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Beitrag vom 21.10.2010
Interview mit der Alin Coen Band
Lisa Erdmann
Die Songs der in 2007 in Weimar gegründeten, vierköpfigen Band rund um Frontfrau Alin Coen lassen die Welt stillstehen. Mit kluger, kitschfreier Poesie erzählen die Titel des Debütalbums...
..."Wer Bist Du?" von den Höhen und Tiefen des Lebens und verzaubern die Hörerin mit bittersüßer Melancholie. AVIVA-Berlin traf die vier MusikerInnen zum Interview und sprach mit ihnen über ihre Wege zur Musik, die Entstehung ihrer Songs und über das ganz besondere Sprachgefühl der Frontfrau.
Alin Coen: "Wenn ich allein schreibe, spiele ich so lange Gitarre und singe irgendwelche Worte, bis ein Satz mit einer Melodie dabei raus kommt."
AVIVA-Berlin: Hallo ihr Vier. Vor einigen Wochen ist euer fabelhaftes Debütalbum "Wer Bist Du?" erschienen. Viele eurer Songs scheinen sich dem Ver- und Entlieben zu widmen, der Titelsong klingt sogar ein bisschen nach Selbstfindung. Woher kommen die Ideen zu den Texten, welchen persönlichen Bezug habt ihr zu euren Liedern?
Alin Coen Band, Alin: Der Titelsong ist inspiriert von einer Person, die ich in Australien kennen lernte, die unglücklich war, weil sie das Gefühl hatte, sich nicht verwirklichen zu können. Sie war in ihrem Beruf unterfordert und dachte, sie könne nichts an ihrer Situation ändern. Im Lied "Wer bist du?" geht es für mich darum, zu erkennen was man selber will und sich zu kümmern, die Dinge, die einem wichtig sind, in die Tat umzusetzen.
AVIVA-Berlin: Wie entstehen denn eure Songs? Ist es die Melodie, die euch zuerst in den Sinn kommt, oder ist der Text die Basis?
Alin Coen Band, Alin: Wenn ich allein schreibe, spiele ich so lange Gitarre und singe irgendwelche Worte, bis ein Satz mit einer Melodie dabei raus kommt. Auf diesem Satz baue ich den Text auf. So ein Lied lässt sich vom Musikalischen dann relativ schnell fertig machen, an den Texten sitze ich oft länger. Wenn wir als Band schreiben, arbeite ich erstmal mit mehr oder weniger sinnfreiem Text und muss dann Hausaufgaben machen, da das Texten mir alleine überlassen wird. Ich bin aber zur Zeit sehr von der Idee begeistert, dass ich das Texten an Poet(inn)en abgebe. Bei einem unserer neuen Lieder hat eine Freundin aus Paris den französischen Text zu diesem Lied geschrieben.
AVIVA-Berlin: Wie kamt ihr Vier denn eigentlich zur Musik? Und wie habt ihr euch als Band zusammengefunden? Welche musikalischen Einflüsse hattet ihr?
Alin Coen Band, Alin: Zur Musik sind wir alle schon als Kinder gekommen. Jan hat mit acht Gitarrenunterricht bekommen, Fabian hat, seitdem er sechs ist, Klavier gelernt und im Knabenchor gesungen, Philipp hat als Kind Cello gelernt und bei mir gab es auch Klavierunterricht und Schulchor seitdem ich sechs bin. Als Band haben wir uns in Weimar gefunden, wo wir alle studierten. Jan habe ich auf seinem Poster gesehen, seine Telefonnummer herausgefunden und ihn gefragt, ob ich für ihn Vorband spielen kann. Von da an, haben wir viel als Duo gespielt. Philipp war der Freund einer Freundin. Ich habe ihn bei den Jazz Sessions spielen gehört und auch mit ihm dann eine Weile als Duo gespielt. Fabian war mein Mitbewohner. Irgendwann gab es eine Auftrittsmöglichkeit und ich habe die drei gefragt, ob wir das zu viert machen wollen und das ging sehr gut.
AVIVA-Berlin: Wie würdet ihr eure Musik denn selbst beschreiben? Welches Gefühl möchtet ihr euren HörerInnen mit euren Songs vermitteln?
Alin Coen Band, Alin: Die meisten Lieder gehören wohl in die Sparte Singer/Songwriter. Nur die neuen Sachen, die fallen etwas aus dem Rahmen. Wir denken beim Songs schreiben nicht so darüber nach, wer die Musik dann eines Tages mal hören wird. Aber wenn, dann wollen wir unserem Publikum natürlich nur positive Gefühle vermitteln.
AVIVA-Berlin: Alin, manche eurer Songs singst du auf Englisch, manche auf Deutsch. Wonach entscheidest du, in welcher Sprache du die Texte vertonst? Gibt es schon Pläne auch mal einige Songs auf Spanisch, der Muttersprache deines Vaters zu singen?
Alin Coen Band, Alin: Ich habe gar nicht das Gefühl, dass ich da irgendetwas entscheide, sondern das ist eine Sache, die normalerweise sofort klar ist. Das ist vermutlich eine unbewusste musikalische Entscheidung. Ich werde bestimmt bald auch Lieder auf Spanisch singen. Es fühlt sich nämlich enorm gut an, auf Spanisch zu singen.
AVIVA-Berlin: Hat jede/r von euch einen persönlichen Lieblingssong auf dem Album? Wenn ja, welchen und warum?
Alin Coen Band, Jan: "Hold". Es tänzelt.
Fabian: Ich habe keinen Lieblingssong aber sehr gut gelungen sind "Halo" und "Same Boat". Sie spiegeln das Feinfühlige aber auch Spannungsreiche des Albums gut wieder.
Alin: Bei mir hat jeder Song zu irgendeinem Zeitpunkt mal eine Art Verliebtheit in die Musik ausgelöst, sonst hätte ich die Lieder nicht fertig geschrieben. Ich kann da gar kein Ranking machen.
AVIVA-Berlin: Gibt es KünstlerInnen, die euch besonders inspirieren? Mit wem würdet ihr gerne mal zusammenarbeiten?
Alin Coen Band, Fabian: Ich bin mit Klassik groß geworden aber Radiohead ist die Band die mich am längsten begleitet. Jack DeJohnette war der Trommler der mich zum Trommeln gebracht hat und Brian Blade einer, der mich inspiriert hat. Sehr gerne zusammenarbeiten würde ich z.B. mit Bobby McFerrin, Björk oder Nikolaus Harnoncourt.
Jan: Inspiriert bin ich z.B. von Captain Beefheart ohne mit ihm zusammenarbeiten zu wollen. Gern einmal zusammenarbeiten möchte ich eher mit Miss Emily Brown oder Wooden Peak.
Alin: Die letzten beiden sind Bands aus unserem direkten Umfeld. Ich kann mir eine Zusammenarbeit auch am ehesten mit Leuten vorstellen, zu denen man Kontakt hat. Die Künstler, die mich inspirieren, hebe ich gerne auf einen hohen Sockel, und eine Zusammenarbeit steht außer Frage. Neulich haben wir Bugge Wesseltoft getroffen. Mit dem würde ich gerne mal zusammenarbeiten, die Künstlerin Sidsel Endresen, mit der er viel zusammen produziert hat, befindet sich bei mir aber auf besagtem Sockel.
AVIVA-Berlin: Alin, du hast in Weimar Umweltschutztechnik studiert. Wie kam es zu der Entscheidung für diesen Studiengang?
Alin Coen Band: Es gab nach der Schule zwei Sachen, die mich so begeisterten, Musik und Naturwissenschaften. Mathe und Physik fand ich in der Schule schon gut und wollte in dem Bereich noch mehr lernen. Bei der Musik habe ich gespürt, dass ich die eh verfolgen würde, bei den Naturwissenschaften, wusste ich, dass ich dafür Anleitung bräuchte. Ich habe mich also zuerst für Medizin entschieden, und dann festgestellt, dass ich nicht Ärztin werden wollte. Meine nächste Vorstellung war es dann, Ingenieurin zu werden. Meinen Bachelor habe ich schon und ein Master in Wasser-Ressourcen-Management liegt noch vor mir. Aber beim Studium habe ich gemerkt, dass die Musik zu kurz kam. Also mache ich jetzt erstmal eine Weile nur Musik.
AVIVA-Berlin: Wie entstand euer Entschluss, euer eigenes Label "Pflanz Einen Baum" zu gründen? Was hat es mit dem Namen auf sich?
Alin Coen Band, Alin: Jan und ich schleppen die Idee eigentlich schon seit Jahren mit uns rum. Jetzt war gerade ein guter Zeitpunkt und ein guter Anlass ein eigenes Label zu gründen. Der Name ist der Titel und Text eines Metal-Songs, den wir mal zum Spaß zusammen mit dem Lied "Augensalat" geschrieben haben. Dieser Name ist also aus einem Scherz heraus entstanden. Auf der anderen Seite gefällt mir aber auch, wie viel man in diese Worte hineindeuten kann.
AVIVA-Berlin: Eure Tour neigt sich nun langsam dem Ende, welche Pläne habt ihr für die Zukunft? Seid ihr schon dabei, an einem zweiten Album zu arbeiten?
Alin Coen Band, Alin: Wir arbeiten auf alle Fälle schon an neuen Songs und haben ganz große Lust ein zweites Album anzugehen. Wir reden in unseren Proben schon viel darüber und planen, wie wir es diesmal machen werden. Fest steht, dass wir im März und April wieder auf Tour sind. Für alle, die es also nicht geschafft haben, dieses Jahr bei unseren Konzerten dabei zu sein, gibt es noch Aussichten auf nächstes Jahr.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Interview!
Die Alin Coen Band im Netz: www.alincoen.com
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