Dortmund setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus. Aufgerufen zur Teilnahme am AVIVA-Interview- + Fotoprojekt JETZT ERST RECHT. STOP ANTISEMITISMUS im Jahr 2021 sind Jüdinnen und Juden aus Dortmund - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Juedisches Leben



AVIVA-BERLIN.de 3/5/5785 - Beitrag vom 11.01.2021


Dortmund setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus. Aufgerufen zur Teilnahme am AVIVA-Interview- + Fotoprojekt JETZT ERST RECHT. STOP ANTISEMITISMUS im Jahr 2021 sind Jüdinnen und Juden aus Dortmund
Sharon Adler

Antisemitismus in Deutschland hat viele Gesichter: Die Publizistin und Fotografin Sharon Adler und die Künstlerin Shlomit Lehavi wollen mit diesem Projekt die Erfahrungen von Jüdinnen und Juden abseits der Statistiken abbilden und deren Perspektiven und Strategien erfragen. Durchgeführt wird es von AVIVA-Berlin in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund – Koordinierungsstelle Vielfalt, Toleranz und Demokratie und in Partnerschaften mit der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund, und der Amadeu Antonio Stiftung. > Alle Infos zur Teilnahme hier auf AVIVA-Berlin >




Realitäten von Jüdinnen und Juden in Deutschland heute - Dortmund setzt im Jubiläumsjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" ein Zeichen gegen Antisemitismus:

"Du Jude", Hassmails und Rechte Hetze im Netz und antisemitische Verschwörungsmythen während der Corona-Pandemie. Mobbing von jüdischen Schülerinnen und Schülern. Beschimpfungen und Beleidigungen in Sportvereinen, in Universitäten und am Arbeitsplatz 2019 das Attentat auf die Synagoge in Halle an Yom Kippur, dem höchsten Feiertag im jüdischen Kalender. Laut aktuellen repräsentativen Erhebungen nehmen antisemitische Einstellungen in der Bevölkerung stetig zu. Neben klassischen antisemitischen Anfeindungen wie z.B. "Juden haben in Deutschland zu viel Einfluss" ist auch ein Anstieg antisemitisch motivierter Straftaten zu verzeichnen. Neben den physischen Angriffen und verbalen Beleidigungen ist es aber auch die fehlende Empathie, die verletzt. Vor dem Hintergrund steigender antisemitischer Angriffe ist das Leben von Jüdinnen und Juden in Deutschland bis heute noch vielfach von Nichtwissen, Vorurteilen und Klischeebilder durch ihr nicht-jüdisches Umfeld geprägt.

Dem will dieses Projekt etwas entgegensetzen: Sichtbarkeit.
Grundgedanke und Ziel ist es, dass sich in diesem Projekt jüdische Menschen selbst einbringen und direkt mitwirken können, um ihre Erfahrungen mitzuteilen und ihre Wünsche und Forderungen von (mehr) Empathie und Solidarität an die nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft zu richten.

Das im Jahr 2020 erfolgreich gestartete Projekt JETZT ERST RECHT! STOP ANTISEMITISMUS! hat durch die Veröffentlichung von persönlichen Statements in biographiegestützten Interviews und Fotos von Jüdinnen und Juden mit einem von ihnen individuell mit einem Anti-Antisemitismus-Statement gestalteten Demo-Plakat die unterschiedlichen Facetten von Antisemitismus sichtbar und erfahrbar gemacht.
Das Konzept für das Interview + Fotoprojekt hatte Sharon Adler Ende 2019 erarbeitet, unter dem direkten Einfluss des Attentats in Halle. Gefördert wurde es von der Amadeu Antonio Stiftung. 2020 wurden im Rahmen des Projekts zwölf Interviews geführt, die auf AVIVA-Berlin veröffentlicht sind. Der Fokus lag hier vor allem auf Berlin.

"JETZT ERST RECHT! Stop Antisemitismus in Dortmund"
Für Vielfalt, Toleranz und Demokratie

Im Jahr 2021 wird das Interview- + Fotoprojekt in Kooperation mit der Koordinierungsstelle Vielfalt, Toleranz und Demokratie auch in Dortmund durchgeführt: Denn auch in Dortmund zeigt die Bilanz antisemitischer Straftaten einen eklatanten Anstieg. So belegen Zahlen des im April 2020 veröffentlichten ersten Antisemitismusberichtes für Nordrhein-Westfalen für 2018 einen Zuwachs um 19,6%. Für das Jahr 2019 wurden 310 antisemitische Straftaten erfasst, davon sind 290 Straftaten der politisch motivierten Kriminalität rechts zuzuordnen.

Wie bereits in 2020 sollen abseits der Zahlen + Statistiken sollen Perspektiven und Forderungen von Jüdinnen und Juden selbst im Fokus stehen und sichtbar gemacht werden.
Denn anders als in anderen Projekten wurde und wird keine Außen-Sicht über Jüdinnen und Juden eingenommen. Basis war die Perspektive der Projektleiterin, der jüdischen Fotografin und Publizistin Sharon Adler, die der Künstlerin Shlomit Lehavi, die das Signet gestaltete, und die von Mara Adler, die an der Konzeption der Interviewfragen beteiligt war.

Das Interview- + Fotoprojekt "JETZT ERST RECHT! STOP ANTISEMITISMUS in Dortmund!" im Jahr 2021. Konzept, Ablauf und Hintergrundinfos

Geplant sind Interviews und Statements zum Thema "JETZT ERST RECHT! STOP ANTISEMITISMUS" sowie je ein Foto der Teilnehmer_innen.

Dazu Initiatorin Sharon Adler:

"Ich plane, in Bild + Text die Statements von Jüdinnen und Juden aus Dortmund zum Thema Antisemitismus abzubilden. Dazu möchte ich zunächst alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts einzeln und später in einem Gruppenfoto mit einem "Demo-Schild" fotografieren, auf dem ein Signet in Form eines Davidsterns aufgebracht wird. Unser Claim lautet: "JETZT ERST RECHT! STOP ANTISEMITISMUS". Das ergänzende, individuelle Statement auf dem Demo-Schild kommt dann jeweils von den Teilnehmenden selbst. Schwarz auf Weiß. Mit Edding oder einem anderen Material ihrer Wahl."

Das Demo-Plakat

Die Teilnehmer_innen können zwischen vier verschiedenen Signets für "ihr" Demo-Plakat wählen.

JETZT ERST RECHT-Stop Antisemitismus

"Auch die so entstandenen Demo-Schilder sind dabei wichtig in ihrer Wirksamkeit. Daher plane ich, auch sie zu fotografieren, und die Originale in Dortmund in einer Ausstellung zu zeigen."

Gestaltet wurde das Signet für das Demo-Plakat "JETZT ERST RECHT! STOP ANTISEMITISMUS!" von der Künstlerin Shlomit Lehavi.

MITMACHEN

Eingeladen, mitzumachen sind jüdische Menschen aller Generationen und Herkunft, die in Dortmund leben und/oder aktiv sind. Menschen, die sich beruflich gegen Antisemitismus positionieren ebenso wie Menschen, die von ihren persönlichen Erfahrungen mit Antisemitismus in Deutschland erzählen möchten. Die dazu beitragen wollen, dass diese Erfahrungen von Alltagsantisemitismus auch nicht-jüdischen Menschen bewusst werden. Menschen, die mit ihrem eigenen Statement ein sichtbares Anti-Antisemitismus-Zeichen schaffen wollen.

Die Interviews und Fotos

Abgebildet werden die Stimmen zu Antisemitismuserfahrungen, die wir in einem individualisierten Kurzinterview erfragen wollen.
Die Beantwortung der Interviewfragen erfolgt v.a. digital. Jedem Interview zugrunde liegt ein Vorab-Telefonat und Austausch mit der Projektleiterin in Berlin, Sharon Adler.

Inhaltlich beschäftigen sich die Fragen mit Antisemitismus-Erfahrungen in der Schule, den Universitäten oder Berufsleben, oder mit antijüdischen Klischeebildern, darunter besonders antisemitischen Verschwörungsmythen gegen Jüdinnen und Juden in Zeiten der Covid 19-Pandemie. Welche Forderungen möchten Jüdinnen und Juden an Zivilgesellschaft und Politik richten? In welchen Bereichen vermissen sie zivilgesellschaftliches Engagement, Solidarität oder Empathie? Und warum kommt es sogar schon unter Kindern und Jugendlichen zu antisemitischem Denken und Gewaltbereitschaft?
Was ist Ihre Strategie, um Antisemitismus zu bekämpfen?

Und nicht zuletzt: Wie würde Ihr Statement gegen Antisemitismus lauten, womit würden Sie unseren Aufruf "JETZT ERST RECHT! STOP ANTISEMITISMUS" auf dem Demo-Plakat ergänzen?

Die Veröffentlichung

Die Interviews werden auf AVIVA-Berlin, in der Rubrik "Jüdisches Leben, JETZT ERST RECHT! 2021", sowie auf der Homepage der Stadt Dortmund – Koordinierungsstelle Vielfalt, Toleranz und Demokratie veröffentlicht.

Die Ausstellung in Dortmund

Anlässlich des bundesweiten Jubiläumsjahres "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" sollen die gerahmten Fotos der Teilnehmenden mit Zitaten aus den Interviews sowie mit den Original Demo-Schildern mit Statements der Teilnehmenden vom 31.10.21 - 04.12.21 in einer Ausstellung in der Berswordt-Halle in Dortmund präsentiert werden.

Geplant ist eine Ausstellungseröffnung am 31.10.2021 sowie eine Abschlussveranstaltung Ende 2021 und eine Podiumsdiskussion mit Teilnehmenden und Repräsentant*innen der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund.

Datenschutz und Sicherheit

Der Aspekt der Sicherheit der Teilnehmer_innen wird aus den bekannten Gründen zu jeder Zeit mitgedacht. Daher werden auf den Plakaten und Interviewtexten auf Wunsch keine vollständigen Namen, sondern Namenskürzel verwendet.

Aufwandsentschädigung

Für den zeitlichen Aufwand der Teilnehmenden (z.B. Beantwortung der Interviewfragen, Zusendung einer Kurzbiographie, Beschriftung des Demo-Plakats) kann eine kleine Aufwandsentschädigung gezahlt werden.

Weitere, detailliertere Informationen zum Ablauf und zur Teilnahme an dem Interview- + Fotoprojekt "JETZT ERST RECHT! STOP ANTISEMITISMUS!"

Wer sich informieren und erfahren möchte, wie eine Teilnahme funktioniert, wo, bzw. wie Sie das Demo-Plakat erhalten, oder, wo und wann die Fotos angefertigt werden, ist herzlich eingeladen, für einen Austausch und Absprachen mit Sharon Adler direkt Kontakt aufzunehmen unter:

dortmund@aviva-berlin.de. Bitte senden Sie in Ihrer eMail bereits einige biographische Informationen/Eckdaten zu Ihrer Person mit.

Auf eine rege Beteiligung und Interesse am Foto- und Interviewprojekt "JETZT ERST RECHT" freuen wir uns!

Sharon Adler und Shlomit Lehavi

Konzeption, Projektleitung + Kooperationen

Konzeption und Projektleitung: Sharon Adler, AVIVA-Berlin
Künstlerische Leitung: Shlomit Lehavi

In Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund – Koordinierungsstelle Vielfalt, Toleranz und Demokratie



Partnerschaften

In Kooperation mit der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund, und der Amadeu Antonio Stiftung.



Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

> Lesen Sie hier die Interviews mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die im Jahr 2020 ihre Antisemitismuserfahrungen im Interview mit Sharon Adler auf AVIVA-Berlin geteilt haben, sowie ihre Statements gegen Antisemitismus. > AVIVA-Interview- + Fotoprojekt "JETZT ERST RECHT! STOP ANTISEMITISMUS!"

Copyright: Gestaltet wurde das Signet "JETZT ERST RECHT! STOP ANTISEMITISMUS!" von der Künstlerin Shlomit Lehavi. Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich nach vorheriger schriftlicher Anfrage und Genehmigung durch AVIVA-Berlin und die Stadt Dortmund – Koordinierungsstelle Vielfalt, Toleranz und Demokratie.


Über Sharon Adler, geboren 1962 in Berlin-West, 2. Generation, gründete 2000 das Frauen-Online-Magazin und Informationsportal AVIVA-Berlin, das sich für die Sichtbarmachung von Frauenbiografien, für interkulturelle Verständigung, und gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus einsetzt.
Dazu initiiert sie Schreib- und Dialogprojekte für jüdische Frauen aus aller Welt, wie "Jüdische Frauengeschichte(n) in Berlin - Writing Girls", "Lokale Geschichte_n", oder "Schalom Aleikum", das jüdische und muslimische Frauen in den Austausch brachte und vernetzte.
Neben ihrer Arbeit für AVIVA-Berlin arbeitet Sharon Adler seit mehr als 30 Jahren auch als Fotografin und hat beispielsweise die Konzeption und Fotoproduktion für den Bildband "Frauen und ihre Autos" realisiert, um mit Klischeebildern bei der Darstellung von Frauen in der Werbung aufzuräumen oder setzt seit mehreren Jahren die Motive für Kampagne "Diskriminierung hat viele Gesichter – Gleichbehandlung ist Ihr gutes Recht!" der Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung (LADS) in Berlin um.
Seit 2013 engagiert sie sich außerdem ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzende der Stiftung ZURÜCKGEBEN, Stiftung zur Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft.
Seit 2020 ist sie als Journalistin und Fotografin die Mitherausgeberin der Reihe "Jüdinnen in Deutschland nach 1945. Erinnerungen, Brüche, Perspektiven" im Deutschland Archiv Online der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.
2012 wurde sie mit dem Berliner Frauenpreis ausgezeichnet.
Seit 2015 arbeitet Sharon Adler mit Shlomit Lehavi in diversen Projekten zusammen.

Über Shlomit Lehavi: geboren 1965 in Tel Aviv, ist in einem Umfeld von Kunst und Kunstschaffenden aufgewachsen. Sie setzt sich interdisziplinär mit Formen des Zeitlichen auseinander: Vornehmlich arbeitet die Künstlerin mit Neuen Medien, interaktiven und site-specific Installationen. Die wechselseitige Beziehung zwischen kollektiver und individueller Identität in Raum und Zeit ist das Thema ihrer Arbeiten. Shlomit Lehavis Werke wurden und werden international ausgestellt (u.a. in New York, Berlin, Tel Aviv, Kopenhagen, Porto) und sind mehrfach ausgezeichnet. Shlomit Lehavi hat 20 Jahre in New York verbracht, wo sie sowohl ausgestellt als auch kuratiert hat. Sie hält den Master´s degree im "Interactive Telecommunications Program" der Tisch School of the Arts, New York University und erhielt diverse Förderungen, darunter die America-Israel Cultural Foundation fellowship, Outpost Cuts and Burns fellowship, und die Förderung der Stiftung ZURÜCKGEBEN und der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ). Ihre Installation "Time Sifter" wurde 2008 auf dem Digitalen Medienfestival "Future Places" in Portugal ausgezeichnet. 2012 wurde "Time Sifter" als erste von insgesamt sechs Positionen der dreiteiligen Ausstellungsserie "Time and Technology" bei ART LABORATORY BERLIN präsentiert. Seit 2014 lebt und arbeitet Shlomit Lehavi in Berlin, wo sie im Jahr 2015 ihre Video-Performance "Return/Partake-Episode 1" in der alpha nova-kulturwerkstatt & galerie futura gezeigt hat.
Seit 2015 arbeitet Shlomit Lehavi mit Sharon Adler in diversen Projekten zusammen.
Mehr Infos: www.shlomitlehavi.com




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Beitrag vom 11.01.2021

Sharon Adler