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Beitrag vom 19.01.2008
Ali Smith - Im Hotel
Sharon Adler
Nach "Die Zufällige" erneut ein brillanter Roman von Ali Smith. "Im Hotel" zeichnet verstörend schöne Bilder des Gefühlslebens von fünf Frauen auf. Vier lebende und der Geist einer Verstorbenen begegnen einander.
Irgendwo in England, im luxuriösen Global Hotel treffen diese fünf Frauen aufeinander, dort, wo das Zimmermädchen Sara tödlich verunglückt ist.
Ihr Geist ist es, der mit den Lebenden spricht, auch wenn diese sie nicht hören können.
Da ist zum einen die Obdachlose Else, die "das Innere ihres Körpers kaputtgemacht hat durch ihre Lebensweise". Bettelnd und zugleich scharf beobachtend bringt sie ihre Tage und Nächte vor dem Hotel zu. Wundert sich über das junge Mädchen, das mit ihrem unschuldigen Gesicht soviel Geld einnimmt und es dann liegen lässt. Das Mädchen ist Clare, die jüngere Schwester von Sara, die deren tragischen Unfall im Hotelaufzug rekonstruieren muss, um ihrem Leben einen Sinn zu geben. Die freundliche Rezeptionistin Lise verschafft Else ein Zimmer für die Nacht, "Ohne Bedingungen". Und sie erkennt Clare, ist sich sicher, dass sie sie bei der Beerdigung des toten Zimmermädchens Sara gesehen hat.
Sehr viel später, als Lise durch eine nicht diagnostizierbare Krankheit bettlägerig ist, wird sie erleben, dass Zeit notorisch trügerisch ist.
In Duncan, den Hotelangestellten, ist Lise heimlich verliebt. Seit dem Unglück verbringt der Augen- und Ohrenzeuge seine Arbeitszeit jedoch ausschließlich im Fundsachenraum, inmitten alphabetisch geordneter Dinge und auf einem Karton verpackter, allmählich keimender Narzissenzwiebeln sitzend.
Im Laufe dieser einen Nacht sucht die Journalistin Penny, die im Hotel übernachtet, nach einer großen Story und trifft dabei auf die anderen...
Zur Autorin: Ali Smith wurde 1962 in Inverness in Schottland geboren und lebt heute in Cambridge. Sie hat bisher drei Romane und drei Erzählbände veröffentlicht und schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitungen. Sie stand bereits zweimal auf der Shortlist des Booker Prize und einmal auf der Shortlist des Orange Prize. Für "Die Zufällige" wurde sie 2005 mit dem Whitbread Award für den besten Roman ausgezeichnet.
AVIVA-Tipp: "Im Hotel" ist kein gefälliger Roman. Er ist eher wie einer dieser besonderen Juwele, die auch im Dunkeln funkeln. Zufälligkeiten verweben sich zu einem dichten Ganzen, berühren sich, ohne zu verstehen, oder um Verständnis zu heischen. Der fragmentarische Sprachstil der literarischen Entdeckung Ali Smith läßt auch die Leserin sprachlos zurück, vielleicht ein wenig bewusster um die Vergänglichkeit und Zufälligkeiten des Da-Seins.
Ali Smith
Im Hotel
Originaltitel: Hotel World
Originalverlag: Hamish Hamilton, London
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz
Kartoniert, 256 Seiten
ISBN: 978-3-630-62108-1
Euro 8,50 [D] / SFr 15,80
Sammlung Luchterhand, erschienen Februar 2007