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AVIVA-BERLIN.de 3/5/5785 - Beitrag vom 20.12.2005


Russische Wochen im Jüdischen Museum Berlin
Sarah Ross

In den Wintermonaten Januar und Februar 2006 dreht sich das Ausstellungs- und Kulturprogramm unter anderem um Russland. So wird zum Beispiel die Lange Nacht der Museen russisch gefeiert.




Das neue Jahr beginnt im Jüdischen Museum mit bereits bekannten und neuen Ausstellungen. Doch liegt es den AusstellungsmacherInnen in diesen Monaten besonders am Herzen, die Abwehrkräfte der BesucherInnen zu stärkern. Die Lange Nacht der Museum wird nach russischen Traditionen gefeiert und die Sovjetabilly-Band Dr. Bajan sorgt dabei für warme Füße. Passende Speisen und Getränke wärmen Herz und Magen und stets bietet das Programm Komisches, Musikalisches und Lehrreiches.

Sonderausstellungen:

Roman Vishniacs Berlin
Roman Vishniac (1897-1990) erlangte durch seine Fotografien vom Leben der jüdischen Gemeinden Osteuropas am Vorabend des Zweiten Weltkrieges Berühmtheit. Bisher noch völlig unbekannt dagegen sind seine Berlin-Fotografien, die in den 1920er und 30er Jahren entstanden sind, als Vishniac in der deutschen Hauptstadt lebte. Diese Bilder von Familie und Freunden, von alltäglichen Straßenszenen und Berliner Typen, von umliegenden Orten sowie vom jüdischen Leben während der NS-Zeit wurden erst nach Vishniacs Tod entdeckt und sind erstmals in der Ausstellung zu sehen.
Wann: 4. November 2005 bis 5. Februar 2006
Wo: Libeskind Galerie, Neubau
Eintritt: mit Museumsticket (5 Euro, erm. 2,50 Euro)

Weihnukka. Geschichten von Weihnachten und Chanukka
Auf der ganzen Welt feiert man im Dezember Weihnachten und Chanukka - mit Lebkuchen oder Latkes, zwischen Tradition, Kommerz und Familienfest, mit religiösem Bekenntnis oder politischer Botschaft. In 6 Kapiteln erkundet die Ausstellung die historischen Wurzeln der beiden Feste und ihre Entwicklung durch die Jahrhunderte.
Wann: Bis 29. Januar 2006
Wo: Altbau, 1. OG
Eintritt: 4 Euro, erm. 2 Euro

Begleitprogramm zu "Weihnukka"

Die Bedeutung von Chanukka in der Kabbala
Vortrag von Prof. Dr. Guilio Busi
Bereits im 13. Jahrhundert schrieben erste Kabbalisten dem Chanukka-Fest eine mystische Bedeutung zu. Der sefardische Denker Josef Gikatilla (1248-ca. 1325) interpretiert das Entzünden der Chanukka-Lampe als Symbol für das Ausstrahlen der Energie in eine göttliche Sphäre. Wer die Handlung des Entzündens vollzog, imitierte somit einen himmlischen Prozess und machte das geheimnisvolle Herabsinken der kosmischen Energie im Alltag sichtbar. Auch in den folgenden Jahrhunderten und vor allem in der lurianischen Kabbala wurden die Chanukkalichter als eine Metapher für die göttliche Vorsehung verstanden. Nach Menachem Azaria Fano (1548-1620) schützt die Mesusa an der rechten und der Chanukka-Leuchter an der linken Seite der Türe das jüdische Haus.
Wann: Donnerstag, 12. Januar um 20 Uhr
Wo: Altbau, 1. OG
Eintritt: 5 Euro, erm. 2,50 Euro

Der New Yorker Messias und seine Anhängerschaft
Chabad Lubawitsch - ein religionssoziologisches Phänomen
Vortrag von Prof. Dr. Micha Brumlik
Jüdische Gemeinden sind seit einigen Jahren Objekt heftiger "innerer" Missionsanstrengungen einer chassidischen Sekte, die einen altertümlichen Messiasglauben mit modernster Organisationskultur und technischem Know-how verbindet. Als vor fünf Jahren der letzte geistige Führer, der Rebbe Menachem Schneerson, kinderlos starb, wurde er von einigen Lubawitschern als der Messias gefeiert. Religionssoziologisch erinnern Glaubens- und Organisationsstrukturen an die der ersten christlichen Gemeinden, die ja fast nur aus Juden bestanden. In polemischen Auseinandersetzungen behaupten deswegen vor allem Vertreter einer modernen Orthodoxie, dass die Lubawitscher bei aller persönlichen Frömmigkeit ihren "Moschiach" so sehr in die Nähe Gottes rücken, dass sie tatsächlich Götzendienst betreiben.
Wann: Donnerstag, 26. Januar um 20 Uhr
Wo: Altbau, 1. OG
Eintritt: 5 Euro, erm. 2,50 Euro

Lange Nacht der Museen am 28. Januar 2006

Tanz durch die russische Nacht
Von wegen Väterchen Frost: Die russische Tanznacht im Jüdischen Museum lässt die Temperaturen steigen. Einheizen wird nicht nur das berühmte russische Nationalgetränk mit der wärmenden Wirkung, sondern vor allem der Live-Auftritt der Sovjetabilly-Band Dr. Bajan. Emotional, rau, leidenschaftlich-wild und virtuos - das ist der von Dr. Bajan geprägte Stil moderner urbaner Volksmusik. Typisch russische Spezialitäten wie Blinis versetzen tanzwütige Seelen von der Spree an die Wolga. Einen unkonventionellen Einblick in die Kultur der heutigen russisch-jüdischen Einwanderer bietet eine Bildprojektion mit Fotografien von Michael Kerstgens.
Wann: 21 Uhr, 22.30 Uhr, 24 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Konzertsaal
Eintritt: mit dem Lange-Nacht-Ticket (12 Euro, erm. 10 Euro)

Lange Nacht für Kinder

Mein Name auf Hebräisch
T-Shirt Workshop für Kinder und Jugendliche
Wie schreibt man Stefanie oder Sebastian auf Hebräisch? Kleine und große Kinder können ihre Namen mit Hilfe von Buchstabenschablonen auf T-Shirts malen. Die Unikate mit den hebräischen Schriftzeichen können natürlich auch nach Belieben verziert werden. Der Preis für ein unbedrucktes T-Shirt beträgt 2 Euro.
Wann: 18 bis 22 Uhr
Wo: Libeskindbau Untergeschoss, Achsenebene (siehe Ausschilderung)
Eintritt: mit dem Lange-Nacht-Ticket (erm. 10 Euro)

Dreideln, nicht nur zu Chanukka
Chanukka ist ein fröhliches Familienfest, bei dem mit dem Dreidel, einer Art Kreisel, gespielt wird. Unter Anleitung von Pädagogen des Museums können Kinder ihren eigenen Dreidel herstellen und im gemeinsamen Spiel mit den anderen ausprobieren.
Wann: 18 bis 21 Uhr
Wo: Altbau 1. OG, Bildungsraum
Eintritt: mit dem Lange-Nacht-Ticket (erm. 10 Euro)

Kulturprogramm

Foreign Aids - Pieter-Dirk Uys
Pieter-Dirk Uys is South Africa´s best known political satirist and has been active in making fun of fear since the days of apartheid in the 1970s. With a Berlin-born Jewish mother and an Afrikaner father, he proudly feels that he belongs to both chosen people! FOREIGN AIDS is a journey through the minefields of South Africa today - not a fear of bombs and terrorists, but of a virus that has no cure. To Care is to Cure, but with a government not willing to confront the issue of the AIDS-pandemic, Pieter-Dirk Uys uses his weapon of mass destraction and humour, to illustrate the courage and the hope that the South African people have, the children demand, and the future expects. In the show Uys will introduce to his Berlin audience Mrs Evita Bezuidenhout, his most famous creation, as well as her sister Bambi Kellermann, Jewish-African-Princess Nowell Fine, Desmond Tutu, PW Botha and Nelson Mandela. Ticket reservations please contact Tel. 030 - 25993 507/ -444
Wann: Sonntag, 29. Januar um 16 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Konzertsaal
Eintritt: 10 Euro

Heinrich Heine: "Getrommelte Tränen"
Eine poetische Liturgie in sieben Abschnitten
Mit der Berliner Erstaufführung dieser musikalischen Textinszenierung setzt das Jüdische Museum Berlin einen besonderen Akzent im Heinrich Heine-Jahr. Zu erwarten ist eine ungewohnt theatralische Begegnung mit Heines Lyrik und Prosa. Die Textcollage basiert auf zwei emotionalen Hauptquellen: Trauer um Napoléon, der Europa aus den Fesseln der Ständegesellschaft und des Judenhasses befreien wollte, und biblische Überlieferungstreue, die gegen die Verfolgungsgeschichte der Juden in Deutschland die Verheißung an Sara und Abraham aufbietet. Die Texte werden vom Streich- und Schlaginstrument kommentiert, die eine im Kontakt mit der Collage-Arbeit komponierte Ton-, Geräusche- und Lied-Improvisation darbieten.
Kartenreservierung unter Tel. 030 - 25993 507/ -444.
Wann: Dienstag, 21. Februar 2006 um 19 Uhr
Wo: Altbau 2. OG, Konzertsaal
Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro

Pädagogisches Programm

Workshop für Erwachsene
Antisemitismus heute - die neue Normalität.
Vermehrt tauchen antisemitische Stereotypen und Äußerungen bei Jugendlichen und im Kontext der Schule auf. Antisemitismus erhält dadurch eine neue gesellschaftliche Akzeptanz und eine scheinbare Normalität. Die zweitägige Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer, pädagogische Fachkräfte und andere Interessierte bietet eine grundsätzliche Orientierung und sensibilisiert für die Wahrnehmung von Antisemitismus. Erfahrungen werden ausgetauscht und gemeinsam Argumente erprobt, die antisemitischen Stereotypen entgegengesetzt werden können. Eine Veranstaltung des Jüdischen Museums Berlin in Zusammenarbeit mit dem Interreligiösen Zentrum Jerusalemkirche und den Bildungs-Bausteinen gegen Antisemitismus.
Informationen und Anmeldung: Sarah Hiron, Tel. 030-25993 343,
E-mail:
Wann: Samstag, 21. und Sonntag, 22. Januar von 10 bis 18 Uhr
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.jmberlin.de




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Beitrag vom 20.12.2005

Sarah Ross