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Beitrag vom 22.04.2015
Interview mit Maria Sharapova
Sylvia Rochow
Die Russin Maria Sharapova ist einer der absoluten Superstars des Frauentennis. Sie wurde 1987 im westsibirischen Njagan geboren und ging schon als Kind nach Florida, um die besten Bedingungen...
... für eine Tenniskarriere zu haben.
Jahrelang trainierte sie dort in der berühmten Akademie von Nick Bollettieri. Ihren ersten Grand Slam-Titel gewann Sharapova 2004 in Wimbledon, es folgten die US Open (2006), die Australian Open (2008) und die French Open (2012, 2014). An der Spitze der Tennis-Weltrangliste stand sie erstmals im August 2005. Vor ihrem ersten Match in Stuttgart traf sich AVIVA mit der Sportlerin zum Gespräch.
AVIVA-Berlin: Sie kommen als Titelverteidigerin zum Porsche Tennis Grand Prix, haben bereits dreimal in Folge in Stuttgart gewonnen. Macht es das etwas einfacher für Sie, zu einem Turnier zu kommen, von dem Sie wissen, dass es hier immer gut für Sie gelaufen ist?
Maria Sharapova: Ja, ganz sicher. Es ist natürlich sowieso immer schön, an einen Ort zurückzukommen, an den man gute Erinnerungen hat, wo man schon erfolgreich war. Aber hier ist es doch noch etwas spezieller. Ich habe in Stuttgart einige der besten Matches meiner ganzen Karriere gespielt. Bis vor einigen Jahren bin ich hier ja gar nicht angetreten, weil das Turnier eigentlich nicht so gut in meinen Zeitplan passt. Aber seit ich den Porsche Tennis Grand Prix 2012 zum ersten Mal gespielt habe, habe ich ihn jedes Jahr gewonnen und hoffe natürlich, dass mir das auch in diesem Jahr wieder gelingt. Trotzdem muss ich natürlich auch jetzt wieder bei null anfangen und weiß, dass es bis zum nächsten Titel noch ein langer Weg mit vielen harten Matches ist.
AVIVA-Berlin: In Stuttgart wird auf Sand gespielt, ein Belag, der Ihnen bis vor einigen Jahren nicht besonders gut lag. Was haben Sie geändert?
Maria Sharapova: Es stimmt, Sand war immer die größte Herausforderung für mich. Aber das hat mich auch besonders motiviert, an mir zu arbeiten und dahin zu kommen, dass ich mich auch auf die Sandplatzsaison freue. Das ist mir über die letzten Jahre ganz gut gelungen.
AVIVA-Berlin: Haben Sie in diesem Zusammenhang etwas an Ihrem Spiel gezielt verändert?
Maria Sharapova: Es ist glaube ich kein großes Geheimnis, dass ich mich physisch deutlich verbessert habe, und das hilft auf einem langsameren Belag wie Sand natürlich. Ich habe nicht nur an meiner Beweglichkeit auf dem Platz gearbeitet, sondern auch insgesamt an meiner Konzentrations- und Regenerationsfähigkeit. Vor vielleicht sechs Jahren brauchte ich noch viel länger, um mich beispielsweise von einer harten Dreisatz-Partie zu erholen. Heute macht mir das nicht mehr so viel aus. Ich muss mir auch keine Energie mehr aufsparen sondern weiß, dass, selbst wenn ich schon früh in einem Turnier ein anstrengendes Match spielen muss, ich es immer schaffe, mich für die nächste Runde gut zu erholen. Außerdem spielt Geduld auf Sand eine große Rolle. Das ist etwas, das ich lernen musste, was mir früher fehlte. Es geht eben nicht mit ein paar schnellen Punkten, sondern ich muss mir dessen bewusst sein, dass es ein Ballwechsel mit drei Schlägen, sechs Schlägen oder auch mal 10 Schlägen sein kann.
AVIVA-Berlin: Die ehemalige Profispielerin Chris Evert (USA) gilt als echte Sandplatz-Legende. War sie auch ein Vorbild für Sie?
Maria Sharapova: Ich habe sie sehr verehrt und viele ihrer Matches geschaut, als ich ein Kind war und gerade mit dem Tennisspielen begonnen habe. Aber ich würde das nicht auf ihre Erfolge auf Sand reduzieren, sie hat viel Großartiges in ihrer Karriere erreicht, das ich auch gerne erreichen würde. (lacht) Ich habe viele verschiedene Spielerinnen und Spieler bewundert, alle für ihre jeweiligen Stärken, und Chris Evert war definitiv eine davon.
AVIVA-Berlin: Sie konnten zum Fed Cup-Halbfinale gegen Deutschland verletzungsbedingt nicht antreten, Russland hat dennoch gewonnen. Wissen Sie schon, ob Sie im Finale gegen Tschechien spielen werden?
Maria Sharapova: Nun, bis dahin sind noch mehr als sechs Monate Zeit. Das Halbfinale hätte ich sehr gerne gespielt, es fand in Sotchi statt, dort bin ich aufgewachsen und habe zum ersten Mal einen Tennisschläger in der Hand gehalten. Das wäre etwas ganz Besonderes gewesen. Das Finale findet genau in dem Zeitraum statt, in dem ich normalerweise Pause vor der neuen Saison mache. Wir haben nicht viele Pausen, und ich weiß, dass das nächste Jahr sehr anspruchsvoll wird, zum Beispiel mit den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Ich muss mir das daher sehr genau überlegen und werde mich wahrscheinlich nach Wimbledon mit unserer Teamchefin Anastasia Myskina zusammensetzen.
AVIVA-Berlin: Sie sind eine der erfolgreichsten aktiven Spielerinnen, die Nummer 2 der Welt, werden überall erkannt, bei jedem Turnier dreht sich alles um Sie. Spüren Sie dadurch einen besonderen Druck?
Maria Sharapova: Nein, eigentlich nicht. Ich empfinde das eher als ein Privileg, selbst in der Situation zu sein, in der alle anderen sein wollen, zum Beispiel, dass Dich jede schlagen will. Das bedeutet doch, dass Du etwas richtig machst und richtig gemacht hast, um überhaupt in diese Lage zu kommen. Aber doch, natürlich spüre auch ich manchmal ein bisschen zusätzlichen Druck. Wenn ich zum Beispiel gegen eine Gegnerin spiele, die das Turnier wahrscheinlich nicht gewinnen wird, aber für die sich ein Sieg gegen mich eben anfühlt wie ein eigener Turniersieg. Das ist schon eine besondere Herausforderung – aber genau diese Herausforderungen und dieser Konkurrenzkampf sind es, die mir am Tennis am besten gefallen.
AVIVA-Berlin: Sie sind seit mittlerweile 13 Jahren auf der WTA-Tour unterwegs. Gibt es da noch irgendetwas, das Sie überraschen kann?
Maria Sharapova: Am meisten überrascht mich eigentlich, dass ich das, was ich tue, immer noch so sehr liebe, auch mit inzwischen 28 Jahren. Das hätte ich, wenn ich an meine Teenager-Zeit zurückdenke, damals nie für möglich gehalten, dass ich so lange spielen würde. (lacht) Immer noch hier zu sein, immer noch motiviert zu sein, es immer noch genauso zu genießen, auf den Court zu gehen und ständig weiter an mir zu arbeiten – auch wenn es sich nicht immer im Match bezahlt macht und zu einem Sieg führt – das überrascht mich wirklich. Ich spüre nach wie vor jeden Morgen die Motivation und das Verlangen, mein Tennis zu verbessern. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!
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Copyright Foto und Text: Sylvia_Rochow