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Beitrag vom 28.06.2008
Interview mit Dr. Ljiljana Mitic, Director Financial Services Industry bei Hewlett-Packard Deutschland
Yvonne de Andrés
AVIVA-Berlin sprach mit Dr. Ljiljana Mitic im Rahmen der World Women Work 2008 über Karrieren im internationalem Umfeld, dem HP-Diversityprogramm und Frauen und Technik.
Dr. Ljiljana Mitic, ist Dipl.-Betriebswirtin (FH) mit dem Schwerpunkt International Business und hat an der Fachhochschule Dortmund und University of Plymouth, England studiert. Nach Stationen bei EDS Electronic Data Systems (Deutschland) GmbH und der WestLB Systems GmbH, ist sie seit Januar 2005 bei der Hewlett-Packard GmbH beschäftigt. Ihr Tätigkeitsbereich als Business Development Director ist die strategische Weiterentwicklung der KundInnenbeziehungen im Bankensektor. Seit November 2005 ist Dr. Ljiljana Mitic Vertriebsdirektorin der Financial Services Industry Germany. Sie ist Teilnehmerin am Programm "Generation CEO" das von der Zeitschrift Capital und dem Unternehmensberater Heiner Thorborg initiiert wurde.
AVIVA-Berlin: Sie haben heute Vormittag zum Thema "Think global - Karrieren im internationalen Umfeld" gesprochen. Welche Erwartungen haben Sie an dieses Plenum beziehungsweise welche Ergebnisse wünschen Sie sich aus dieser Diskussion?
Dr. Ljiljana Mitic: Ich hatte eigentlich keine expliziten Erwartungen an das Panel. Es war mir im ersten Moment gar nicht so klar, was "Think global" mit dem Thema Frauen zu tun hat. Karrieremöglichkeiten hängen ja aber auch vom Betätigungsumfeld des Unternehmens ab. Mit Sicherheit haben internationale Konzerne eine andere Arbeitsweise und bieten damit auch andere Möglichkeiten, gerade für Frauen. Allerdings würde ich bei der Nutzung dieser Möglichkeiten einen Unterschied machen zwischen Frauen mit Kindern und ohne Kinder. Frauen mit Kindern können nicht immer unterwegs sein. Frauen ohne Kinder sind häufig sehr flexibel, was ihre Reisetätigkeit betrifft. Die Möglichkeiten und Chancen für Frauen in solchen Unternehmen sind jedoch identisch. Internationale Unternehmen haben nichts Frauenspezifisches an sich.
AVIVA-Berlin: Was raten Sie jungen Frauen, die bei der Hewlett-Packard GmbH ihre Karriere starten? Was sollten sie berücksichtigen?
Dr. Ljiljana Mitic: Hauptsächlich das, was ich auch Männern raten würde: Ansprüche aktiv einfordern. Dass heißt, wenn ich mich für einen Job als geeignet ansehe, dann muss ich das beweisen. Frau muss überzeugen, durch die Beherrschung des Handwerkszeugs, das Fachwissen und, definitiv, durch soziale Netzwerke. Netzwerke sind bei großen Unternehmen eine Grundvoraussetzung. Wer sich das richtige Netzwerk aufbaut, der hat bereits die halbe Miete gewonnen. Außerdem braucht man Sprachkenntnisse. Ohne die und ohne das Verständnis für andere Kulturen kommt man nicht weiter.
AVIVA-Berlin: Wie bewerten Sie die Veränderungen und Herausforderungen in einer Multi-Polaren-Welt? Meinen Sie, dass Unternehmen mit einer US-Firmenkultur, wie Hewlett-Packard, besser auf diese Herausforderungen eingerichtet sind als z. B. deutsche Firmen mit einer eher homogeneren Kultur?
Dr. Ljiljana Mitic: Das würde ich so nicht sagen. Das internationale Geschäft bringt einfach ganz andere Voraussetzungen und Notwendigkeiten mit sich, sich mit dem Thema Vielfältigkeit zu beschäftigen. Sobald ein Unternehmen international tätig ist, erfordert es die strukturelle Förderung von Vielfältigkeit, bei HP "Diversity" genannt. Manches deutsche Unternehmen spürt gar nicht die Notwendigkeit, sich international zu orientieren. Es gibt viele deutsche Konzerne, die nur in Deutschland agieren und die das auch sehr gut im Griff haben. Es stellt sich die Frage: Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen schaffen, um Diversity überhaupt zu fördern?
AVIVA-Berlin: Das Diversity Management Programm bei Hewlett-Packard hat als Schwerpunkte die Erhöhung des Frauenanteils bei HP, insbesondere auch im Management und die Erweiterung von Angeboten, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Wie sehen diese Maßnahmen konkret aus?
Dr. Ljiljana Mitic: Das ist richtig. Ein wichtiger Fokus der HP Diversity-Strategie in Deutschland ist die Erhöhung des Frauenanteils sowie die Förderung von Frauen in Managementpositionen. Hierzu gehören auch Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bei HP ist Diversity eine weltweite Strategie, die in den Regionen und einzelnen Ländern mit unterschiedlichem Fokus umgesetzt wird. Die Maßnahmen hierzu werden gemessen. Sogar unser Geschäftsführer hat eine prozentuale Vorgabe in seiner Zielvereinbarung. Um nur drei Beispiele zu nennen: Zum einen kooperiert HP mit Schulen, um Frauen schon früh für das Thema Technik zu begeistern. HP bietet Trainee- und Auszubildenden-Programme an, um ein "best-practice-sharing" in Gang zu bringen. Des Weiteren gibt es die Kooperationen mit Hochschulen und Patenschaften, wie z.B. mit der Hochschule Furtwangen für den Studiengang WirtschaftsNetze. Dies beinhaltet auch Mentoringprogramme zwischen Hochschulen und HP, bei denen den Studentinnen die Möglichkeit gegeben wird, das HP-Management kennen zu lernen. Innerhalb von HP gibt es verschiedene Maßnahmen: Cross-Mentoring- und Talent Management Programme, das Anstreben von Job-Sharing im Management, der HP Women´s Summit zur Unterstützung talentierter und motivierter HP Mitarbeiterinnen auf ihrem Karriereweg, Entwicklungsgespräche und -pläne. Auch im HP Frauennetzwerk findet ein regelmäßiger und abteilungsübergreifender Austausch von Wissen statt. In allen drei Bereichen versucht HP gezielt Frauen von innerhalb und von außerhalb des Unternehmens zu gewinnen und zu fördern.
Die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie richtet sich nicht nur an Frauen. HP bietet eine sehr großzügige Gleitzeitvereinbarung. Bei uns gibt es keine Kernarbeitszeit, es gibt Swingtime. Dies bedeutet, Sie können vor- und nacharbeiten. Es gibt 80/20 Prinzipien. Das heißt, sie können 20% Ihrer Stunden in Freizeit umwandeln und dafür weniger Lohn in Anspruch nehmen, dann z. B. nur 80% Gehalt beziehen. Sie können die Zeit aber auch aufsparen und dann irgendwann drei Monate frei nehmen. Die flexible Zeitgestaltung, sofern sie mit dem Geschäft vereinbar ist, wird von vielen Frauen in Anspruch genommen. Bei HP ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Sie von überall aus arbeiten können. So besitzen Mitarbeiter in bestimmten Funktionen, wie z. B. auch ich, keinen festen Schreibtisch. HP bietet ein breites Spektrum von Angeboten für Familien mit Kindern an. Hier einige Beispiele: eine von HP unterstützte Kindertagesstätte in Böblingen, Feriencomputer-Kurse, Ferienprogramme für Mitarbeiterkinder oder take-home-Lunch für MitarbeiterInnen, die halbtags arbeiten und keine Zeit haben zu kochen.
AVIVA-Berlin: Accenture hat 4.100 EntscheidungsträgerInnen in mittleren und großen Unternehmen zum Thema "Herausforderungen der Globalisierung" befragt - davon über 300 in Deutschland. Das Ergebnis: Nur knapp ein Drittel (32 Prozent) der in Deutschland befragten weiblichen Führungskräfte fühlt sich gerüstet, bei den Männern sind es dagegen immerhin fast die Hälfte (49 Prozent). Was, denken Sie, sind die größten Hemmnisse für Frauen hinsichtlich der Anforderungen der globalen Arbeitswelt?
Dr. Ljiljana Mitic: Es gibt aus meiner Sicht eigentlich keine Hemmnisse. Ein mögliches Problem könnte sein, seinen Standort zu verändern, wenn die Erfordernis da ist, aber der Partner nicht bereit ist mitzugehen. Ich erlebe oft, dass Familien, die sich lokal verändern, dies oft bis zum fünften Lebensjahr der Kinder tun. Mit der Einschulung der Kinder kommen dann viele Eltern nach Hause zurück. Frauen folgen in der Regel Männern ins Ausland. Männer folgen jedoch oft ihren Frauen nicht. Dies sehe ich als ein Problem an. Ich weiß nicht, ob die erwähnte Statistik wirklich relevant ist. Ich glaube schon, dass Frauen hier nicht benachteiligt sind.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Infos zu Hewlett-Packard Deutschland unter: www.hp.com