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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 05.02.2007


Tannöd
Clarissa Lempp

In ihrem Debutroman beschwört Andrea Maria Schenkel die düstere Landschaft um einen Einsiedlerhof, dessen BewohnerInnen ermordet wurden und deckt dabei Familien- und Dorfgeheimnisse auf.




NEWS 24. Januar 2008

Constantin Film und Wüstefilm West produzieren die Kinoverfilmung von Tannöd unter der Regie der Schweizerin Bettina Oberli (Die Herbstzeitlosen). Die Dreharbeiten sollen im April 2008 in der Eifel beginnen. Gemeinsam mit Petra Lüschow hat Oberli auch das Drehbuch geschrieben. Für eine der Hauptrollen ist Monica Bleibtreu vorgesehen, die für ihre Hör-CD "Tannöd" bereits als beste Interpretin mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wurde.

"Tannöd" erobert auch die Theaterbühnen: Im März 2008 startet das Tiroler Landestheater Innsbruck mit der Uraufführung, es folgt die deutsche Erstaufführung am Staatsschauspiel Dresden im Mai, Premiere im Stadttheater Fürth im Oktober 2008 und auch das Westfälische Landestheater plant eine Aufführung für den November 2008.


Deutschland Mitte der 50iger Jahre. Auf einem abgelegenen Bauernhof wird eine ganze Familie ausgelöscht. Der Mörder erschlägt sie brutal mit einer Spitzhacke. Nicht einmal die Kinder hat er verschont. Im Dorf ist klar, dass der Täter nicht aus den eigenen Reihen stammen kann. Und trotzdem scheint es niemanden zu überraschen, dass es gerade die Danners getroffen hat.
"Man soll ja nichts schlechtes über Tote sagen... ich sag nur soviel, das ich sie nicht gemocht hab, die Leute von dem Hof..." äußert sich die Bäuerin vom Nachbarhof Obertannöd. Aber dann erzählt sie doch. Wie schlecht der alte Danner seine FremdarbeiterInnen während des Krieges behandelte. Dass er der "kleinen Polin", die ihm zugewiesen war, nachstellte. Richtig verfolgt und belästigt hat er sie. Niemand aus der Familie griff ein, im Gegenteil: "Es ist schon so, wird einer das ganze Leben getreten, tritt er, wenn er die Möglichkeit dazu hat, auch."
Die dunklen Familiengeheimnisse der Ermordeten kennt jede/r im Dorf und doch will sie keine/r bestätigen. Man/frau hört, sieht, denkt, spricht darüber und doch ist nichts sicher.
Die lakonische Sprache des Buches wirkt in ihrer Nüchternheit erschreckend, manchmal fast grausam und bleibt gerade deshalb so authentisch. Die Erzählerin begleitet den unbekannten Mörder in seinen Alltag und macht ihn damit fast fühlbar für die LeserIn. Verunsichert und beunruhigt greift man schließlich selbst die Spurensuche auf.
Die Atmosphäre des Buches verdichtet sich rasch und in manchen Moment vermag sich die LeserIn selbst in den moosigen Wäldern der Tannöd wiederfinden. Schutz suchend vor der "wilden Jagd" und den Winterstürmen, die schon manch arme Seele gefangen haben...
Zur Autorin: Andrea Maria Schenkel lebt mit ihrer Familie bei Regensburg. Tannöd ist ihre erste Romanveröffentlichung, für die sie bereits den Deutschen Krimi Preis 2007 erhielt. Im Februar 2007 wurde sie mit vier weiteren AutorInnen für den Friedrich-Glauser-Preis 2007 in der Sparte "Debut" nominiert. Die PreisträgerInnen werden am 21. April 2007 bekanntgegeben.
AVIVA-Tipp: Ein spannender Krimi, dem ein ungeklärter Mordfall zugrunde liegt. Andrea Maria Schenkel gelingt es virtuos, dass ihre Figuren sich schonungslos offen legen ohne entblößt zu wirken. Sie benutzt ihre Sprache, ihre Geschichten, ihren Glauben und zeichnet das eindringliche Bild einer bigotten Dorfwelt in dem jede/r der Anderen RichterIn ist.
Lesen Sie auch unser Interview mit Andrea Maria Schenkel.

Tannöd
Kriminalroman
Edition Nautilus, erschienen Januar 2006
Broschur, 128 Seiten
12,90 Euro
ISBN 3-89401-479-2


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Beitrag vom 05.02.2007

Clarissa Lempp