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Beitrag vom 05.03.2009
Der Minirock. Die Revolution - Die Macher - Die Ikonen
Stefanie Denkert
Mini Stoff - Maxi Wirkung: Der ´Mini´ wurde zum modischen Symbol einer selbstbewussten neuen Frauengeneration. Grund genug, sich die 50-jährige Kulturgeschichte des kurzen Rocks genauer anzuschauen.
Die Revolution
So wie der Kurzhaarschnitt ("Bubikopf") in den 1920ern wurde der kurze Rock vierzig Jahre später für Frauen, so wie die ModemacherInnen es beabsichtigt hatten, zum Symbol der Befreiung und des Protests gegen die Doppelmoral und die strikten Regeln, denen sich das weibliche Geschlecht unterwerfen sollte. Schnell wurde also ein bisschen Stoff zum Politikum, und 1970 gingen in Dortmund gar 20 000 Mini-TrägerInnen auf die Straße, um für ihr Recht auf Beinfreiheit zu demonstrieren.
"Für mich ist der Mini keine Rebellion mehr, sondern Realität. Das verdanke ich der Generation meiner Mutter," schreibt Bianca Lang, die im Vorwort des Bildbands von der Mutter und ihrem ersten ´Mini´ Ende der 1960er erzählt.
Die junge Sekretärin konnte und wollte damals durch das Tragen ihres knallbunten Minikleids nicht nur ihre Eltern "schockieren", sondern damit das Lebensgefühl der sich gegen die Autoritäten auflehnenden Jugendbewegung in der gesamten westlichen Welt und so auch im Nachkriegsdeutschland ausdrücken.
Die MacherInnen
Als die Modejournalistinnen Bianca Lang, Tina Schraml und Lena Elster mit den Recherchen zum Minirock begannen, konnten sie zunächst keine/n wahre/n ErfinderIn des Kurzrocks ausmachen. Jedoch steht fest, dass die Londonerin Mary Quant seit Ende der 1950er Jahre die ersten Minis geschneidert hat. Mit ihr sowie mit Zandra Rhodes, Coqueline Coureges und Barbara Hulanicki haben die Herausgeberinnen für "Der Minirock" interessante und vor allem aufschlussreiche Interviews geführt, die ebenfalls im Buch nachzulesen sind.
Die Ikonen
Von Modelikonen wie Twiggy und Kate Moss bis hin zu Sexbomben wie Brigitte Bardot und Sophia Loren – der Mini war ´Muss´. Nachdem das kurze Kleidungsstück salonfähig wurde, konnte man damit auch Ladies wie Jackie Kennedy auf offiziellen Anlässen sehen. Seit den 1960ern ist der Minirock auch fester Bestandteil des Showbusiness, sei es in der Musikindustrie – wie Bilder von Nancy Sinatra, Tina Turner oder Madonna beweisen – oder in Film- und Fernsehen – man denke an die kurzen Kostüme von Ally McBeal oder an die Kleidchen in "Sex in the City" zurück.
In den letzten Jahren hat Paris Hilton mit dem Tragen des Minis ohne Unterwäsche einen neuen Trend gesetzt, aber das wäre ein Thema für ein anderes Buch ...
Zu den Herausgeberinnen: Bianca Lang, Tina Schraml und Lena Elster lernten sich als freie Journalistinnen für das Modemagazin Gala Style kennen. Lang, 35, war u.a. Redakteurin im Kultur- und Moderessort des stern, heute ist sie Lifestyle Redakteurin für die Financial Times Deutschland. Schraml, 32, und Elster, 26, beide Absolventinnen der Akademie Mode und Design (AMD), arbeiten als Moderedakteurinnen für die Gala. Die drei Autorinnen leben in Hamburg.
AVIVA-Tipp: Heute ist das Tragen eines Minirocks weniger spektakulär, es sei denn, frau trägt ihn zu unangemessenen Gelegenheiten – zumindest in den westlichen Kulturkreisen. Die Tatsache, dass der Mini als "Gegenentwurf zur Burka" (Paco Rabanne) gesehen werden kann, macht noch einmal die Bedeutung von Kleidung für die Emanzipation von Frauen deutlich. Grund genug also, sich auch als gestandene Feministin die 50-jährige Kulturgeschichte dieses Modestücks genauer anzuschauen. Großartige Fotos aus den letzten fünf Jahrzehnten, informative Texte sowie witzige Zitate von und interessante Gespräche mit Modegrößen machen "Der Minirock" zu einem empfehlenswerten Coffee Table Book!
Bianca Lang, Tina Schraml und Lena Elster
Der Minirock. Die Revolution - Die Macher - Die Ikonen
Verlag: edel edition, erschienen im Februar 2009
176 Seiten, Format 21 x 28 cm
ISBN: 978-3-941378-05-6
EAN-Code: 9783941378056
29,95 Euro