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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 03.08.2008


Die jüdische Schriftstellerin Ruth Weiss im Portrait - Meine Schwester Sara und Mitzis Hochzeit
Sharon Adler

1924 in Fürth geboren, emigrierte Ruth Weiss 1936 mit ihrer Familie nach Südafrika. Erst spät begann sie Romane zu schreiben, darunter "Die Nottaufe" und "Der Judenweg", erschienen im Mosse Verlag.




Ruth Weiss ist eine unermüdliche Schreiberin, vor allem Autobiographisches verarbeitet sie in ihren Romanen, Erzählungen, Sach- und Kinderbüchern. Virtuos lässt sie dreißig Jahre südafrikanische Geschichte lebendig werden oder dokumentiert das Schicksal von Daniel Löw und seinen Nachkommen im 17. und 18. Jahrhundert über mehrere Generationen hinweg in einer packenden Familiensaga.
Die Zeit der Shoah dokumentiert die ehemalige Wirtschaftsredakteurin der Times of Zambia in ihrem Roman "Mitzis Hochzeit" schnörkellos und doch tiefsinnig.
Den im Mosse Verlag erschienenen Roman "Die Nottaufe" von Ruth Weiss haben wir Ihnen auf AVIVA-Berlin bereits vorgestellt. Im Juni 2008 nahm Frau Weiss den Kontakt mit AVIVA-Berlin auf, so dass wir heute zwei weitere Romane aus ihrem Werk an dieser Stelle näher skizzieren können.

"Mitzis Hochzeit"

"Mitzis Hochzeit" erzählt die außergewöhnliche Geschichte der eigenwilligen, schönen und charmanten Martina Ernestina von und zu Waldhausen, genannt Mitzi. Sie wächst in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts als jüngste Tochter auf dem elterlichen Gut in Ostpreußen auf. Nach dem Tod ihres geliebten Vaters wird sie von der Familie verstoßen. Es zieht sie in das pulsierende Berlin der 20er Jahre, wo sie in Toms Bar als Mundharmonika spielende Chansonsängerin schnell Karriere macht. Die Männer- und Frauenwelt liegt ihr zu Füßen – alle sind begeistert von ihr.
Schon bald begegnet sie Felix Zimmer, FZ, dem Künstler, der sie zeichnet und - sich in sie verliebt. Doch Mitzi verliebt sich in seinen besten Freund Stephan Blei, ein Sohn jüdischer Fabrikanten, der gerade als Journalist beim Berliner Abendblatt angefangen hat - und sich ebenfalls in sie verliebt. Außerdem begegnet sie dem einflussreichen Journalisten Hans Warnke – auch er verliebt sich in sie.

Mitzi heiratet Stephan Blei und bekommt mit ihm eine Tochter, Hans Warnke verrät sie aus persönlichen Motiven, Felix Zimmer ist ihr ergeben bis zum Schluss und rächt sie. Doch bis dahin vergehen Jahre ...

Im schmerzlichen Rückblick erzählt Mitzis Tochter Amanda in Australien im Jahr 1999, weit weg von den Ereignissen in Berlin und Tschechien diese berührende Geschichte, und wieder gilt es, eine Hochzeit vorzubereiten...

Weitere Informationen und Leseproben unter: www.mitzishochzeit.de

Ruth Weiss - Meine Schwester Sara

Erzählt wird die Lebensgeschichte der vierjährigen Sara Lehmann, die 1948 zusammen mit anderen überlebenden Waisenkindern aus Deutschland nach Südafrika kommt. Eine einflussreiche nationalistische Burenfamilie adoptiert das Mädchen, da es zum "guten Ton" gehört, deutsche Kinder aufzunehmen und christlich zu erziehen.

Als eines Tages ihre Papiere eintreffen, erfährt die Familie, dass sie Jüdin ist. Geboren ist Sara im Konzentrationslager Ravensbrück. Damit ändert sich schlagartig das gute und liebevolle Verhalten der Familie dem kleinen Mädchen gegenüber. Der Adoptivvater entzieht ihr über Jahre seine Zuneigung, mehr noch – er beachtet sie nicht mehr. Niemand sagt der Kleinen, warum. Einzig die Adoptivmutter und der älteste Bruder Johannes begegnen Sara weiterhin mit Liebe und Respekt. Doch Sara findet sich nicht mit der Diktatur der Gedanken und der Politik der Weißen im Land ab.

Im Rückblick, lange Zeit nach dem Aufstand in Soweto im Jahr 1976, erkennt der Bruder, dass er sie geliebt und verloren hat ...

Zur Autorin: Ruth Weiss wurde 1924 in Fürth geboren und emigrierte mit ihrer Familie 1936 nach Südafrika. Anfang der 1960er Jahre begann sie in Johannesburg eine Karriere als Journalistin. 1966 verließ sie das Land und berichtete aus Südrhodesien für die Financial Times, The Guardian, BBC und die Deutsche Welle. Viele Jahre lang bildete sie in Simbabwe JournalistInnen aus und gründete eine Wirtschaftszeitschrift. Weil sie gegen das Apartheidsystem schrieb, durfte sie lange Zeit nicht wieder nach Südafrika einreisen. Seit 2002 lebt sie aus familiären Gründen im Münsterland, da sie in der Nähe ihres Sohnes sein wollte, der in Dänemark lebt. In Deutschland wurde Ruth Weiss vor allem durch ihre Autobiographie "Wege im harten Gras" (Peter Hammer Verlag, 1994), das Kinderbuch über einen Minjan, "Sascha und die neun alten Männer" (Peter Hammer Verlag, 1997 -1999 auf der Liste der besten 13 Jugendbücher 1997-1999 des Kath. Jugend- und Kinderpreises), und ihre Romane "Meine Schwester Sara" (Maro Verlag, 2002, dtv, 2004), " Blutsteine" (Maro Verlag 2003), "Die Nottaufe" (Mosse Verlag, 2006) und "Der Judenweg" (Mosse Verlag, 2004) bekannt. "Meine Schwester Sara" soll verfilmt werden.
Weitere Titel von Ruth Weiss sind "Eingeladen war ich nicht" (Trafo, Berlin, 2008), "Miss Moores Geburtstag" (Trafo, Berlin, 2008).
Ausführliche Informationen finden Sie unter: http://www.trafoberlin.de/edition-ruth-weiss.htm

AVIVA-Tipp: Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite dokumentiert Ruth Weiss das Schicksal außergewöhnlicher Menschen, deren Hoffnungen, ihrem mutigen Kampf um Gerechtigkeit und eine tiefe Trauer. Einfühlsam und von berührender sprachlicher Schönheit skizziert die Autorin vor der farbenfrohen Kulisse Südafrikas die menschenverachtende Apartheid-Politik oder den alltäglichen Terror der Nationalsozialisten im pulsierenden Berlin der dreißiger Jahre. Im Zentrum ihrer Romane stehen dabei immer die Menschen, die dem Unrecht etwas Wichtiges entgegenzusetzen vermögen: Mitgefühl, Mut, Stolz und Liebe.


Ruth Weiss
Mitzis Hochzeit

Umschlaggestaltung von Rotraut Susanne Berner
MaroVerlag, erschienen 2007
268 Seiten, Broschur
ISBN-13: 978-3-87512-283-1
Preis: 16,90 Euro

Ruth Weiss
Meine Schwester Sara

Maro Verlag, 2002, dtv, 2004
Umschlaggestaltung von Rotraut Susanne Berner
260 Seiten, Broschur
ISBN-13: 978-3-87512-260-2
Preis: 19,90 Euro


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Beitrag vom 03.08.2008

Sharon Adler