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Beitrag vom 19.09.2005
Reise nach Jerusalem - oder 141 Tage Warten auf Grünstein
Sarah Ross
Die allein erziehende Mutter Judith verliebt sich einen Mann namens Grünstein und beginnt sich für alles Jüdische zu interessieren. Ihr Gefühlsleben schwankt zwischen Euphorie und Verzweiflung.
Die Schauspielerin, Illustratorin, freie Grafikerin und Autorin Miriam Sachs liefert uns mit ihrem Erstlingswerk eine charmante Liebesgeschichte und eine unkonventionelle wie liebevolle Annäherung ans Judentum. Intelligente und humorvolle Illustrationen verleihen diesem Buch einen besonderen Charakter.
Judith ist 30 Jahre alt und allein erziehende Mutter. Als sie sich vom Vater ihrer Tochter zu trennen versucht, verliebt sie sich zunächst in den Namen Grünstein und schließlich auch in den Namensträger - einen allein erziehenden Vater und Juden, der, wenn er lacht, aussieht wie der amerikanische Schauspieler Alan Alda: "Grünstein - das klingt wie glatte schöne Steine in einem Bach, Wasser, in das man greift, Steine aus der Tiefe des Wassers mit Algen drauf, samtig und kühl … Hieße ich auch so, wäre mein Name Judith Grünstein. Jeder würde denken, ich sei jüdisch. Ich würde mir eine spitzgerandete, weiße Sonnenbrille kaufen und in ein paar Jahren riesige Perücken tragen".
Was tun, wenn man über beide Ohren verliebt ist und versucht, dem Objekt seiner Begierde Schritt für Schritt näher zu kommen? Grünstein ist Jude, also fängt Judith an, sich für alles Jüdische zu interessieren. Mit ihrer Tochter feiert sie Rosch haSchana, besucht die Synagoge und lernt Hebräisch. Judith hatte einmal eine jüdische Freundin, was sie damals nicht sonderlich interessierte. Doch als sie sich vorstellt, dass Grünstein in Jerusalem ist, bucht sie schließlich - fast aus Versehen - eine Reise nach Jerusalem.
Miriam Sachs verfasste ihr Werk als Tagebuch. Und so zeichnet Judith in ihrem Tagebuch 121 Tage lang all ihre Gedanken und Träume auf - manchmal froh, manchmal traurig, aber immer mit Humor. Mit einer bezaubernden und sympathischen Naivität lässt die allein erziehende Mutter die LeserInnen an ihrem zwischen Euphorie und Verzweifelung, Waghalsigkeit und Verzagtheit schwankenden Gemütszustand teilhaben. In Judiths Tagebuch überschlagen sich die Gedanken: Ihre Schwärmereien für Grünstein wechseln sich ab mit Überlegungen zur "Autonomiebehörde" und der "Mütterberatung", und warum Scheich Jassin plötzlich würdevoller aussieht als Schäuble.
Die Autorin hat eine szenische Inszenierung ihres Debütromans erarbeitet, mit der sie auf Tour geht. Sie ist am Mittwoch den 28. September 2005 um 20 Uhr im Theater Forum Kreuzberg (Eisenbahnstraße 21) zu sehen.
Zur Autorin: Miriam Sachs wurde 1970 in München geboren. Seit 1989 lebt sie in Berlin und arbeitete dort als dramaturgische Assistentin bei Thomas Langhoff am Deutschen Theater. Als Illustratorin und freie Grafikerin hatte sie mehrere eigene Ausstellungen. Seit ihrer Schauspielausbildung 1995 ist Miriam Sachs als Schauspielerin bei Film und Fernsehen, im Theater und Improvisationstheater tätig. Miriam Sachs ist Mutter von zwei Kindern. Dieser Roman ist ihre erste Buchveröffentlichung.
Aviva-Tipp: Miriam Sachs´ Debütroman "Reise nach Jerusalem oder 141 Tage warten auf Grünstein" zeichnet sich durch einen leichten wie klugen Erzählstil aus. An die Tagebücher einer Bridget Jones erinnernd, ist das Leben der liebenswerten Chaotin Judith von Seifenopern und jüdischen Traditionen, vom Elternrat und den brisanten politischen Ereignissen in Israel und Palästina - vor allem aber von der neuen Liebe bestimmt. Mit ihrem traumtänzerischem Blick auf die kleinen Dinge des Lebens und die etwas größeren der Welt zieht die Autorin die LeserInnen in ihren Bann.
Miriam Sachs
Reise nach Jerusalem oder 141 Tage Warten auf Grünstein
Roman
Edition Nautilus, August 2005
ISBN 3-89401-461-X
168 Seiten, mit 43 S-W-Abb., gebunden
16,90 Euro90008115&artiId=3585117&nav=5081"