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Jüdisches Leben
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Beitrag vom 15.06.2012
26. Jüdische Kulturtage vom 16. – 26. August 2012
AVIVA-Redaktion
Die jüdische Kultur feiert in all ihrer Vielfalt. Mit Jazz, Soul, Pop, Rock, Weltmusik, Synagogaler Musik, Klassik, Comic, Literatur, Vorträgen, öffentlichen G`ttesdiensten und einem großen Fest...
... bieten die zehn Festivaltage eine wunderbare Gelegenheit so tief in die jüdische Kultur einzutauchen, wie auf keinem anderen Festival in Deutschland.
Es wird miteinander getanzt, gelacht, gelernt, gefeiert, sinniert, gegessen, geguckt, gelesen, diskutiert und gelauscht. Kurzum: miteinander gelebt. Und so wird aus bloßen Begegnungen ein miteinander teilen.
Die Musik
Avishai Cohen gilt als einer der größten Jazz-Bassisten nach Charles Mingus, Dave Holland und Charlie Haden. Der, aus der Nähe von Jerusalem stammende, Musiker hat bereits im Schatten von Chick Corea und Herbie Hancock gearbeitet. Dann zog er von New York zurück nach Israel und gründete sein eigenes Trio, das in kürzester Zeit zu den gefragtesten Formationen der Szene avancierte. Seine unverwechselbare musikalische Sprache ist tief emotional und virtuos. Er ist nicht nur ein begnadeter Bassist, ein visionärer Arrangeur und ein Bühnentalent, sondern auch ein begnadeter Sänger.
Die Zusammenarbeit des RIAS Kammerchores mit dem israelischen Dirigenten Ud Joffe entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer neuen Tradition im Bereich der synagogalen Musik. Sie knüpft an die großen Konzerte des Chores mit dem unvergessenen Kantor Estrongo Nachama an. In diesem Jahr wird die Begrüßung der Königin Schabbat mit einer Freitagabendliturgie des Komponisten Jakob Dymont gefeiert. Über 75 Jahre nach seiner ersten Aufführung kehrt eines der bedeutendsten Werke eines der Erneuerers der liturgischen Musik der 1930er Jahre, an den Ort seiner Uraufführung zurück.
Yemen Blues ist die Neuentdeckung der israelischen Musikszene des letzten Jahres. In kurzer Zeit spielte die Band auf renommierten Festivals in aller Welt und errang in Windeseile internationale Beachtung. Yemen Blues ist eine einzigartige Begegnung von traditionellen jemenitischen Melodien, Blues, Jazz und Funk. Auf westafrikanischen Wurzeln aufbauend und mit modernen Kompositionen gemischt, entsteht ein schier atemberaubendes Musikerlebnis aus komplexen Grooves gespielt in einer ungewöhnlichen Instrumentierung. So entsteht aus einer Fülle von Klängen eine Musikoase zwischen den Welten. Bei diesem Konzert trifft Yemen Blues erstmals auf die aus dem Senegal stammende Rapperin Sister Fa.
Im Rahmen des Themenjahres 250 Jahre Familie Mendelssohn veranstalten die Jüdischen Kulturtage gemeinsam mit der Mendelssohn-Gesellschaft ein Kammerkonzert im ehemaligen Stammhaus der Mendelssohn-Bank. In den Klavierquartetten Felix Mendelssohn Bartholdys und Robert Schumanns begegnen sich Werke dieser Komponisten-Freunde aus jeweils unterschiedlichen Phasen ihrer künstlerischen Laufbahn. Mit Judith Ingolfsson, Stefan Fehlandt, Stephan Forck und Vladimir Stoupel.
In Israel genießen Red Orbach und seine flauschigen Musikerfreunde Lefty, Poncho und Philip Kultstatus und haben ihre eigene TV-Show. Sie sind eine israelische Mischung aus den Muppets und South Park – haarig, bissig und derb. Die Puppen der Red Band stehen einer "normalen" Rockband in nichts nach – sie sind geboren für die Bühne. Ihre Live-Shows, die sie bisher schon nach Costa Rica, Spanien, die USA und Indien führten, sind große Unterhaltung – eine Mischung aus Rock`n`Roll-Geschichte und exzellenter Comedy.
Herrjemine! Potzblitz! Da schau her! Donnerwetter! All dies sind Umschreibungen für den jiddischen Ausdruck Oi Va Voi. Der Stilmix der Londoner Band ist so einzigartig wie wagemutig: Klezmer kombiniert mit coolen Clubsounds, traditionelle osteuropäische Musik und globale Rhythmen fusionieren mit Jazz, Rock, Hip Hop und Drum`n`Bass. Ein Abend voller musikalischer Überraschungen: träumerisch-melancholisch und mitreißend-groovend zugleich.
Jüdische KomponistInnen in Berlin – gestern und heute. In den 1920er Jahren, galt Berlin als die Hauptstadt der Musik – die Stadt zog KomponistInnen und MusikerInnen aus aller Welt an und wurde so zu einer Hochburg des kreativen Schaffens. Mit Machtübernahme der NationalsozialistInnen und dem Beginn der Verfolgung, verließen viele jüdische KomponistInnen das Land, wurden deportiert oder ermordet. Kolja Lessing stellt in diesem besonderen Konzert, Stücke jüdischer KomponistInnen aus fast 100 Jahren nebeneinander und zeigt damit die große ästhetische Vielfalt in der Musik jüdischer KomponistInnen, die allesamt in Berlin lebten und leben.
Das diesjährige Abschlusskonzert der Jüdischen Kulturtage ist ein bislang einmaliges Zusammentreffen dreier Ausnahmekünstler. Mit Omer Klein, Yaron Herman und Maurice El Médioni stehen erstmals drei der gefragtesten Crossover-Pianisten gemeinsam auf der Bühne. Gemeinsam mit einer hochkarätigen Band und Sängerin Karen Malka, steht das Konzert an zwei Konzertflügeln im Zeichen ineinanderfließender Spielweisen zwischen arabischer Poesie, modernem Jazzpiano, der warmen Stimme Karen Malkas und mit atemberaubenden Instrumentalisten.
Begegnungen und gesprochene Worte
Zum zweiten Mal widmen sich die Jüdischen Kulturtage einem Aspekt, der immanenter Teil jüdischer Kultur ist: dem Aspekt des Lehrens und Lernens. Mit der Vermittlung von Grundlagen, aber auch von speziellem Wissen, werden jüdische Kultur, Traditionen und ihre Wirkungen verständlicher. In diesem Jahr ist der weltweit lehrende Gelehrte David Solomon für zwei Vorträge zu Gast. Um die Menschen für das Lernen und den Lernstoff zu begeistern, hat David Solomon einen dynamischen Lehrstil entwickelt, der dem Zuhörer innerhalb von nur einer Stunde eine Gesamtübersicht und grundlegendes Verständnis über ein umfangreiches oder komplexes Thema gibt. Achtung: hier wird Wissensdurst geweckt!
Die Jüdischen Kulturtage 2012 führen den bereits begonnenen israelisch-iranischen Dialog von 2011 (Asher Reich / Said) fort. In diesem Jahr liegt mit den Ron Leshem (Israel) und Hamed Eshrat (Iran) der Fokus auf der jüngeren Generation der 20-40jährigen. Was bewegt diese Generation in beiden Ländern? Wovor haben junge Menschen in Israel und dem Iran Angst? Welche Interessen haben sie? Wie gehen junge Menschen mit dem rigiden System der Mullahs um, welche Formen wählen sie, um Verbote zu umgehen? Wie reagieren junge Menschen in Israel auf Militär und den alltäglichen Überlebenskampf im modernen Israel? Wie stehen sie zueinander – Israelis und Iraner? Der Abend wird von Shelly Kupferberg moderiert.
Am 12. Juni 1942, vor 70 Jahren, bekam Anne Frank ein Tagebuch geschenkt. Es machte sie später weltberühmt und zählt heute zu den meist gelesenen Büchern der Weltliteratur. In Erinnerung an sie lesen die Autorin Mirjam Pressler und Co-Autorin Gerti Elias, gemeinsam mit Anne Franks Cousin Buddy Elias im Anne Frank Zentrum, aus ihrem Buch "Grüße und Küsse an alle".
Die Ausstellung
"Der Gelbe Schein. Mädchenhandel 1860 bis 1930" ist ein Ausstellungsprojekt, das in einer Kooperation der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum mit dem Deutschen Auswanderhaus Bremerhaven entsteht. Es greift ein bislang ungeschriebenes und weitgehend unbekanntes Kapitel der europäischen Massenauswanderung auf. "Der Gelbe Schein", ein umgangssprachlicher Ausdruck für den Prostituierten-Ausweis im vorrevolutionären Russland, ist auch ein Symbol für die Zwangslage vieler junger Frauen in jener Zeit: Ein Umzug vom Schtetl in Städte wie Moskau oder St. Petersburg war Jüdinnen in Russland offiziell nur erlaubt, wenn sie sich als Prostituierte registrieren ließen.
Das Fest
Wegen des großen Erfolges in den vergangenen Jahren kommt wieder der "Shuk Ha` Carmel" in all seiner Vielfalt von 11-18 Uhr in die Fasanenstraße nach Berlin: berauschender Duft von exotischen Gewürzen und frischem Brot, ein Meer von Farben soweit das Auge reicht und mitreißende Musik – der "Shuk Ha` Carmel" ist der größte Markt in Tel Aviv. Hier wird mit Obst und Gemüse gehandelt, mit Kleidung, Kunst und Judaika. Hier wird gegessen und getrunken, hier trifft mensch FreundInnen und tauscht Neuigkeiten aus. Es wird ein rauschendes Fest, und alle sind herzlich eingeladen!
Offene Türen
BerlinerInnen und ihre GästInnen sind in der Langen Nacht der Synagogen wieder eingeladen, das religiöse Leben in den Synagogen kennen zu lernen, an der Hawdala-Zeremonie zum Schabbat-Ausgang teilzunehmen und ein vielfältiges Programm zu entdecken. Bei Führungen, Konzerten oder Gesprächen mit Gemeindemitgliedern bieten sich interessante Gelegenheiten, einen Einblick in den jüdischen religiösen Alltag in Berlin zu gewinnen.
Außerdem laden die Berliner Synagogen wieder herzlich ein, am 24. August an den Schabbat-G`ttesdiensten teilzunehmen.
Weitere Informationen und das vollständige Programm finden Sie unter:
www.juedische-kulturtage.org und auf Facebook
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
25. Jüdische Kulturtage. 8. - 18. September 2011
24. Jüdische Kulturtage - 26. August bis 5. September 2010
22. Jüdische Kulturtage - Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft
Jüdische Kulturtage 2009