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Beitrag vom 09.08.2008
Vienna´s Lost Daughters – ein Dokumentarfilm von Mirjam Unger
Sharon Adler
Wien in New York im Jahr 2007. Zwischen 60 und 70 Jahre alte Erinnerungen liegen zwischen dem Kindertransport von 1938/39. Einige der von Wien nach England verschickten jüdischen Mädchen leben...
...heute in New York. Die 1970 in Wien geborene Regisseurin Mirjam Unger hat mit diesem Film ein berührendes Portrait und eine Hommage an die Lebenden und Toten geschaffen.
Tosca in Vienna
Fünf alte Damen in New York erinnern sich an die dunkelste Zeit ihres Lebens – ihrer Kindheit in Österreich nach dem Einmarsch der Nazis. Einige von ihnen erzählen mit gebrochener Stimme davon, wie sie von ihren Familien getrennt wurden und was ihnen, ihren Familien und den anderen jüdischen Kindern widerfahren ist in der Shoah. Aber auch Alltagsprobleme von heute finden ihren Platz in dieser Dokumentation. Die Interviewten spielen vor der Kamera Bridge, hören Oper vom Band (die "Tosca"), lassen sich die Haare frisieren, oder backen Sachertorte nach dem Rezept der Mutter, die sie nie mehr wiedersehen konnten.
Gemeinsam ist den Protagonistinnen von Vienna´s Lost Daughters
die Liebe zu Wien und die schönen Erinnerungen an eine Vergangenheit, die sie teilen müssen mit dem Leid um das Schicksal ihrer getöteten Familien.
"Time heals wounds, but the wound is still there"
Anita, Dorit, Eva, Hennie, Lizzy, Susanne, Susy und Rosalie leben in New York, wo sie ihre Familien gegründet und ihre Leben aufgebaut haben. "Vienna´s Lost Daughters" sind als jüdische Mädchen in Wien groß geworden. Als die Nazis die Rassengesetze auch in Österreich umsetzten, wurden die Kinder 1938/39 mit einem Kindertransport nach England verschickt und haben so überlebt.
Die Erinnerungen an den Abschied und Neubeginn sind jeder von ihnen noch gegenwärtig.
Mit ergreifender Offenheit und mutiger Emotionalität zeigen sie der Regisseurin Mirjam Unger ihre privatesten Gefühle und teilen ihr und der Kamera ihre Gedanken mit, öffnen sich dem schmerzhaften Prozess des Erinnerns.
"Der Horror darf nicht alles zerstören" meint eine der Überlebenden oder "Das Beste ist, nicht geboren zu sein, aber das ist nur wenigen gegönnt" eine andere.
Gemeinsam ist diesen Frauen, dass sie ihr Schicksal gemeistert haben, sich in ihr neues Leben eingefunden und etwas Neues daraus gemacht haben, ohne ihre Vergangenheit vergessen zu haben.
Der Film, ursprünglich eine Auftragsarbeit, wurde bald zur persönlichen Herzensangelegenheit von Mirjam Unger, sie begab sich auf eine Recherchereise, die sie auch mit ihren eigenen Wurzeln und Geschichte konfrontierte. Ihre Großmutter lernte Unger nie kennen, diese konnte sich zwar mit ihrer Schwester nach Palästina retten, starb aber dort in einer Psychiatrie. Sie konnte es nicht verwinden, dass sie ihre Familie zurückgelassen hatte und selber am Leben war.
"Für mich, als Nachkommin, bedeutete die Auseinandersetzung mit der Geschichte der "Vienna´s Lost Daughters" Befreiung. Denn meine Großmutter landete aufgrund der Verfolgung in der Nazizeit in einer Nervenheilanstalt. Die Damen des Films zeigten mir trotz Holocaust einen im Alltag mutigen, schönen und positiven Lebensweg."
Mirjam Unger, Wien, Oktober 2006
AVIVA-Tipp: Berührend, eindringlich und ganz dicht dran zeichnet die Regisseurin Mirjam Unger ein Bild einer Generation, deren Wunden nicht verheilt sind. "Vienna´s Lost Daughters" ist eine sensible Dokumentation des Schicksals von acht starken alten Damen und ihren Familien – stellvertretend für die, die den Terror der Nazis nicht überlebt haben.
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Vienna´s Lost Daughters
Österreich 2007
Regie: Mirjam Unger
87 Min., OmU
Verleih: Polyfilm
Starttermin: 31.7.2008
Weitere Infos unter:
www.viennaslostdaughters.at
und
www.kindertransport.org