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Beitrag vom 17.07.2013
Irene Runge - Wie ich im jüdischen Manhattan zu meinem Berlin fand oder Reisen Ankommen Leben
Miriam Magall
Wer in diesem Buch viel Neues aus Irene Runges Privatleben erwartet hat, wird eher enttäuscht, denn davon ist bei ihr nur wie ganz nebenbei zu erfahren. Sehr viel mehr ist dagegen aus dem...
... privaten und öffentlichen Leben, vor allem von Jüdinnen und Juden in Manhattan und auch in Berlin, zu lernen.
Runge ist die Tochter von überzeugten KommunistInnen, die rechtzeitig die Flucht ergreifen. Sie wird 1942 in Manhattan geboren, ihre Eltern kehren 1949 in das in ihren Augen bessere Deutschland, in die DDR, zurück. Zu ihrer Erziehung sagt Irene Runge gleich auf der ersten Seite:
"Meine Generation wurde vor allem politisch erzogen."
Dass sie jüdisch ist, wird ihr erst später klar. Seit 1971 geht sie manchmal in Ostberlins Jüdische Gemeinde, einige Jahre später, 1977, wird sie Mitglied. Aber erst 1984 "begriff ich in Manhattan, wie sehr mich auch diese Herkunft geprägt hat".
Sie schreibt denn auch sehr ausführlich über Chabad, einer chassidischen Bewegung, die auf den um 1700 geborenen Rabbi Ben Elieser, genannt "der Bescht", der "Meister des guten Namens", zurückgeht. Wir erfahren von ihrem Besuch beim noch lebenden siebten Rebbe, bei Mendel Menachem Schneerson, in Brooklyn, und von ihrem Besuch an seinem Grab. In dem von ihr gegründeten Jüdischen Kulturverein in Ostberlin sind immer wieder Schlichim, Gesandte des Rebben, vor und nach seinem Tod, zu Besuch und bringen den Mitgliedern des Vereins das Judentum nahe.
Beim Lesen von der Schabbes-Feier in der Carlebach Shul in Manhattan mit Reb Shlomo, Rabbiner Shlomo Carlebach, werde zumindest ich geradezu neidisch auf Irene Runge, dass sie da mitmachen durfte. Immer wieder ist die Rede davon, wie sehr Jüdinnen und Juden, jüdische Feiertage und Bräuche in Manhattan als etwas Selbstverständliches, als normaler Bestandteil des täglichen und feiertäglichen Lebens dazugehören, was in Berlin bis heute nicht selbstverständlich ist.
AVIVA-Tipp: Irene Runges Buch ist atemlos in seinen Aufzählungen, bringt damit sehr schön das Lebensgefühl in Manhattan zum Ausdruck und schafft einige wunderbare lyrische Momente. Ein Buch, dem viele LeserInnen zu wünschen sind.
Über die Autorin: Irene Runge wurde 1942 als Kind deutsch-jüdischer sozialistischer EmigrantInnen in Manhattan geboren und ist in Ostberlin aufgewachsen, wo sie auch heute noch lebt. Sie ist Soziologin und schreibt seit Jahren über jüdische Themen, urbanes Leben und Minoritäten.
Irene Runge
Wie ich im jüdischen Manhattan zu meinem Berlin fand oder Reisen Ankommen Leben
Kulturmaschinen Verlag, Berlin, erschienen 2012
Taschenbuch, 327 Seiten
ISBN: 978-3-940274-61-8
16,90,- Euro
www.kulturmaschinen.com
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Zur Rezensentin: Miriam Magall ist Religions- und Sprachwissenschaftlerin sowie Kunsthistorikerin; sie arbeitet als Publizistin, Konferenzdolmetscherin und Übersetzerin (14 erlernte Sprachen, 6 Arbeitssprachen; rund 300 übersetzte Bücher). Sie hält Vorträge in Volkshochschulen, Museen und Kirchengemeinden in ganz Deutschland über jüdische und israelische Themen. Seit 2005 erschienen von ihr zehn Sachbücher und 3 Romane. Sie lebte bis 1988 in Tel-Aviv, Israel, danach in Heidelberg, von 2002--2010 in München, seit 2010 in Berlin.