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Jüdisches Leben
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Beitrag vom 05.04.2006
Wein und Bitterkraut
Natasa Konopitzky
"Ma nischtanah haleila haze mikol haleilot?" - "Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?" Das Pessachfest, eines der Hauptfeste des Judentums steht vor der Tür
Vom 14. Nissan bis zum 22. Nissan nehmen viele Juden einige für ihre Umwelt befremdliche Essgewohnheiten an: vor allem der Verzicht auf gewöhnliches Brot fällt auf.
Die Geschichte:
Im biblischen Buch Exodus wird von der Gefangenschaft der Israeliten in Ägypten und ihrer Flucht vor mehr als 3000 Jahren erzählt.
Ein überstürzter Aufbruch, der damals ein ganzes Volk in die Freiheit führte - so überstürzt, dass der Teig für das Brot in der Eile nicht auf die gewohnte Weise zubereitet werden konnte:
Man konnte nicht warten, bis das Brot aufgegangen war, und musste es deshalb vom Ofen nahmen, als es noch flach war.
In Erinnerung an diese Begebenheit ernährt man sich noch heute während des Pessachfestes von ungesäuerten Nahrungsmitteln.
Im Mittelpunkt des Festes stehen die ersten beiden Abende: die Sederabende. Das Wort "Seder" bedeutet "Ordnung" und meint, dass die Feiern einer bestimmten Aufeinanderfolge von Elementen entsprechen.
Die "Haggadah", die Geschichte des Auszugs aus Ägypten wird verlesen, manche Elemente werden "nachgespielt", mittendrin wird ein normalerweise gigantisches Festmahl eingebaut.
Der Seder ist kein ernsthaftes und feierliches Ritual, er soll Spaß machen, den Kindern, aber auch den Erwachsenen.
Martin Buber schrieb:
"Zu Pessach wird jede feiernde Generation mit der ersten vereint und mit allen, die ihr folgten. Wie bei jenem ersten Pessach die Familien sich zu einem lebendigen Volk vereinten, so vereinen sich in der Pessachnacht die Generationen unseres Volkes Jahr um Jahr."
Gutes Essen, reichlich guter Wein und Lieder sorgen dafür, dass der lange Abend schnell vergeht. Aber er prägt sich auch ein: niemand, der einmal als jüngstes Kind das "mah nischtana..." gesagt hat, die Frage, die zu Beginn der Feier gestellt wird und auf die als Antwort die Geschichte verlesen wird, vergisst je, um was es bei diesem Fest geht.
Viele Elemente der Feier haben diese Funktion, sie versinnbildlichen Einzelheiten aus der Auszugsgeschichte:
"Mazza", das flache, brüchige ungesäuerte Brot muss am Seder auf dem Tisch stehen (und muß gegessen werden!), genauso wie "Karpas", ein Gemüse (Sellerie, Petersilie oder auch gekochte Kartoffel), ein Symbol für Frühling und Fruchtbarkeit, "Maror", "Bitterkraut", meist Meerrettich, als Erinnerung an die bittere Zeit in Ägypten, "Charoset", eine feste Mischung aus geriebenen Äpfeln, Nüssen und Wein, mit Zimt gewürzt, als Reminiszenz an den Lehm, der in Ägypten bei der Zwangsarbeit an den Monumentalbauten verwendet wurde, ein Lamm oder Hühnerknochen sowie ein Ei als Erinnerung an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem und vier Becher Wein als Symbol für Freude.
Wer Lust auf die kulinarischen Freuden des Festes bekommen hat:
Mazzot sind in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen (z.B. mit Schokolade oder mit Orangengeschmack) erhältlich. Auch die Kekse und Kuchen, die daraus hergestellt werden, sind köstlich!
Zum Schluss noch ein Tipp zum Nachkochen:
Mazzeklöße
2-3 Mazzot (erhältlich in koscheren Lebensmittelläden, aber auch in manchen gut sortierten Lebensmittelabteilungen größerer Kaufhäuser)
1-2Eßl. Mazzenmehl (s.o.)
40 g Fett
1 kleine Zwiebel
1-2 Eier
1 Prise Ingwer
Salz
1-2 Teel. gehackte Petersilie
Mazzot einweichen und über einem Sieb trocknen lassen. Zwiebelwürfel in Fett glasieren, Mazze anbraten, abgekühlt mit Eiern, dem Mazzenmehl und Gewürzen vermischen. Klöße formen, ca. 5 Minuten in Suppe kochen.
Pessach-Anfang: 13./14. April 2006
Pessach-Ende: 19./20. April 2006
Weiterführende Links:
Umfassende Erklärungen zum Pessachfest und seinen Traditionen finden Sie hier: www.hagalil.com/judentum/feiertage/pessach.htm
Auch einen 3-minütigen Film zum Seder Pessach finden Sie unter www.hagalil.de.
Eine Pessach-Haggadah für Yachad finden Sie online unter: www.hagalil.com/deutschland/berlin/gruppen/pessach.htm
Veranstaltungen zu Pessach:
Pessach-PoetInnen
Ein Workshop für Kinder ab 9 Jahren im Jüdischen Museum Berlin
Den Veranstaltungskalender der Jüdischen Gemeinde Berlin können Sie unter folgendem Link abrufen: www.jg-berlin.de.