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Beitrag vom 28.01.2012
Elke Amberg - Schön! Stark! Frei! Wie Lesben in der Presse (nicht) dargestellt werden
Annika Hüttmann
Die Studie zur medialen Darstellung lesbischer Frauen belegt, dass die "Leerstelle Lesben" bei weitem nicht nur gefühlt ist, denn in der Presse sind Lesben vor allem eines: unsichtbar.
Die Tatsache, dass Lesben in der Presse unterrepräsentiert sind, bildet den Ausgangspunkt für die Studie, die die Kommunikationswissenschaftlerin Elke Amberg im Auftrag der Lesbenberatungsstelle LeTRa anfertigte.
Wie häufig wird über Lesben berichtet? Wie werden sie dargestellt? Mit welcher Wortwahl? Dies und mehr wird anhand von 81 Artikeln von 2009 aus vier Münchener Tageszeitungen zu den Bereichen CSD und Gleichstellungspolitik untersucht. Dabei stößt die Autorin vor allem auf eines: schwule Männer.
Bei Themen, die sowohl Schwule als auch Lesben betreffen, werden durch Überschriften wie "Ehegatten-Splitting für Schwule" lesbische Frauen von vornherein ausgeblendet und auch auf Abbildungen zu den jeweiligen Artikeln sind sie eine Seltenheit. Die Begriffe "Lesbe" und "lesbisch" werden durch Umschreibungen vermieden und Elke Amberg erläutert, warum auch der scheinbar geschlechtsneutrale Begriff "homosexuell" problematisch ist: Die meisten Menschen denken hierbei an schwule Männer.
Neben der Häufigkeit, mit der Lesben thematisiert werden, die die Autorin in Zahlen belegt, liefert sie auch eine inhaltliche Analyse ausgewählter Artikel. Hier zeigt sich eine weitere Dimension des verzerrten Bildes, das die Medien von Lesben geben. Wird über sie berichtet, dann entweder, weil sie Mütter oder prominent sind. Zudem fehlen häufig sowohl Berufsbezeichnungen als auch Nachnamen - etwas, das sonst eher bei der Beschreibung von Kindern üblich ist.
Elke Amberg selbst betont, dass ihr Buch nicht die endgültige Studie zur medialen Darstellung lesbischer Frauen ist, sondern vielmehr ein Anfang, eine große Forschungslücke zu schließen. Dies geschieht, indem sie zunächst einen historischen Überblick über die Darstellung von Frauen in der Presse gibt und hinzufügt, mit welchen speziellen Problemen lesbische Frauen hier konfrontiert werden. Sie präsentiert (die wenigen) anderen Untersuchungen zu diesem Thema und liefert mit ihrer anschließenden Analyse der Zeitungsartikel eine Grundlage für weitere Studien.
Da es sich bei dem Buch um eine wissenschaftliche Studie handelt, enthält es viele Zahlen, Diagramme und methodische Überlegungen. Diese sind jedoch in einen leicht lesbaren und unterhaltsamen Gesamttext eingebettet und daher für ein breites LeserInnenpublikum geeignet. Im übrigen ist die Studie nicht nur für lesbische Frauen interessant, da viele der aufgezeigten Probleme Frauen allgemein betreffen. Am wünschenswertesten wäre es sowieso, wenn die für die "Nichtexistenz" der Lesben verantwortlichen JournalistInnen dieses Buch lesen würden!
AVIVA-Tipp: "Schön! Stark! Frei! Wie Lesben in der Presse (nicht) dargestellt werden" ist ein Buch, das keine großen neuen Erkenntnisse liefert, dafür aber mehrere kleine und ein Ansporn sein sollte, sich weiter mit diesem Thema zu befassen. Alle, die schon immer das Gefühl hatten, dass Lesben in den Medien marginalisiert werden, bekommen hier die Fakten, mit denen sie dieses Gefühl untermauern können.
Zur Autorin: Elke Ambergs Portfolio umfasst Pressearbeit und Marketing, Studien, Fachtexte, Redaktion und Dokumentation zu; Frauen, Mädchen, Lesben, Behinderung, Migration, Bildung. Sie leitet journalistische Workshops und war u.a. Hörfunkjournalistin für die ARD und redaktionelle Mitarbeiterin für ZDF, "Mona Lisa".
(Verlagsinformationen)
Weitere Infos und Kontakt unter: www.elke-amberg.de
Elke Amberg
Schön! Stark! Frei!
Wie Lesben in der Presse (nicht) dargestellt werden
Ulrike Helmer Verlag, erschienen im Oktober 2011
Taschenbuch, 245 Seiten
ISBN 978 3 89741 324 5
20 Euro
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