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AVIVA-BERLIN.de 3/19/5785 - Beitrag vom 23.03.2009


Dritte Generation - Ein Work-in-progress von Yael Ronen and the Company
Claire Horst

Die israelische Regisseurin Yael Ronen setzt sich in ihrem Theaterstück mit dem Gordischen Knoten auseinander, der Israel, Palästina und Deutschland verbindet. Mit zwölf SchauspielerInnen ...




...hat sie ein Theaterstück über den Umgang mit der gemeinsamen Geschichte und den gegenseitigen Verletzungen erarbeitet. Ihre SchauspielerInnen haben sehr unterschiedliche Hintergründe: Sie sind auf beiden Seiten des ehemals geteilten Deutschland geboren, sind muslimische und christliche PalästinenserInnen, die mit israelischem Pass in Haifa leben oder sie stammen aus jüdischen Familien unterschiedlicher Herkunft - aus Europa, dem Nahen Osten oder Nordafrika.

Aus diesem "work-in-progress" ist ein Stück entstanden, in dem die persönlichen Erfahrungen und Meinungen der Beteiligten zusammenfließen. Für die Verknüpfung dieser verschiedenen Perspektiven wurde Yael Ronen hart kritisiert. Der Gemeindeälteste der Jüdischen Gemeinde Berlin, Isaak Behar, wirft dem Theaterprojekt eine Verhöhnung der Opfer des Holocaust vor. Behar, dessen gesamte Familie im Holocaust ermordet wurde, ist der Meinung, das Theaterstück relativiere mit der Gleichstellung der Erfahrungen von PalästinenserInnen und JüdInnen den Holocaust und verharmlose ihn so. Er forderte in einem offenen Brief die Absetzung des Theaterstücks.

Ronen und ihre MitarbeiterInnen bekräftigen jedoch, dass sie sich auch mit tabuisierten Gefühlen auseinandersetzen wollen. Es gehe ihnen gerade darum, ein Gespräch zwischen den EnkelInnen der Täter und der Opfer anzuregen. Dazu setzt Ronen Mittel der Satire ein, um an den überlieferten Tabus zu kratzen.
Die Regisseurin möchte eine Diskussion zu Themen beginnen, über die sonst entweder geschwiegen wird oder die zu politischen Zwecken instrumentalisiert werden: "Es geht in meinem Stück darum, darüber zu reflektieren, wie eine Gesellschaft ein historisches Gedächtnis manipuliert und für ihre politischen Zwecke nutzt." Ihrer Meinung nach ist es an der Zeit, auch kontroverse Meinungen zuzulassen. Dass das auch vermeintlich politisch inkorrekte Aussagen einbezieht, hält sie für notwendig – auch wenn es wehtut.

Eine Workshop-Präsentation von "Dritte Generation" gab es im Sommer 2008 bereits auf dem Festival "Theater der Welt" in Halle zu sehen. Jetzt bringt Yael Ronen das Stück nach weiteren Recherche- und Probenphasen in Tel Aviv und Berlin in einer deutlich veränderten und erweiterten Fassung an die Schaubühne.


AVIVA-Tipp: Das Stück setzt sich mit den Verknüpfungen von historischen Ereignissen und unserer persönlichen Identität auseinander. Ronen scheut sich nicht davor, auch kontroverse Meinungen zuzulassen und ermöglicht so eine wirkliche Auseinandersetzung mit Verletzungen und Tabus.

Weitere Infos zum Stück unter: www.schaubuehne.de und www.habima.co.il
Veranstaltungsort: Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin
Telefon: 030 - 890020

"Dritte Generation" von Yael Ronen & the Company
Regie: Yael Ronen
Dramaturgie: Amit Epstein und Irina Szodruch
Mit Knut Berger, Niels Bormann, Karsten Dahlem, Ishay Golan, George Iskandar, Orit Nahmias, Rawda, Ayelet Robinson, Judith Strößenreuter, Yousef Sweid
Premiere am 20. März 2009, wieder vom 23. bis 25. März, 3. bis 5. April und 7. bis 9. Mai 2009
Eine Koproduktion der Schaubühne, des Habima National Theatre of Israel, Tel Aviv, und der RuhrTriennale 2009 im Auftrag von Theater der Welt 2008 in Halle, mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und des Goethe-Instituts.
In deutscher, arabischer, hebräischer und englischer Sprache mit deutschen Übertiteln


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Beitrag vom 23.03.2009

Claire Horst