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Interviews
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Beitrag vom 14.06.2009
Interviews zur Art...Essenz No. 11
Adler, Horst
Drei auf der Kunstmesse vertretene Künstlerinnen und die Geschäftsführerin - Tonia R. Alvarez, Mareike Felsch, Petra Maria Kessler und Cerry Reiche sprechen über ihre Arbeit, Herausforderungen..
... und Inspirationen.
Die "Art... Essenz 11" fand statt vom 07. - 09. August 2009 im Sony Center am Potsdamer Platz. Jedes Jahr bietet sie Kunst von 50 bildenden KünstlerInnen: keines der Werke kostet mehr als 100 Euro. Alle KünstlerInnen sind auf der Messe anwesend - so können interessierte BesucherInnen in einen direkten Dialog treten und mehr über die Hintergründe der Arbeit erfahren. Die Kunstmesse wirkt auch als Plattform für die KünstlerInnen. Hier werden Netzwerke geschaffen und Inspirationen geweckt. Die "Art...Essenz" ist ein farbenfrohes Erlebnis: Radierungen, Skulpturen, Malereien, Scherenschnitte, Fotografien, Collagen und vieles andere mehr gilt es hier zu entdecken.
Drei der vertretenen Künstlerinnen und die Geschäftsführerin im Interview mit AVIVA-Berlin:
Tonia R. Alvarez: Malerei: "Madame, Cocottes, Rebellinnen...alle Arten von Frauen"
Tonia R. Alvarez wurde 1965 in Asturias / Spanien geboren und war Meisterschülerin bei Hermann Kaubisch.
Im Mittelpunkt von Tonia R. Alvarez´ Schaffen stehen verschiedene Facetten von Weiblichkeit. Mit eindringlichem Blick und einer stilistischen Orientierung an der klassischen Moderne erinnert die Künstlerin mit ihren Frauenportraits an Damen, Cocottes und Rebellinnen längst vergangener Zeiten.
Interview mit Tonia R. Alvares
AVIVA-Berlin: Worin sehen Sie die Chancen der "Art...Essenz" für die beteiligten KünstlerInnen?
Tonia R. Alvares: Sie ist eine gute Möglichkeit, interessante Menschen kennen zu lernen und neue Kunden zu bekommen.
AVIVA-Berlin: Wie würden Sie Ihre Kunst beschreiben?
Tonia R. Alvares: Pastell, Tusche, Aquarelle und Skizzen sind meine Welt. Die Frauenbildnisse in meinen Werk sind vielschichtig. Besonders wichtig ist mir Humor und mein Bedürfnis nach Schönheit.
AVIVA-Berlin: Was inspiriert Sie?
Tonia R. Alvares: Die Menschen, das Leben, die Vergangenheit, die Schönheit der klassischen Künstler.
AVIVA-Berlin: Was fordert Sie heraus?
Tonia R. Alvares: Die Malerei ist mein Leben, ich male mit Leib und Seele.
AVIVA-Berlin: Ihre aktuellen und/oder geplanten Projekte?
Tonia R. Alvarez: Ein Atelier auf machen, viele Projekte verwirklichen, und am Ende des Sommers eine Ausstellung zu machen. Internetprojekte zu verwirklichen.
Weitere Infos unter: http://trantonia.blogspot.com
Mareike Felsch: Malerei, Collage: "Collagenbilder".
Mareike Felsch wurde 1965 in Kiel geboren. In Berlin absolvierte sie eine Ausbildung zur Mode-Designerin und machte sich mit ihrem eigenen Label selbständig. Seit 2004 ist sie als freie Künstlerin tätig.
Sie erstellt Collagen aus Gebrauchsartikeln wie Geschenkpapier, Servietten, bedruckten Taschentüchern und Pflanzenbüchern, die sie mit Acryl- und Aquarelltechnik zu märchenhaften Phantasielandschaften werden lässt, die an Kinderbücher oder -träume erinnern.
Interview mit Mareike Felsch
AVIVA-Berlin: Worin sehen Sie die Chancen der "Art...Essenz" für die beteiligten KünstlerInnen?
Mareike Felsch: In erster Linie, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und auf sich aufmerksam zu machen. Im letzten Jahr war ich zum ersten Mal als Ausstellerin dabei, und hatte wirklich sehr viel positive Resonanz und auch wunderbar viele Verkäufe.
Durch das internationale Publikum hängen jetzt meine Bilder an den unterschiedlichsten Punkten auf der Welt und das ist ein schönes Gefühl.
AVIVA-Berlin: Wie würden Sie Ihre Kunst beschreiben?
Mareike Felsch: Ich fertige Collagen-Bilder, verwende dafür Fragmente aus Servietten und verbinde dies mit Malerei. Meine Bilderwelten erinnern an Träume oder fast vergessene Kinderbücher, sind vielleicht auf den ersten Blick auch Kitsch, aber spielen immer mit der Irritation. Sie haben Ironie und Humor und gleichzeitig etwas sehr Leichtes, Verzaubertes. Sie verführen zu einem kurzen Verweilen, einem Lächeln oder einfach einer kleinen Pause in einer scheinbar heilen Welt.
AVIVA-Berlin: Was inspiriert Sie?
Mareike Felsch: Wie viele Künstler eigentlich alles. Die Natur, Großstädte, Menschen, Reisen, Gespräche, Musik, Gegensätze und natürlich auch immer wieder Kunstgenuß in Form von Ausstellungen, Museen, Theater, Filmen...Also das Leben an sich.
AVIVA-Berlin: Was fordert Sie heraus?
Mareike Felsch: Die Leichtigkeit beim Schaffen zu bewahren. Trotz steigendem Erfolg und immer mehr Optionen, auszuwählen und bei mir zu bleiben.
AVIVA-Berlin: Ihre aktuellen und/oder geplanten Projekte?
Mareike Felsch: Seit letztem Jahr bin ich Mitglied im internationalen Künsternetzwerk el-drac mit Sitz in Spanien.
Dadurch habe ich im Juni/Juli eine Ausstellung in einem spanischen Museum in Benicarlo, im Anschluß mache ich mit bei der "la vuelta del arte" in El Maestrazgo, SP und es sind weitere internationale Ausstellungen in der Planung, von Rumänien bis Oslo.
Ansonsten bin ich im Sommer in Berlin vertreten auf der open air gallery/ Oberbaum-brücke Anfang August der auf der Kunstallee in Potsdam Ende Juli. Und natürlich auf der ART...ESSENZ!
Weitere Infos unter: www.mfelsch.com
Petra Maria Kessler: Grafik, Siebdruck, Fotografie: "Menschen unterwegs in Berlin"
Petra Maria Kessler studierte Design und Grafik und ist freiberuflich in Berlin tätig. Seit 2000 zusätzliche intensive Beschäftigung mit Siebdruck, Fotografie und Malerei.
Berlin ist eine Stadt der Kontraste auf engstem Raum. Im Mittelpunkt der Siebdrucke, Fotos und Grafiken Petra Maria Kesslers steht die Beschäftigung mit diesen Gegensätzen. Anhand von Metrostationen als Dreh- und Angelpunkte für Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sozialisation beleuchtet sie den Alltag in der Großstadt abseits der gängigen Tourismus-Routen.
Interview mit Petra Maria Kessler
AVIVA-Berlin: Worin sehen Sie die Chancen der "Art...Essenz" für die beteiligten KünstlerInnen?
Petra Maria Kessler: Die "Art...Essenz" bietet den KünstlerInnen die Möglichkeit, ihre Kunst dem Publikum näher zu bringen. Der offene, jedoch anspruchsvolle Marktcharakter bietet den Besuchern die Möglichkeit, spontan, ohne Galerie-Schwellenangst, sich der Kunst zu nähern, sich inspirieren zu lassen und mit den Künstlern direkt ins Gespräch zu kommen. Für die KünstlerInnen ist der direkte Kontakt zum Publikum wichtig, Feedback, Kritik sind belebend und können sich konstruktiv auf das Schaffen auswirken.
Und nicht zu vergessen: Kunst kann auch bezahlbar sein. Werke bis 100 Euro werden angeboten. Und so findet schnell ein Kunstwerk einen neuen begeisternden Besitzer.
AVIVA-Berlin: Wie würden Sie Ihre Kunst beschreiben?
Petra Maria Kessler: Schwere Frage – über die eigene Kunst zu schreiben. Was ist schon Kunst?
Ich beschäftige mich seit Jahren intensiv mit Siebdruck. Ich drucke meine Arbeiten selbst. Die Schablonen für meine Siebdrucke sind entweder gemalt oder es werden Fotos, die zum größten Teil auch von mir aufgenommen wurden, verwendet. Das Besondere an meiner Arbeit ist, dass das Drucken kein monotoner Vorgang ist, es entstehen keine großen Auflagendrucke. Das Sieb wird nicht fest montiert, es wird von mir oft beweglich, als "verlängerter Pinsel" eingesetzt. Verschiedene hergestellte Schablonen werden kombiniert, z.B. eine Fotoschablone und eine gemalte Schablone. Farben werden während des Druckvorganges gewechselt. Dadurch entstehen nur kleine Serien, meist jedoch Unikate.
Inhaltlich haben mich schon immer figurative Bildthemen interessiert, die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur in einem spannungsreichen Umfeld.
AVIVA-Berlin: Was inspiriert Sie?
Petra Maria Kessler: Für mich ist es "das Alltägliche", in dem Alltäglichen - das Besondere zu finden - das finde ich inspirierend. So finde ich meine Bildthemen oft in Berlin, in der Stadt in der ich lebe.
Im Mittelpunkt vieler Fotos und Siebdrucke stehen Metrostationen, als Dreh- und Angelpunkte für Menschen unterschiedlichster Herkunft und Sozialisation.
Mich interessieren diese stark frequentierten Orte ebenso, wie auch die stillen vergessenen Winkel der Stadt, das Spannungsfeld zwischen Hektik und Ruhe - der Mensch im Rhythmus der Stadt.
Gerade Berlin ist durch die ganz eigene Geschichte einer ehemals geteilten Stadt und der quirligen multikulturellen Szene eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für mich.
AVIVA-Berlin: Was fordert Sie heraus?
Petra Maria Kessler: Genau das fordert mich heraus!
AVIVA-Berlin: Ihre aktuellen und/oder geplanten Projekte?
Petra Maria Kessler: Aktuell beteilige ich mich an einer Ausstellung, in der unterschiedliche Positionen zum Siebdruck gezeigt werden. Die Ausstellung "Roter Schuh auf blauem Grund" – Acht Positionen zum Siebdruck ist in der Galerie Forum Amalienpark vom 27.6.-1.8.09 zu sehen.
Inhaltlich werde ich mich weiter mit dem Thema Menschen in der Großstadt – "der Einzelne in der Masse" auseinandersetzen.
Ein weiteres Projekt ist gemeinsam mit der Designerin Ina Kerkhoff in Arbeit. Ausgewählte Siebdruckmotive von mir werden auf "Apfelsina" Umhänge- und Ticket-Taschen, gedruckt. Jede Tasche aus der "Kollektion Berlin" wird individuell entworfen und in Berlin in Kleinserie handgenäht.
Cerry Reiche: Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft Sony Center GbR
Seit August 1999 im Sony Center am Potsdamer Platz für Events und Marketing zuständig. Seit 01.01.2000 Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft Sony Center GbR.
Interview mit Cerry Reiche
AVIVA-Berlin: Woher kommt die Idee hinter der "Art...Essenz"?
Cerry Reiche: Wir möchten Menschen für zeitgenössische Kunst begeistern und das Sony Center in seiner außergewöhnlichen Architektur als kommunikatives Forum dafür öffnen. Knapp 50 internationale Künstler ganz unterschiedlicher Stilrichtungen präsentieren sich hier drei Tage und stellen ihre Kunst persönlich vor. Zum Teil fungieren die Verkaufsstände auch als Atelier, da Kunstwerke vor Ort produziert werden. In der ungezwungenen, lebendigen Atmosphäre der ART...ESSENZ können die Besucher eventuelle Berührungsängste überwinden und mit den Künstlern ins Gespräch kommen und dadurch mehr über die Techniken, Prozesse und kreativen Kräfte erfahren, die zur Entstehung eines Kunstwerks beitragen.
AVIVA-Berlin: Gewöhnlich wird mit Kunst Wert assoziiert. Warum verkaufen Sie Kunst zu erschwinglichen Preisen?
Cerry Reiche: Die zeitgenössischen Werke aus allen bildnerischen Sparten - von Malerei über Grafik und Fotografie bis hin zu Collagen, Objekten und Skulpturen - werden eigens für die ART...ESSENZ produziert. Die Herstellung von Unikaten, limitierten Auflagen und Multiples ermöglichen es, hochwertige Kunst im Sony Center zu erschwinglichen Preisen anzubieten.
AVIVA-Berlin: Wie wird das Konzept angenommen?
Cerry Reiche: Das Konzept wird sowohl von den Künstlern als auch vom Publikum sehr gut angenommen. Für die Künstler ist die ART...ESSENZ ein idealer Ort, um Kontakte untereinander und zu potentiellen Käufern zu knüpfen. Andererseits nutzen die Besucher, vom Kunstkenner bis zum Kunst-Einsteiger, die Gelegenheit, die Künstler persönlich kennen zu lernen. Sie sind begeistert über die Möglichkeit, hochwertige Kunst zu einem guten Preis erwerben zu können.
AVIVA-Berlin: Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bezüglich der Realisierung?
Cerry Reiche: Die Zahl der Bewerbungen steigt von Jahr zu Jahr. Leider können wir nur eine begrenzte Anzahl von Künstlern teilnehmen lassen. Die Auswahl ist daher eine schwierige Aufgabe und bei manchen Bewerbern fällt es uns besonders schwer, absagen zu müssen.
AVIVA-Berlin: Was sind die Aufgaben und Projekte der Werbegemeinschaft Sony Center GbR, deren Geschäftsführerin Sie sind?
Cerry Reiche: Wir wollen das hervorragende Image des Sony Centers weiter stärken. Besonders gelingt uns das mit Veranstaltungen, die sowohl Berlinern als auch Touristen gefallen. Neben der Art...Essenz organisieren wir weitere außergewöhnliche, jährlich stattfindende Events, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Die "Lesungen in den Jurten" im Januar und "Herzgrün – Liebeslieder im Gewächshaus" im Frühling haben eine große Fangemeinde gewonnen. Unsere Veranstaltungen sind grundsätzlich kostenlos für die Besucher und können in dieser Hinsicht als Geschenk an Berlin und unsere Besucher verstanden werden.
Kunstmesse ART...ESSENZ No. 11 – Kunst bis 100 Euro
Weitere Infos unter: www.artefakt-berlin.de/projekt_artessenz