AVIVA-Berlin >
Buecher > Public Affairs
AVIVA-BERLIN.de im November 2024 -
Beitrag vom 30.11.2008
Feministische Medien - Öffentlichkeiten jenseits des Malestream
Stefanie Denkert
Eine Bestandsaufnahme von deutschsprachigen feministischen Medien, die sich seit Anbeginn der Frauenbewegung zwischen Popkultur und Politik sowie DIY-Mentalität und Selbstausbeutung bewegen.
"Ob sie Aviva heißen, Courage, Emma, Fiber, fraz; L.mag, Sic!, oder so augenzwinkernde Titel tragen wie Schlangenbrut und Krampfader: Medien waren und sind ein zentrales Element feministischer Bewegungen" befinden die Herausgeberinnen und Autorinnen von "Feministische Medien" zurecht. Und seit den 1980ern, als die Frauenbewegung in die Institutionen und in die Umweltbewegung überging, ist der direkte Aktionismus umso mehr der medialen Auseinandersetzung mit feministischen Themen gewichen.
Endlich erscheint zu diesem wichtigen frauenpolitischen Instrument eine Bestandsaufnahme des Status Quo der feministischen Medienlandschaft - vom Flugblatt bis zum Fanzine, von Print- und Onlinemagazinen über Blogs, Radio und bis hin zu TV-Sendungen und der LesPress - im deutschsprachigen Raum. Denn, wie AVIVA-Berlin-LeserInnen wissen, gibt es auch feministische Magazine jenseits von EMMA.
Das gemeinsame Problem, das diese als alternative und unabhängige agierende Medien seit jeher begleitet, ist unter anderem das der Finanzierung. Die medienmachenden Feministinnen sind mit Herzblut dabei und landen schnell in der Selbstausbeutungsfalle, wie Sonja Eismann, Mitbegründerin von "Missy Magazine", in ihrem Beitrag "Alles aus Liebe. Feministische Medienarbeit zwischen Selbstbestimmung und Selbstausbeutung" beschreibt.
Julia Well spricht in ihrem Artikel über "Feministische Redaktionen im Spannungsfeld von Kommerzialität und Autonomie" sowie über die Unterschiede zwischen ´professioneller´ und ´professionalisierter´ Arbeit in den alternativen Medien.
Relativ unprofessionell, aber wichtig für die feministische Medienlandschaft sind seit den Anfängen der Frauenbewegung selbstgedruckte Flugblätter und Pamphlete gewesen. In den 1990ern kamen verstärkt, und besonders in den USA im Zuge der Riot Grrrl-Bewegung, selbstgemachte ´Zines´ auf, die durch die Verbreitung des Internets von e-zines bzw. Blogs abgelöst wurden. Auf die amerikanischen "Grrrl Zines" geht insbesondere Elke Zobl in ihrem Beitrag "Pockets of Resistance" ein, während Britta Cacioppo, Eva Geber und Carina Nekolny die Geschichte von AUF, die tatsächlich mit einem Flugblatt begann, erzählen.
Die Herausgeberinnen von "Feministische Medien" sind allesamt Macherinnen von an.schläge , dem einzigen feministischen Monatsmagazin in Österreich. 2008 konnte es sein 25-jähriges Jubiläum feiern, dazu hat Saskya Rudigier einen Beitrag geschrieben, während Lea Susemichel das 2005 gestartete "an.schläge TV" vorstellt.
Zu den Herausgeberinnen:
Gabi Horak, geb. 1979, Redakteurin der "an.schläge", Studentin der Publizistik- und Theaterwissenschaft an der Uni Wien.
Saskya Rudigier, 1976 in Bludenz geboren, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien und Berlin. Sie ist ebenfalls koordinierende Redakteurin der an.schläge, außerdem Produzentin von an.schläge tv.
Lea Susemichel, geboren 1976 in Worms, studierte Philosophie und Gender Studies in Wien, ist Lehrbeauftragte an der Wiener Kunstschule und koordinierende Redakteurin der an.schläge und von an.schläge tv.
AVIVA-Tipp: "Feministische Medien" gibt einen umfassenden und längst überfälligen Über- und Rückblick - und gewährt Einblicke hinter die Kulissen der deutschsprachigen Szene. Österreichische feministische Medien sind in diesem Buch ungewöhnlich überproportional vertreten, und - auch das überrascht vielleicht einige - Wien, die Metropole der nur 8,3 Mio. EinwohnerInnen zählenden Republik, nicht Köln oder Berlin ist für feministische Medien die Hochburg im deutschsprachigen Raum. Das Buch ist ein ´Must Have´ für Feministinnen und MedienwissenschaftlerInnen!
Feministische Medien: Öffentlichkeiten jenseits des Malestream
Hrsg. von Lea Susemichel, Saskya Rudigier, Gabi Horak
Ulrike Helmer Verlag, erschienen im Oktober 2008
Broschiert, 212 Seiten
ISBN-10: 3897412659
ISBN-13: 978-3897412651
19,90 Euro