachen noch nicht angekommen: Es gibt und gab eine Kontinuität, weil eine breite Auseinandersetzung über die überkommene Haltung aus der Nazizeit nicht stattgefunden hat.
Weitere Informationen zu den Ausstellungsorten auf den Seiten der Amadeu-Antonio-Stiftung: www.amadeu-antonio-stiftung.de
Das Projekt wurde gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms CIVITAS, durch die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Freudenberg Stiftung. Teilprojekte fanden im Rahmen des Jugendprogramms "Zeitensprünge" der Stiftung Demokratische Jugend statt.
Mehr Informationen zur Amadeu Antonio Stiftung: www.amadeu-antonio-stiftung.de
Der Opferfonds CURA steht Opfern rechter Gewalt zur Seite: www.opferfonds-cura.de
Informationen zu Rechtsextremismus und möglichen Gegenstrategien: www.mut-gegen-rechte-gewalt.de
Literaturtipp: Lesen Sie auch "Ich sehe was, was du nicht siehst. Meine deutschen Geschichten" von Anetta Kahane, erschienen im Rowohlt Verlag Berlin, März 2004.
Wanderausstellung zu Antisemitismus in der DDR:
"Das hat´s bei uns nicht gegeben!"Ausstellungsdauer: 03.06.08 bis 20.06.08
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10.00-18.00 Uhr
Eintritt frei
Rathaus Schöneberg
Foyer
John-F.-Kennedy-Platz
10825 Berlin